Hotel-Insolvenz

Konkurs „Am Kaiserstrand“! Es war nicht Corona, sondern seit Jahren erwirtschaftete Verluste

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Er kam, sah und zog die Reißleine: Als Gerwin Kürzl, geschäftsführender Gesellschafter der in Söding-Sankt Johann in der Steiermark angesiedelten Fiduzia Steuerberatung, Ende Oktober 2021 mit der Geschäftsführung der RIMC Seehotel Am Kaiserstrand Hotel Betriebs GmbH beauftragt wurde, genügte dem Rechnungswesen-Fachmann ein Blick in die Buchhaltung, um Klarheit zu schaffen.

Eine positive Fortbestehensprognose war Gerwin Kürzl zufolge nicht erstellbar, vielmehr – aufgrund der sich aktuell wieder verschärfenden Pandemiesituation – sei von einer weiteren negativen Entwicklung auszugehen. Bereits seit Jahren wurden nur negative Ergebnisse erzielt und operative Verluste eingefahren. Anfang November meldete Kürzl für das Seehotel Konkurs an. Eine Fortführung ist nicht beabsichtigt.

Langes Leiden, schnelles Ende

Das 4-Sterne Seehotel Am Kaiserstrand wurde in seiner heutigen Form 2010 eröffnet (102 Zimmer, mehrere Restaurants, 900 m² Spa & Wellnessbereich, zwei Tagungs- und vier Breakout-Räume, Badehaus und Schiffsanlegesteg). RIMC hielt 90 % der Anteile an der Betreibergesellschaft, der Immobilien-Mann Roland Pircher 9 % und der in Hamburg ansässige, auf Healthcare spezialisierte Immobilien-Spezialist IMMAC Holding 1 % (über die DFV Beteiligungs GmbH). Die DFV ist (über die AFV1 Liegenschaftsbesitz GmbH & Co KK mit Sitz in Graz) Eigentümerin von Liegenschaft sowie Hotelimmobilie.

Die IMMAC Holding (bzw. deren DFV Beteiligungs GmbH) hatte das Recht, selbst oder über einen von ihr namhaft zu machender Dritten die übrigen Anteile zum Betrag von jeweils 1 Euro von den anderen Gesellschaftern erwerben, falls ein Bestandzinsrückstand anläuft. Davon machte die DFV nun Gebrauch und so wurde die MDK Management GmbH von Gerwin Kürzl zur neuen 100 % Eigentümerin. Absicht sei es gewesen, die Hotelbetreibergesellschaft zu sanieren und fortzuführen. Doch nach Berücksichtigung der bisherigen Entwicklung und der vorliegenden wirtschaftlichen Daten war der Insolvenzantrag nicht mehr zu vermeiden.

Rudimentäre Unterlagen

Eine entsprechende Herausgabe notwendiger Informationen bzw. für die Übernahme wesentlicher Unterlagen wurde dem AKV (Alpenländischer Kreditorenverband) zufolge durch die Hotelbetriebsführung verweigert. Laut AKV sind deshalb „derzeit nur rudimentäre Unterlagen vorhanden.“ Demnach stehen Verbindlichkeiten von 3,2 Mio. Euro Aktiva in Höhe von rund 933.000 Euro gegenüber. Das Eigenkapital ist aufgrund der laufenden Verluste erheblich negativ.

Bewegte Geschichte

Das Seehotel Am Kaiserstrand liegt am Ufer des Bodensees auf einem 20.000 m² großen Grundstück mit öffentlichem Zugang zum Strand. Das Haus, – es wurde noch zu Monarchie-Zeiten als Kaiser-Strand-Palast-Hotel eröffnet –, datiert im Kern auf die Jahre 1910 (nord-westseitiger Traktes) und 1912 (südseitiger Trakt). 1940 zur Reichszollschule umgebaut und später in der zweiten Republik als „Rhomberg Kaserne" unter Verwendung, wurde es 2005 von privaten Investoren gekauft, um 20 Mio. Euro saniert (inkl. Wohnungen belief sich das Gesamtinvestitionsvolumen auf 45 Mio. Euro) und 2010 als Seehotel Am Kaiserstrand unter Führung von RIMC International Hotel Resort Management als Pächterin wiedereröffnet.

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