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Prekäre Lage von Österreichs Hotellerie

Parade-Hotelier Gregor Hoch: „Der Frust der KollegInnen ist enorm!“

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Aussendungen, Statements, Forderungen und Versprechungen von Politik, Interessensvertretungen & Co. zum Thema Hotellerie gibt es in Hülle und Fülle. Doch wie sehen es die betroffenen UnternehmerInnen? Wie meistern sie die seit 10 Monaten bestehende Corona-Krise? Womit rechnen sie für 2021? T.A.I. telefonierte dazu – wie bereits während des ersten Lockdowns Ende März – mit Gregor Hoch (Chef des 5-Sterne Hotels Sonnenburg in Oberlech). Dies aus gutem Grund: Gregor Hoch gilt als Parade-Hotelier und absoluter Experte, wenn es um finanzielle Belange der Branche geht.

„Diese Krise ist ein Desaster“, meinte Gregor Hoch bereits im T.A.I.-Interview Ende März. Damals war sie gerademal zwei Wochen jung. Auch jetzt nimmt er dasselbe Wort in den Mund: „Es ist für die Branche ein Desaster. Die Winterbetriebe im Westen Österreichs haben seit fast einem Jahr zu. Das ist wirklich sehr problematisch. Der Frust der KollegInnen ist enorm, die persönliche Belastung wirklich schlimm.“

Epidemiegesetz? Bis jetzt keine Zahlungen

Was Gregor Hoch und seine Hoteliers-KollegInnen Ende März 2020 noch nicht wissen konnten: Dass die Entschädigungen nach dem Epidemiegesetz, – das nachträglich abgeändert und Anfang April komplett abgedreht wurde –, bis heute (wir schreiben den 7. Jänner 2021) nicht ausbezahlt wurden. Hoch: „Jetzt stehen wir wie Almosenempfänger und Bittsteller da. Wenn man wirklich, wie so oft beteuert, helfen will, dann soll man endlich das ausbezahlen, was zu dieser Zeit gegolten hat.“

Zustehen würde den Betrieben – auch wenn die Entschädigungszahlungen im Epidemiegesetz nicht genau definiert waren – für die Zeit der Zwangssperre (Mitte März bis Anfang April) die Differenz zwischen Umsatz, Wareneinsatz und Personalkosten. Gemäß einer im Sommer durchgeführten Umfrage der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) beliefe sich die Entschädigung im Durchschnitt auf 220.000 Euro pro Betrieb.

Wann es mit den Zahlungen soweit ist, steht in den Sternen. Gregor Hoch: „Ich hoffe, dass ganz viele Betriebe diese Auszahlung erleben.“ Er habe jedenfalls „gelernt, dass in der versprochenen Soforthilfe zwei Begriffe nicht stimmen: nämlich ‚sofort‘ und ‚Hilfe‘.“

Von „gut“ bis „problematisch“: Umsatz-Ersatz

Gut für die Hotellerie war der Umsatz-Ersatz im November (sofern sie um diese Jahreszeit üblicher Weise offen haben), während jener im Dezember laut Gregor Hoch für viele zum Problem wurde: „Wenn ein Gast über Silvester bleibt, fließt der komplette Umsatz in den Jänner, und der Hotelier geht mit null in diese Rechnung.“ Für den Lockdown im Jänner 2021 gibt es gar keinen Umsatz-Ersatz.

Wann wird Gregor Hoch sein Hotel Sonnenburg wieder öffnen? „Jeder Tag, ab den wir offen haben und Geschäft haben, ist ein Gewinn. Es ist gut für uns, gut für unsere MitarbeiterInnen und es bringt Geld in die Staatskasse.“ Am liebsten würde er „am 24. Jänner aufsperren, ich hätte auch gerne schon am 18. aufgesperrt oder vor Weihnachten oder noch früher.“

Mini-Winter

Leider ist der Termin „schon so oft verschoben worden“ und auch jetzt sei der 24. Jänner noch nicht fix. In Deutschland wurde der Lockdown soeben bis 31. Jänner verlängert, in den Niederlanden dürfte es bald soweit sein, in UK wurde ein Lockdown für den gesamten Jänner angeordnet. Damit fallen die drei wichtigsten Quellmärkte des 5-Sterne Hotels Sonnenburg (ca. 45% Deutsche, 14% Briten und 12% Benelux) vorerst einmal komplett aus. Österreich alleine (12% Gäste-Anteil) kann das Haus mit 68 Wohneinheiten vom Einzelzimmer bis zur Platinsuite nicht füllen.

Das Hotel Sonnenburg, das üblicherweise von Ende Juli bis Ende April durchgehend offen hat, ist nun „definitiv seit Mitte November zu, aber eigentlich seit Mitte September, denn mit Einschlagen der deutschen Reisewarnung war kaum noch etwas los.“ Der Winter – die Wertschöpfungs-intensivste Zeit für einen Großteil von Österreichs Ferienhotellerie – ist damit zwar noch nicht zur Gänze, aber großteils abgeschrieben: „Wenn wir Glück haben, dann wird die Saison 2020/21 zwei Monate dauern.“

Warten bis Dezember 2021

All dies hat auch seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Rund 95 MitarbeiterInnen sind normalerweise um diese Jahreszeit im Hotel Sonnenburg beschäftigt. Aktuell sind es 30, und die sind in Kurzarbeit. Planungssicherheit bestehe seit langem keine mehr: „Alles ist ein Chaos. Es ist extrem schwierig, den Überblick zu behalten, die Regeln ändern sich die ganze Zeit.“

Gregor Hoch: „Wir haben eine Entscheidungs-Situation, die jeden überfordert.“ Dabei gäbe es Dinge, dies seit Monaten klar waren: „Im Winter gibt es eine zweite Welle und wichtigste Messlatte sind die Beatmungsgeräte in den Intensivstationen.“ Anstatt sich daran auszurichten, gebe es „laufend neue Förderrichtlinien, Corona-Sicherheitskonzepte und Lockdowns“, wobei „die Änderungs-Geschwindigkeit höher ist, als die Umsetzungs-Geschwindigkeit.“

Viele Hoteliers hätten sich deshalb bereits dazu durchgerungen, „zu warten, bis sich alles beruhigt.“ Was heißt das konkret? Gregor Hoch: „Für einige Betriebe kristallisiert sich mehr und mehr als Öffnungsdatum der 3. Dezember heraus.“ Und zwar „der 3. Dezember 2021.“

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