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JUFA Hotels

Notbremsung nach Rekordjahr! Corona kostet JUFA 15 Mio. Euro Umsatz

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Gemessen an den Standorten sind sie Österreichs größte Hotelkette: die JUFA Hotels. Angesichts des bevorstehenden Restarts am 29. Mai baten sie zu ihrer ersten digitalen Presskonferenz. CEO und Gründer Gerhard Wendl, die beiden Geschäftsführer Michael Kotter (Finanzen) und Gernot Reitmaier (er war aus Salzburg zugeschaltet) sowie Pressesprecher Martin Seger-Omann konnten dabei rund 15 TeilnehmerInnen begrüßen, darunter T.A.I.

Zur Sprache kamen das Rekordjahr 2019, der auf Rekordkurs gewesene Winter 2019/2020, die „Notbremsung“ Mitte März, das Stemmen der Krise aus eigener Kraft und das sukzessive Aufsperren aller 60 Betriebe in drei Schritten von Ende Mai bis Ende Juni.

Die ernüchternde Zwischenbilanz: durch die Corona-Krise verliert JUFA bis Ende Mai über 9 Mio. Euro Umsatz (=etwas mehr als 10% des Vorjahresvolumens), zu denen bis Jahresende vorsichtig geschätzt ca. weitere 6 Mio. Euro an Umsatzeinbußen dazu kommen, in Summe also ein Umsatzminus von mindestens 15 Mio. Euro.

Silberstreif am Horizont

Gerhard Wendl: „Wir sehen einen Silberstreif am Horizont, die Gäste buchen.“ JUFA ist hier in einer günstigen Situation, denn laut Gernot Reitmaier kommen 60% der Gäste in den österreichischen Hotels aus dem Inland.

Dies sei zwar laut Wendl „ein Vorteil, aber wir rechnen mit einem Minus von 25% - 30% über alle Standorte. Ohne deutsche Gäste wird’s nicht gehen.“ Michael Kotter: „Es werden auch viele Gruppenbuchungen wegfallen, die nicht durch Gäste von Familien ersetzt werden können.“

Regierung muss nachschärfen

JUFA ist aktuell an 60 Standorten mit rund 1600 MitarbeiterInnen tätig und bringt es auf ca. 1,6 Millionen Nächtigungen – „vor der Krise“, wie Gerhard Wendl betonte. Seit 5 Wochen werden „null Umsätze“ erzielt. Bis zum Restart am 29. Mai werden es insgesamt 12 Wochen ohne Betrieb gewesen sein.

Zu Beginn der Krise wurden in Österreich 700 MitarbeiterInnen in Kurzarbeit genommen, das waren „alle bis auf die klassischen Saisonstandorte.“ Das Kurzarbeitsmodell sei aber laut Wendl nicht unproblematisch: „Es besteht ein hoher bürokratischer Aufwand und die Quoten stimmen nicht so, wie angekündigt. Es ist notwendig, dass nachgeschärft wird, vor allem für die gesamte Dienstleistungsbranche.“

Denn auch in den kommenden Monaten werde die Situation „nicht einfach“ sein. Wichtig wäre es aus Sicht von Gerhard Wendl deshalb, eine Entlastung der Lohnnebenkosten für die Dienstleistungsbranche und zwar „sowohl für Dienstnehmer als auch für Dienstgeber.“

Ein weiterer Punkt besteht in der Schaffung eines österreichischen Buchungsportals: „Viele Hotels befinden sich im Würgegriff der internationalen Buchungsportale.“

Österreich-Urlauber kein Lückenfüller

Gernot Reitmaier: „Der Österreich-Urlauber darf kein Lückenfüller sein, sie können Stammgäste werden.“ Ziel sei es, „Stammgäste für morgen zu finden.“ Derzeit bewege sich das Buchungsniveau bereits wieder auf 20% bis 25% des Vorjahresniveaus, in den zurückliegenden Tagen sind „12.500 Nächte dazugekommen“. Pro Tag langen derzeit durchschnittlich 500 Buchungen ein. Als hilfreich erweist sich, dass JUFA im Zuge der Krise die Stornobedingungen geändert hat, sodass jetzt bis 7 Tage vor Anreise kostenlose Stornos erlaubt sind.

Gut gebucht seien vor allem JUFA-Hotels in Seen-Gebieten, wie Ausseerland oder Kärnten, ebenso die „Landerlebnis“-Hotels, wie in der Südoststeiermark oder dem Burgenland.

Dazu komme „das Vertrauen in Regionen und regionale Produkte“, so Gernot Reitmaier. Derzeit arbeitet JUFA mit 300 regionalen Partnern zusammen, „vom Fleischer über den Bäcker bis zum Obstbauern für regionale Marmelade.“ Ziel ist es, auf 500 regionale Partner zu erhöhen.

Am 29. Mai wird mit 20 JUFA-Hotels gestartet, zu Fronleichnam Mitte Juni kommen weitere 15 Anlagen hinzu. Ende Juni sollen alle Häuser wieder geöffnet haben.

2019 mit 22% Umsatz-Plus

Anfang des Jahres sah noch alles anders aus. „Wir waren 2019 als Schnellzug unterwegs“, verwies Finanzchef Michael Kotter auf ein weiteres „absolutes Rekordjahr.“ Kotter: „Die gesamte Gruppe hat fast 90 Mio. Euro umgesetzt, um 22% mehr als im Jahr davor.“ Dies war u.a. der „Qualitätsanpassung“ zu verdanken, die „von den Gästen sehr positiv aufgenommen wurde.“

Im Winter 2019/2020 (November bis April) ging es im hohen Tempo weiter (plus 10% bei den Buchungen). „Wir hatten 34,2 Mio. Euro Beherbergungserlöse in den Büchern, zu denen noch 10% bis 15% Gastronomieerlöse dazugekommen wären.“

Schwierige Notbremsung

Dann kam Mitte März „die Notbremsung“, wobei der „Schnellzug innerhalb von Stunden“ komplett angehalten werden musste. Vom erwarteten bzw. sich abzeichnenden Umsatz des Winterhalbjahres blieben laut Kotter 26 Mio. Euro übrig: „Seit 12., 13. März haben wird 8,2 Mio. Euro Umsatz verloren, inklusive Gastronomie sogar über 9 Mio. Euro.“

Der Mai war bereits zu 70% vorgebucht (im Vergleich zum Budgetziel). Michael Kotter geht für die kommenden Monate davon aus, „dass wir nochmals über 6 Mio. Euro Umsatz verlieren werden.“ So haben etwa, wie Gernot Reitmaier erwähnte, „knapp 300 Schulklassen für Mai und Juni“ storniert.

Schwierigste Aufgabe war es, das Unternehmen Mitte März zum Stillstand zu bringen: „Man kann die Kosten nicht innerhalb von 24 Stunden runterfahren“, so Kotter. Der finanzielle Kraftakt war enorm: „Wir haben einen siebenstelligen Betrag an Anzahlungen an die Kunden zurückgezahlt.“

Starke Liquidität

Trotzdem mussten bisher keine zusätzlichen Kredite in Anspruch genommen werden, „wir haben die Liquidität aus eigenem gesichert“, so Kotter. U.a. wurde mit Banken eine Aussetzung der Tilgungsverpflichtungen vereinbart, die MitarbeiterInnen wie erwähnt (so nicht nur für die Saison beschäftigt) großteils in Kurzarbeit gestellt. „JUFA ist gesund aufgestellt, wir können positiv weiter in die Zukunft schauen.“

Das Hochfahren werde schwierig, aber einfacher als die Notbremsung: „Wir können bei den einzelnen Standorten planmäßiger vorgehen. Das lässt sich je nach Buchungslage aktiv steuern.“

Blick nach vorne

Wobei Gerhard Wendl ergänzte: „Das geht aber auch für gut aufgestellte Unternehmen nicht auf ewig.“ Die Politik müsse „nachschärfen“, um auch Betrieben, die nicht so gut aufgestellt sind, das Überleben zu ermöglichen. Die Auswirkungen der Krise würden „langfristig spürbar“ sein. „Das Wichtigste ist jetzt, dass es am 29. Mai wieder los geht. Es wird ein holpriger Start werden, aber ich bin sicher, dass wir den Eisberg überwinden. Unser Blick ist nach vorne gerichtet.“

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