Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Vorarlberg

Reparatur der Steuerreform als wichtigster Wunsch an neue Regierung

Print-Ausgabe 11. August 2017

Spartenobmann Elmar Herburger sprach mit T.A.I. über die Herausforderungen für Vorarlberger Tourismus, die künftige Bundesregierung und die Nachfolge-Problematik.

Seit Herbst 2016 ist der Rankweiler Hotelier Elmar Herburger (3-Sterne-Hotel-Gasthof „Mohren“ mit 24 Fremdenzimmern und zwei Suiten) Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in Vorarlberg. Er folgte in dieser Funktion Hans-Peter Metzler (Romantik Hotel Das Schiff, Hittisau), der seither als Präsident an der Spitze der Wirtschaftskammer Vorarlberg steht.

T.A.I.: In Vorarlberg verzeichnet die Wintersaison seit Jahren eine Seitwärtsbewegung, während der Sommer kontinuierlich dazu gewinnt. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Herburger: „Das Tourismusland Vorarlberg befindet sich auf dem besten Weg zur Ganzjahresdestination und profitiert wie die gesamte Alpenregion vom Trend zum Kurzurlaub. Sommerurlaube bei uns werden nicht mehr als Hauptferien betrachtet, die Urlaubszeit erstreckt sich vom Frühjahr bis in den Herbst.“

T.A.I.: Wie wirkt sich die Stagnation des wertschöpfungsstarken Winters wirtschaftlich auf die Tourismusbetriebe aus?

Herburger: „Es wird unterschiedliche Auswirkungen geben. Diejenigen, die auch ein attraktives Sommerangebot haben, werden das damit kompensieren können. Die Betriebe im Land sind aber prinzipiell gut aufgestellt, sodass der heimische Tourismus auch 2017 in der Erfolgsspur bleiben wird. Die Tourismusstrategie 2020 und die Zusammenarbeit mit Vorarlberg Tourismus sowie dem Land Vorarlberg sind entscheidende Erfolgsfaktoren.“

T.A.I.: Welche Möglichkeiten sehen Sie, um im Sommer die Wertschöpfung zu heben?

Herburger: „Es gilt, zusätzliche Angebote zu implementieren. Dazu zählen etwa Möglichkeiten für mehrtägige Hüttenwanderungen, Klettersteige oder Mountainbike-Strecken. Außerdem bewähren sich Kooperationen über den touristischen Tellerrand hinaus. Ebenso ist geplant, die Zusammenarbeit mit der Vorarlberger Landwirtschaft weiter zu intensivieren. Und wir werden künftig ganz stark auf die touristische Software setzen. In unserer Tourismusstrategie sind daher die Ausbildung von Facharbeitern und Quereinsteigern das Thema für die Zukunft. Ebenso ein modernes Mitarbeitermarketing, ähnlich wie wir es für unsere Gäste machen.“

T.A.I.: Ende Juni kam es im Nationalrat doch noch zu einer Einigung der Gewerbeordnungs-Novelle. Gibt es Ihrer Ansicht nach Punkte, die aus Sicht des Tourismus zu wenig bedacht wurden?

Herburger: „Grundsätzlich beurteilen wir die Neuregelung der Gewerbeordnung positiv, da die Regelungen auch für die Tourismusbetriebe weitreichende Erleichterungen bringen. Ich mache aber kein Hehl daraus, dass ich mir bei der Ausweitung von Nebenrechten – etwa beim Gästewagengewerbe – mehr gewünscht hätte. Ebenso bei den Betriebsanlagengenehmigungen. Da steckt gerade für kleine Betriebe noch viel Potenzial für vereinfachte Verfahren und Deregulierungen drin.“

T.A.I.: Was erwarten Sie von der nächsten Bundesregierung?

Herburger: „Es müssen dringend rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der Arbeitszeit geschaffen werden. Etwa die Verkürzung der täglichen Ruhezeit von 11 auf max. 8 Stunden ist derzeit ungünstig geregelt und wird kaum in Anspruch genommen. Wir brauchen längere Wochenarbeitszeiten, die Möglichkeiten die tägliche Höchstarbeitszeit auf 13 Stunden zu erhöhen und flexible Wochenruhezeiten satt Wochenendruhezeiten. Gute Konjunkturdaten dürfen keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass wichtige Schritte zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Hotel-Branche anstehen. Primär meine ich eine Reparatur der jüngsten Steuerreform, konkret die Senkung der Mehrwertsteuer auf Nächtigungen von 13 auf 10 Prozent. Dies würde als positiver Katalysatoreffekt für die Schaffung neuer Beschäftigungsverhältnisse, mehr Investitionen und Wachstum und damit Stärkung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit sorgen. Zudem benötigen wir Regelungen bzw. Bewilligungen im Rahmen der Tourismuskontingente, um Mitarbeiter in brachliegenden Märkten auch außerhalb Europas rekrutieren zu können.

T.A.I.: Ihr Heimatort Rankweil gilt als eine Hochburg der Gastronomie, mit 8-10 gut eingesessenen Gasthäusern, alles Familienbetriebe. Wie sieht es mit den Betriebsübergaben aus? Besteht Interesse bei der nächsten Generation?

Herburger: „Auch bei diesen eingesessenen Gasthäusern ist die Nachfolge für die nächste Generation leider ungesichert. Darunter gibt es Betriebe, die einige Investitionen tätigen müssten, dies aber nicht mehr schaffen. Und die Jungen lassen gerade dann, wenn große Investitionen anstehen, die Finger davon – was sehr verständlich ist. Noch dazu, da auf sie ein sehr arbeitsintensiver Beruf warten würde.“

T.A.I.: Stichwort Kultur – hatten Sie bereits Gelegenheit heuer auf der Seebühne eine Vorstellung der „Carmen“ zu besuchen? Welchen Stellenwert hat für Sie das „Spiel auf dem See“?

Herburger: „Carmen steht für mich demnächst auf dem Programm. Ich hoffe, das Wetter passt. Ich habe bisher bereits ein Konzert der Wiener Symphoniker besucht – ein Riesenerlebnis. Das „Spiel auf dem See“ hat für mich grundsätzlich einen hohen Stellenwert, denn es wird nicht nur Kunst auf höchstem Niveau geboten. Die gesamten Festspiele stellen auch einen Wirtschaftsmotor dar. Etwa 200 Millionen an Umsätzen werden im Land und der Region generiert. Kultur ist ein wichtiger Faktor für die gesamte Wirtschaft – angefangen von den Tourismusbetrieben im Rheintal und im Bregenzerwald, über den Handel bis hin zu den Handwerksbetrieben. Schließlich fließen die Kultursubventionen für die Festspiele vierfach als Steuerleistung wieder zurück.“ 

Kurzportrait Elmar Herburger

Elmar Herburger (62) absolvierte die Gastronomie Hotelfachschule „Villa Blanka“ in Innsbruck, sammelte danach Erfahrungen als Koch in der französischen Schweiz, am Arlberg und in England. Mit 24 Jahren übernahm Herburger den Betrieb seiner Eltern und baute ihn zu seiner heutigen Größe aus. Herburger ist verheiratet und hat vier Kinder.

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