ANA
Sichere Gastfreundschaft

„Safe A“ – erste Zwischenbilanz über ein weltweit einzigartiges Projekt

Print-Ausgabe 17. Juli 2020

Bild (v.l.): Elisabeth Köstinger, Susanne Kraus-Winkler, Sepp Schellhorn und Markus Felbermayer

Wie läuft das Testprogramm „Safe A“ an, das nach einer Pilotphase bundesweit mit 1. Juli in Echtbetrieb gegangen ist? Die Rückmeldungen sind unterschiedlich  

Aus der Praxis kommen widersprüchliche Meldungen. Während Florian Moosbeckhofer (WKÖ-Abteilungsleiter für Innovation und Digitalisierung) als Ansprechpartner der Wirtschaftskammer  für „Safe A“ betont, dass „das Projekt gut anläuft“ und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger das Programm als „weltweit einzigartig“ bezeichnet, geht NEOS-Tourismussprecher und Hotelier Sepp Schellhorn von einer „vermurksten Testung in den Modellregionen“ aus und bezeichnet „die einmalige Testung (pro Woche) als völlig sinnlos.“ 

Kurz zur Chronologie: Vorgestellt wurde „Safe A“ Ende Mai. Ziel ist es laut Elisabeth Köstinger, Österreich-Gästen „maximale Sicherheit und ein möglichst unbeschwertes Urlaubserlebnis sicherzustellen“. Mitte Juni startete in fünf Regionen das Pilotprojekt. Ausgewählt wurden das Montafon, die Re­gion Wilder Kaiser, die Wachau, das Projekt Spielberg (aufgrund des Formel-1-Saisonauftakts Anfang Juli mit zwei Rennwochenenden), die Region Wörthersee sowie Wagrain-Kleinarl. Insgesamt wurden während der Pilotphase dem Tourismusministerium zufolge 5.000 Tourismusmitarbeiter­Innen getestet (Schellhorn spricht von 165 Testungen in der ersten Woche), von denen bei vier eine Covid-19 Infektion festgestellt wurde. 

Anfang Juli wurde das Testprogramm ausgerollt. 15 Labors in fünf Bundesländern (Wien, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg) machen derzeit mit. Derzeit können etwa 15.000 bis 20.000 Tests pro Woche österreichweit durchgeführt werden, die sich bis zur Hochsaison auf bis zu 65.000 PCR-Abstriche wöchentlich erhöhen und zwar auf freiwilliger Basis. Für Schellhorn ist die Wochen-Frequenz allerdings zu wenig. In seinem Podcast spricht er von drei Tagen: „Die Mitarbeiter müssten laufend getestet werden.“ 

„Wir hoffen, dass viele Betriebe mitmachen“, betont Köstinger, „wir haben das Programm so breit wie möglich aufgestellt.“ Ziel sei, dass „in der Hauptsaison rund 70 bis 80 Prozent der Betriebe teilnehmen.“ Für die Tests müssen sich Betriebe oder MitarbeiterInnen selbst auf oesterreich.gv.at (> Coronavirus > Sichere Gastfreundschaft) anmelden. Sobald der Antrag auf Teilnahme genehmigt wurde, wird ein QR-Code zugesandt.

Noch bestehen viele Informations-Lücken. Eine davon betrifft die CoV-Sicherheitsstandards für Beherbergungsbetriebe, wie ein Fall aus der Region Montafon zeigt, über den der ORF-Vorarlberg Anfang dieser Woche berichtete: Bei den flächendeckenden Tests im Juni war eine Reinigungskraft positiv getestet worden, worauf die Eröffnung des betroffenen Hotels aufgrund der vom Ministerium definierten Sicherheitsstandards um zwei Wochen verschoben werden musste. 

Der Fall sorgt seither laut ORF für Verunsicherung bei Hoteliers und MitarbeiterInnen, denn die Sicherheitsstandards waren den Betrieben nicht bekannt. „Es steht auf der Website des Ministeriums, wurde aber nie kommuniziert“, zitiert der ORF-Vorarlberg MarkusFelbermayer (4-Sterne Hotel Felber­mayer). „Nachdem sich das permanent ändert, können wir nicht immer die ganzen Seiten durchschauen, ob momentan ein oder zwei Meter Abstand gültig sind.“ Wünschenswert wäre es, Infos künftig über das Land oder die Wirtschaftskammer weiterzugeben.

Jetzt will die WKÖ zumindest ein Infoblatt bezüglich der arbeitsrechtlichen Belange erstellen. SusanneKraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie: „Mitarbeiter haben ein Recht auf die Durchführung des Tests in der Arbeitszeit.“ Ungeklärt ist, ob ihnen ein Fahrtkostenersatz zum bzw. vom Testlabor zusteht. Kraus-Winkler sieht das Programm aber insgesamt positiv: „Die Teststrategie bedeutet keine Bürokratie für Betriebe und Mitarbeiter.“  

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