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T.A.I.-Interview

Schneller war keiner! Stanglwirt-Restart mit 00:01 Uhr Check-In. Wünsche an die Politik

T.A.I. 24 TOP News

Er zählt seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Hotels in Österreich und setzte auch heuer wieder ungewöhnliche Akzente: der Stanglwirt in Going. So sorgten Maria Hauser (Mitglied der Geschäftsleitung), Elisabeth Hauser-Benz (rechte Hand von Geschäftsführer Balthasar Hauser) und der jüngste Hauser-Spross Johannes Hauser (F&B-Bereich sowie hauseigene Landwirtschaft) rund um den Restart mit einem 00:01 Uhr Check-In ebenso für Furore (angeblich gab es sogar eine Autoschlange von Gästen, welche die ersten nach dem Restart sein wollten), wie mit hohen Auslastungen. Damit nicht genug, wurde der gesamten Corona-bedingten Zwangssperre über das Team beisammengehalten, sodass es jetzt – Branchen-unüblich – keinerlei Mitarbeitermangel gibt. Grund genug für T.A.I., Stanglwirt Balthasar Hauser um ein Interview zu bitten.

T.A.I.: Hat sich das mit dem 00:01 Uhr Check-In tatsächlich so verhalten?

Hauser: „Eine kleine Autoschlange hatte sich ergeben, da wir die Regeln sehr strikt befolgt haben und kein Gast vor 00.01 Uhr das Haus betreten durfte. Wir sind sehr dankbar für die Geduld und Disziplin unserer Gäste und MitarbeiterInnen, die sich zu jeder Zeit an alle Maßnahmen und Abstandregeln gehalten haben. Es war für uns wirklich ein sehr schöner und emotionaler Moment, dieses hohe Vertrauen unserer Gäste in uns und unser Haus erleben zu dürfen, es hat alles wunderbar und wie geplant funktioniert. Und tatsächlich sind wir seit der Eröffnung fast durchgängig ausgebucht, was uns enorm dankbar stimmt.“

T.A.I.: Wie kam es zu der 00:01 Uhr Check-In Idee und wie wurde sie umgesetzt?

Hauser: „Die Idee entstand wie so viele im Gespräch innerhalb unserer Familie und des Führungsteams, aber mit einer so überwältigenden Resonanz hatten wir gar nicht gerechnet. 10 Tage vor der Eröffnung kommunizierten wir das Angebot auf unseren Social Media-Kanälen und den Gästen, die vorab schon den Eröffnungstag gebucht hatten, sendeten wir eine persönliche E-Mail. Die Nacht ab 00.01 Uhr inklusive Frühstück war unsere Einladung, unser Dankeschön, auch für die Geduld unserer Gäste bei den mehrfachen Umbuchungen aufgrund der pandemischen Situation.“

Seit 300 Jahren durchgehend offen

T.A.I.: Gab es zum Restart finanzielle Anreize?

Hauser: „Einen finanziellen Vorteil gab es nicht, nur einen emotionalen. Wir haben unsere MitarbeiterInnen und Gäste jeden einzelnen Tag vermisst, es ist unsere Leidenschaft und Passion als Hoteliers, Gäste zu empfangen und ihnen eine wunderbare Auszeit zu bereiten. So kam dann auch die Idee, dass wir von der ersten Minute an wieder für unsere Gäste da sein wollen. Der Stanglwirt hatte seit 1722 nachweislich keinen einzigen freiwilligen Ruhetag. Also, Zeit seines Bestehens noch nie so lang geschlossen. Deshalb wollten wir die uns unfreiwillig auferlegte ‚Ruhezeit‘ auch als wichtiges Symbol an Gäste und Mitarbeiter in der erstmöglichen Minute wieder beenden. Das war wahrlich ein historischer Moment.“

T.A.I.: Mit welchem finanziellen Aufwand war das Behalten der MitarbeiterInnen verbunden – hat die Kurzarbeit dabei geholfen?

Hauser: „Die Kurzarbeit war natürlich ein sehr hilfreiches Instrument, unsere MitarbeiterInnen zu halten. 40 MitarbeiterInnen hatten wir den ganzen Lockdown über normal beschäftigt, um die zwingend notwendigen operativen Abläufe auch bei geschlossenem Haus aufrecht erhalten zu können. Alle weiteren MitarbeiterInnen konnten wir über die gesamte Zeit in Kurzarbeit halten, das hat uns auch für die Bindung innerhalb des Teams sehr geholfen. Wir spüren nochmal einen verstärkten Zusammenhalt nach der Öffnung, es war für uns alle eine große Herausforderung, wie für die gesamte Branche.“

Brandneue Mitarbeiter-Residenz

T.A.I.: Sie haben auch in neue Mitarbeiter-Unterkünfte investiert …

Hauser: „Ja. Die Tatsache hat uns sehr geholfen, dass unsere brandneue Mitarbeiter-Residenz in Vollholz-Bauweise kurz vor dem Lockdown fertiggestellt wurde und somit alle ein wunderschönes Daheim in großzügigen, hochwertig gestalteten Wohn-Einheiten hatten, in denen sie sich auch während der Schließzeit wohlfühlen konnten … inklusive traumhaftem Blick auf den Wilden Kaiser und Zugang zur herrlichen Natur unserer Umgebung.“

T.A.I.: Wie groß ist das Stanglwirt-Team jetzt und welche Größe hatte es vor Corona?

Hauser: „Wir sind sehr dankbar, die Kurzarbeit bereits 13 Tage nach der Wiedereröffnung Ende Mai beendet zu haben. Auch sind wir wieder auf demselben Stand wie vor Corona, mit 320 MitarbeiterInnen. Wir freuen uns zudem sehr, dass durch den Betrieb im Sommer unsere PraktikantInnen ihre Ausbildung durchführen können.“

Lob und Wünsche an die Politik

T.A.I.: Welche finanziellen Hilfen rund um Corona hat der Stanglwirt in Anspruch genommen, wie rasch erfolgte die Abwicklung/Auszahlung und wie sehr hat das geholfen?

Hauser: „Wir haben die Möglichkeiten und die Unterstützung genutzt, die uns von der Regierung gegeben wurden. Wir sind der Politik, vor allem dem Tourismusministerium mit Elisabeth Köstinger als unserer Vertreterin, für die Unterstützung der gesamten Branche wirklich dankbar. Es braucht jetzt allerdings zusätzliche Unterstützung, vor allem im Hinblick auf die Attraktivität der Branche am Arbeitsmarkt.“

T.A.I.: Wie läuft jetzt die Sommersaison?

Hauser: „Wirklich sehr gut, wir sind seit der Wiedereröffnung fast durchgehend ausgebucht und empfinden eine große Dankbarkeit für die Loyalität der Stanglwirt-Gäste. Auch die Buchungslage für Herbst und Winter ist bereits mehr als erfreulich.“

T.A.I.: Was erwartet Sie sich für den Herbst?

Hauser: „Wir freuen uns auch weiterhin über eine stabile Buchungslage und sind aufgrund der Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen und der „3G-Regel“ generell sehr zuversichtlich.“

T.A.I.: Und was erhoffen Sie sich für den Winter 2021/2022?

Hauser: „Wir freuen uns, wenn wir gemeinsam die Pandemie weiterhin in den Griff bekommen und irgendwann auch bekämpft haben, damit die Unsicherheit dann vorbei ist. Diese Hoffnung haben wir für diesen Winter für die gesamte bzw. alle betroffenen Branchen. Unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen und Testungen sollte einer durchgehenden Öffnung der Betriebe nichts im Weg stehen.“

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