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OTAs raus, Accor rein! Neue Alternative der Online-Vermarktung

Print-Ausgabe 22. April 2015

Der französische Hotelkonzern positioniert accorhotels.com als neutrale Plattform – die Akquisition von Hotels in Österreich hat begonnen

Um auch im Onlinebereich mehr Wachstum kreieren zu können, hat Accor – mit mehr als 500.000 Zimmern und 6 Mrd. Euro Umsatz sechstgrößter Hotelkonzern der Welt - vor einem Jahr um 1,8 Mio. Euro den französischen Hotelmarketing-Spezialisten Fastbooking gekauft. Es handelt sich um eine Buchungsplattform für unabhängige Hotels, die auch unter Accor-Führung weiterhin eigenständig agiert, seit Juni 2015 im B2C-Bereich aber unter accorhotels.com läuft.

Dort werden seither nicht nur Accor-eigene Häuser gelistet, sondern auch andere Hotels. Accor selbst hat dabei – wie versichert wird – keinerlei Zugriff auf deren Kundendaten. „Wir bieten jedem Hotel in der 3- bis 5-Sterne Kategorie, das unsere Kriterien erfüllt, die Möglichkeit über Fastbooking Mitglied auf accorhotels.com zu werden und von deren Markenbekanntheit zu profitieren“, schildert Fastbooking-CEO Jean Luc Chrétien sein Konzept im Gespräch mit T.A.I.

Ziel der Übernahme war es, dem steigenden Buchungsanteil der OTAs (Online Travel Agencies) – er erreichte bei Accor bereits 17 Prozent aller Übernachtungen – ein Gegengewicht entgegenzusetzen bzw. als Konzern selbst daran zu partizipieren.

Die Akquisition von unabhängigen Hotels durch Fastbooking und deren Darstellung auf accorhotels.com, – in Paris, wo der Roll-out bereits erfolge, sind bereits genauso viele Nicht-Accor-Betriebe wie AccorHotels auf der Plattform vertreten –, startete im heurigen Frühjahr auch in Österreich. Hier stehen derzeit vor allem die Städte Wien, Salzburg und Innsbruck im Visier. Die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, sieht die Accor-Initiative durchaus positiv: „Ich begrüße jede Bereicherung im Online-Vertrieb, weil sie das Oligopol der OTAs aufbricht.“

Nach Ansicht von Reiterer bringt Fastbooking „eine neue Dynamik in den Markt. Es ist ein Angebot von Hoteliers für Hoteliers.“ Der Vorteil: „Accor hat erfahrene Profis im Vertrieb und weiß, wo die Anforderungen der Hotellerie und das Angebot der klassischen OTAs auseinanderklaffen.“

Laut Accor-Österreich gibt es bereits zahlreiche Anfragen für die Präsenz auf www.accorhotels.com. Luc Chrétien: „Bei der Auswahl richten wir uns nach den Bewertungen auf TripAdvisor. Wichtig ist natürlich auch, dass die hoteleigene IT mit jener von Accor kompatibel ist.“

Die Plattform ist in 18 Sprachen aufrufbar und generiert derzeit rund 80 Millionen Besucher pro Jahr, ein Viertel davon aus Frankreich. Die Anfragen kommen aus aller Welt (169 Länder). Fastbooking verlangt von Hotels 14 Prozent Provision, es gibt keine Anmelde- und Bearbeitungsgebühren. Die Kündigung ist jederzeit möglich. Die Listung erfolgt nach den örtlichen Suchkriterien der Kunden, AccorHotels werden nicht bevorzugt. Darüber hinaus werden alle Gästedaten an das jeweilige Hotel weitergeleitet – „auch ein Unterscheid zu den großen OTAs“, wie Luc Chrétien betont. 

Fastbooking in Stichworten

Gegründet wurde Fastbooking im Jahr 2000 und hatte vor dem Accor-Einstieg rund 3.700 Hotels im Portfolio. Das vermittelte Nächtigungs-Volumen erreichte bei 1,2 Millionen Transaktionen rund 450 Mio. Euro. Der Fastbooking-Umsatz erreichte 20 Mio. Euro. Wie er sich 2015 entwickelte, darüber macht Accor keine Angaben, doch die Integration von accorhotels.com sowie die kurz vor dem Accor-Deal von Fastbooking eingefädelte Partnerschaft mit Chinas OTA-Giganten Ctrip (rund 8.000 Hotels) dürften ihre Wirkungen nicht verfehlt haben.

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Erstellt am: 21. April 2016

Bringt eine neue Dynamik auf den Markt – Jean Luc Chrétien

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