Analyse der Umsatzsteuer-Voranmeldungen

Mehr Umsatz pro Nächtigung! Positiver Trend in Hotel und Gastro

Print-Ausgabe 15. Oktober 2021

Auch wenn branchenweit aufgrund der Pandemie Milliarden-Umsätze fehlen, scheint die Entwicklung pro Betrieb in die richtige Richtung zu weisen

Nächtigungszahlen und Ankünfte sind eine Seite der Medaille, Wertschöpfung und Umsätze eine andere. Diesbezüglich war die zu Ende gehende Sommersaison durchaus erfreulich, wie zuletzt das WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) mit seiner aktuellen Analyse aufzeigte. Den Betrachtungen ist aber allen eines gemeinsam: Sie zeigen die Entwicklungen seit Mai, als der monatelange Lockdown für den österreichischen Tourismus zu Ende ging.

Wie sich die Situation in der Jahresbetrachtung darstellt – also seit Jänner 2021 –, steht auf einem anderen Blatt. Diesbezüglich liefern die Umsatzsteuer-Voranmeldungen ein zwar unscharfes, aber dennoch durchaus brauchbares Bild. Unscharf, weil Gastronomie und Hotellerie nicht voneinander getrennt angeführt werden. Brauchbar, weil beides doch eng miteinander verknüpft ist und neben Nächtigungs- auch der Ausflugstourismus mit in die Zahlen einfließt. T.A.I. hat sich die Entwicklung beginnend von Jänner 2019 an bis inklusive Juli 2021 (die Umsatzsteuer-Voranmeldungen für August langen erst mit 15. Oktober ein) angesehen.

Trend 1: Die Anzahl der meldenden Unternehmen (alle außer jenen, deren Jahresumsatz sich auf weniger als 35.000 Euro beläuft; Kleinunternehmer­regelung) ist zwar geringer geworden, holte zuletzt aber wieder auf. Im Jänner diesen Jahres gab es gegenüber Jänner 2019 um rund 13 Prozent weniger meldende Unternehmen, im Juli waren es (wieder Vergleich 2019 mit 2021) nur noch 9 Prozent.

Trend 2: Der durchschnittliche Umsatz pro meldendem Unternehmen war im Juli 2021 höher als im Juli der Vorjahre. Damit setzte sich eine Entwicklung fort, die bereits im Jänner und Februar 2020 sowie im Hochsommer 2021 (Juli und August) ersichtlich war.

Setzt man noch die Nächtigungsentwicklung dazu in Relation, wird deutlich, dass auch dies­bezüglich Bestwerte erzielt werden: Der Umsatz pro Nacht erreichte im Juli 2019 rund 104,90 Euro, 2020 waren es bereits 113,55 Euro und in diesem Jahr sind es 126,27 Euro. Auch wenn diese Betrachtung eine gewisse Unschärfe mit sich zieht (da Umsätze von Gastronomie und Hotellerie, wie bereits erwähnt, in einem Topf dargestellt werden), so ist der Trend unverkennbar und wird auch von ÖHT-Chef Wolfgang Kleemann bestätigt (siehe auch Interview auf Seite 20 dieser T.A.I.-Ausgabe).

Trend 3: Bei all dem darf nicht übersehen werden, wieviel Umsatz durch die Corona-­Pandemie – verschärft durch mehrere Lockdowns – in Österreichs Hotellerie und Gastronomie verloren gegangen ist. Der diesbezügliche Durchschnittswert pro Betrieb wird in der Grafik auf Seite 3 dieser T.A.I. dargestellt („Kumulierter Umsatz noch im Keller“). Für die gesamte Hotellerie und Gastronomie summiert sich das auf Milliarden Euro, die fehlen: 13,17 Milliarden Euro wurden im Zeitraum Jänner bis Juli 2019 erwirtschaftet, im Vorjahr waren es mit 8,98 Milliarden Euro und 32 Prozent weniger. Heuer sind es 5,92 Milliarden Euro und somit fehlen im selben Zeitraum auf das bisherige Spitzenjahr 2019 rund -47 Prozent.

Aus all diesen Entwicklungen lassen sich am Ende drei wichtige Erkenntnisse herauslesen. Erstens: Österreichs Tourismus hat in der Corona-Krise dermaßen massiv an Umsätzen nicht erwirtschaften können, dass die gewährten Staatshilfen extrem wichtig waren, um halbwegs gegensteuern zu können. Zweitens: Sobald die Möglichkeit besteht, wieder Gäste zu empfangen, wird dies überproportional genutzt. Und drittens – das ist der wohl erfreulichste Aspekt: Der Wettbewerb wird nicht über den Preis, sondern über die Qualität geführt. Und das ist der für die weitere Zukunft der Hotel- und Gastro-Branche wohl wichtigste Punkt.

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