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Hotel-Trends 2024

Michaela Reitterer: „Du musst nicht saubere Energie als erstes machen!“

Print-Ausgabe 14. März 2024

Für Michaela Reitterer umfassen Nachhaltigkeitsmaßnahmen auch die Ausbildung der Mitarbeitenden

In ihrer neuen Publikation „Nachhaltigkeit in Österreich. Touristische Vorzeigeprojekte“ holt die Österreich Werbung diesbezügliche Vorreiter vor den Vorhang

Die Zeit, in der sich Hotels als Unterkunft und Übernachtungsmöglichkeit für Gäste aus aller Welt betrachtet positionierten, ist vorbei. Längst haben sich ebenso spannende wie innovative Hotelkonzepte durchgesetzt, die mehr und mehr an Dynamik gewinnen. Sie fokussieren darauf, Hotelaufenthalte zu Erlebnissen werden zu lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, geht es einerseits um eine neue Interpretation der Raumgestaltung, anderseits um Digitalisierung. Letztere ist nicht neu, aber es eröffnen sich laufend neue Möglichkeiten. Auch Nachhaltigkeit steht vermehrt im Vordergrund.

So stellte die Österreich Werbung (ÖW) im Rahmen der ITB Berlin 2024 ihre neue Publikation „Nachhaltigkeit in Österreich. Touristische Vorzeigeprojekte“ vor. Darin werden 50 Vorzeigeprojekte aus allen neun Bundesländern vom Boden- bis zum Neusiedlersee präsentiert, die in fünf Kategorien (Winter, Sommer, Mobilität, Kreislaufwirtschaft und Soziales) gegliedert sind. „Diese hier präsentierten Beispiele sind ausgewählte Aushängeschilder und Nachhaltigkeitsleuchttürme für eine ganze Branche. Sie haben Vorbildwirkung und regen zusätzlich weitere Tourismusverbände und -betriebe dazu an, Innovation und Kooperation im Bereich der Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben“, so Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.

Als Beispiel für nachhaltigen Winter wird u.a. das 4-Sterne Hotel Weisseespitze im Kaunertal angeführt, das erste „Rollihotel“ der Alpen. Es bietet Rollstuhlfahrer:innen und anderen Gästen die Möglichkeit, mit dem Auto bis direkt an die Skipiste zu gelangen. Für Hotelier Karl Hafele ist die „faire Hotellerie“ das Um und Auf. Mit seiner Hilfe zog auch das Kaunertal mit. Heute sind von den Gletscherbahnen bis hin zur Kirche viele Freizeit- und Mobilitätsangebote barrierefrei gestaltet und die Region wurde nicht nur als Skigebiet, sondern auch als ganzjährige Vorreiterdestination für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen bekannt.

Das „Rollihotel“ Weisseespitze

Auch die konsequente Fokussierung auf die Umwelt trägt Früchte. So avancierte das Kaunertal zur Pilotregion des „Clean Alpine Region“-Projekts, ein Jahr später wurde es von der Welttourismusorganisation (UNWTO) als „Best Tourism Village“ ausgezeichnet. ÖW-Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger: „Die Entwicklung des Kaunertals von einem Vorreiter der Barrierefreiheit zu einer beispielhaften Destination für soziale und ökologische Nachhaltigkeit zeigt, wie wichtig es ist, dass Einzelne den Weg bereiten und über die Norm hinausgehen.“

Im Abschnitt „Nachhaltiger Sommer“ werden u. a. die Leistungen von mehr als 2.300 Urlaub am Bauernhof-Betrieben gewürdigt. Für deren stellvertretende Geschäftsführerin Monika Falkensteiner (Sommerfrische Falkensteiner, Attersee) ist die Weiterentwicklung der Organisation in den Bereichen Nachhaltigkeit und Regionalität ein Anliegen. So wurde im Vorjahr die Partnerschaft mit Bio Austria (diese Kooperation hebt die Vielfalt biologischer Produkte hervor) ins Leben gerufen. Die Gäste haben zudem die Möglichkeit, auf der Website urlaubambauernhof.at durch den neuen Filter bei der Buchungsauswahl „Urlaub ohne Auto“ die Anreise nachhaltig zu gestalten.

Im Bereich „Ressourcen und Kreislaufwirtschaft“ wird dem Boutiquehotel Stadthalle der früheren Präsidentin der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung), Michaela Reitterer, breiter Raum gewidmet. Sie hat mit dem Haus das erste Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz entwickelt. Heute ist es Österreichs erstes „SDG-Hotel“ (das Kürzel steht für Sustainable Development Goals). So beschloss sie u.a., mithilfe des sozialen Unternehmens „garbarage“ 17 Zimmer mit Upcycling-Möbeln einzurichten, die jeweils einem der SDGs gewidmet sind. Alle 17 Mitarbeiter:innen sind zudem Botschafter:innen für ein SDG. Für Michaela Reitterer bestehen Nachhaltigkeitsmaßnahmen nämlich nicht nur aus Investitionen in PV- oder Biogasanlagen, sondern umfassen auch die Ausbildung der Mitarbeitenden oder das Einkaufen regionaler Produkte. Jeder Betrieb und jeder Gast sollte diesem Weg folgen: „Du musst nicht saubere Energie als erstes machen, du kannst es auch als letztes machen.“

Ein weiteres Beispiel ist die Zero-Waste-Bewegung. Zero Waste Austria kooperiert dabei mit der ÖHV und der Universität für Bodenkultur Wien. Dabei geht es um das Projekt „Abfallreduktion in der österreichischen Hotellerie“ mit dem Ziel der Abfallminimierung in Hotels. Der daraus resultierende Leitfaden ermöglicht es Hotels, ihre eigene Müllproduktion zu verringern und damit sowohl einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten, als auch Kosten sparen zu können. Als Beispiel wird das Papier angeführt, das jährlich von Hotel-Rezeptionen für Informationsmaterial, Stadtpläne und die tägliche Post verwendet wird. Bei Berücksichtigung der von Zero Waste Austria und ÖHV ausgearbeiteten Maßnahmen könnten jedes Jahr rund 1.368 Tonnen Papier eingespart werden.

„Last but not least“ geht es auch um „Soziale Nachhaltigkeit“. Diesbezüglich wird als eines der Beispiele das magdas Hotel in Wien angeführt. Es wurde 2015 mit der Mission gegründet, einen Beitrag zur Integration von Menschen mit Flüchtlingshintergrund in die lokale Arbeitswelt zu leisten. Das Haus verfügt über 78 einzigartig gestaltete Zimmer, mit zahlreichen Vintage-Elementen (z.B. Möbel der ÖBB, alte Türen, gestrickte Lampenschirme). Das magdas gilt als Österreichs erstes Social Business Hotel, öffnet durch Kooperation Zugang zu Bildung und fördert gleichzeitig eine vielfältige, talentierte Belegschaft, die zum einzigartigen Charakter des Betriebes beiträgt.

Den Genannten könnten noch viele weitere Beispiele angefügt werden. Details dazu gibt es in der „Nachhaltigkeit in Österreich. Touristische Vorzeigeprojekte“.

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