Print-Ausgabe 14. Juli 2023
„Wer künftig für Sanierungen Förderungen in Anspruch nehmen will, muss nachhaltige Richtlinien erfüllen“, so Michael Jelencsits
Beim Tourismus-Symposium für Banken Ende Juni am Achensee ging es unter dem Motto „Wohin steuert die Hotellerie im Alpenraum“ um künftige Herausforderungen
Hohe Betriebskosten, rückläufige Mieteinnahmen, eingeschränkte Funktionalität, ein veraltetes Hotel- und Raumkonzept sowie das Halten des Immobilienwertes waren lange Zeit Hauptgründe für die Sanierung von Bestandshotels. Für immer mehr Gäste wird es aber auch zu einem buchungsrelevanten Kriterium, ob und wie sehr ein Hotelgebäude und sein Betrieb nachhaltig agieren. Dazu kommen neue Erfordernisse, wie Klimaziele, EU-Taxonomie und ESG-Vorgaben, die Immobilienbesitzer:innen erfüllen müssen. Da stellt sich die Frage, ob und wie dieser Slalom in Zukunft bewältigbar ist. Antworten darauf lieferte das 5. Tourismus-Symposium für Banken von Kohl & Partner in Pertisau am Achensee.
Eines der Highlights bildete dabei der Talk zum Thema ESG & Nachhaltigkeit mit Kohl & Partner Beraterin Stephanie Zorn, dem Geschäftsführer der ÖHT (Österreichische Hotel - und Tourismusbank) Matthias Matzer, mit Patricia Kuhn (Erste Bank), Nadja Blumenkamp (Biohotel Rupertus) und Michael Jelencsits, Head of Engineering bei der Immobilienberatung Drees & Sommer Österreich.
Fakt ist, dass der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur, die Verwendung klimaschonender und
effizienter Energietechnik sowie eine sparsame Ressourcennutzung im Bereich bestehender Hotelimmobilien mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit ermöglicht. „Es ist davon auszugehen, dass mittelfristig nachhaltige Bestandshotelimmobilien das neue Normal sein werden“, meinte Michael Jelencsits.
Sowohl mit dem Green Deal als auch mit der Taxonomie-Verordnung wurden unter dem Begriff ESG (Environmental, Social, Governance) EU-weit ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Nachhaltigkeitsfaktoren etabliert. Eine Auswirkung davon ist, dass Banken angehalten sind, bei der Kreditvergabe eben diese Kriterien zu überprüfen. Damit geht es nicht mehr nur darum, ob ein Projekt profitabel ist, sondern auch, welche Auswirkungen es u.a. auf die Umwelt hat.
Der Anteil der Energiekosten an den gesamten Betriebskosten einer durchschnittlichen Freizeithotelimmobilie lag vor der Corona-Pandemie teilweise deutlich unter 10 %. Dementsprechend zurückhaltend wurden bisher Sanierungen und energetische Optimierungen vorgenommen. Durch die geänderten Rahmenbedingungen werde sich das nun ändern. „Zum einen geht es darum, den Energieverbrauch zu reduzieren. Ebenso kann die Freizeithotellerie noch ungenutzte Potenziale heben“, so Jelencsits
Dabei stehen im Sinne der Resilienz Nutzungsthemen im Vordergrund. Jelencsits: „Wie stark werden Zimmer beheizt oder gekühlt, muss der Spa-Bereich 24/7 benutzbar sein, gibt es Hotelbereiche, die nicht rund um die Uhr beleuchtet sein müssen. Zum anderen sind aber auch technische Maßnahmen notwendig, um die Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umzustellen.“ Auch die Gästemobilität müsse mitgedacht werden: „Immer mehr Gäste reisen mit dem E-Auto an oder wollen eines vor Ort während ihres Aufenthalts nutzen. Dafür braucht es die passende Ladeinfrastruktur und grünen Strom.“
Wobei der Drees & Sommer-Manager eher zu Sanierungen tendiert (auch wenn diese umfassend geplant und finanziert gehören und den Tagesbetrieb beeinträchtigen), als für Neubauten. Denn letztere erfordern umfangreiche Genehmigungen und Genehmigungsverfahren. Ebenso ist die Verfügbarkeit von Grundstücken beschränkt. Jelencsits: „Vor allem aber ist eine Sanierung immer nachhaltiger als ein Abbruch und Neubau. Gerade wenn es um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft geht, ist eine entsprechende Sanierung einem Neubau vorzuziehen.“
Erstellt am: 14. Juli 2023
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder