Print-Ausgabe 19. März 2021
ÖHV-Branchentalk mit der Regierungsspitze (v.l.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Sacher-Group CEO Matthias Winkler
Für ÖHV-Präsidentin Reitterer ist direkter Austausch zwischen Politik und Wirtschaft der schnellste Weg zu wirksamen Verbesserungsschritten
Eine Stunde kann kurz sein oder auch lang. Am Dienstag dieser Woche war sie beides: lang mit Kurz. Denn Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger standen rund 550 Hoteliers und deren MitarbeiterInnen in einem von ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer initiierten „ÖHV Call“ eine volle Stunde lang Rede und Antwort. Die von Matthias Winkler, CEO der Sacher Hotels, moderierte und per APA-Streaming übertragene Veranstaltung erfüllte zum überwiegenden Teil die in sie gesetzten Erwartungen. Auch wenn die Politik immer Politik bleibt, es gab sowohl von Kurz als auch von Köstinger klare Statements sowie ausreichend Antworten auf viele Fragen. Das Wichtigste: „Ab Sommer gibt’s wieder Normalität“, so Sebastian Kurz.
„Ziel ist, dass die Menschen wieder frei reisen können“
Der Bundeskanzler hatte von jenen drei Bereichen, an denen die Bundesregierung derzeit arbeitet und die für Österreichs Hotellerie hohe Bedeutung haben, den „Grünen Pass“ als ersten erwähnt, bezüglich dessen Umsetzung er sich „seit Wochen in Gesprächen mit der EU-Kommission“ befinde. Einen Tag nach dem „ÖHV Call“, am Mittwoch, war es dann soweit: Der „Grüne Pass“ kommt, die EU hat einen entsprechenden Verordnungsvorschlag vorgelegt. Die Umsetzung in Österreich beginnt im April. Ziel ist laut Sebastian Kurz, „dass die Menschen wieder frei reisen können.“ Elisabeth Köstinger: „Die Umsetzung des ‚Grünen Passes‘, in dem Impfung, Teststatus oder Immunität vermerkt sind, ist ein zentrales Element, um die Reisefreiheit wieder herzustellen.“
Kein klarer Termin bei der Öffnung der Hotellerie
Damit ist ein wichtiger Schritt gesetzt, um Österreichs Tourismus und Hotellerie die von BranchenvertreterInnen dringend geforderten Öffnungsperspektiven sowie Planungssicherheit über Rahmenbedingungen und Reisefreiheit zu geben.
Bezüglich dieser Anliegen äußerte sich der Bundeskanzler erwartungsgemäß zurückhaltend. Beim Grenzverkehr mit Deutschland, dem zweiten von Kurz angeführten Bereich mit hoher Wichtigkeit, sei es Ziel, dass „so schnell wie möglich wieder eine normale Situation“ herrscht. Spätestens im Sommer soll wieder ohne Quarantäne gereist werden können. Für Tirol geht der Kanzler davon aus, dass das Bundesland „in zwei Wochen wieder ins normale Fahrwasser“ zurückkehren könne.
Beim dritten wichtigen Bereich, der Öffnung der Hotellerie, konnte Sebastian Kurz keinen klaren Termin nennen. Gründe dafür seien die Unberechenbarkeit des Virus und die sich permanent ändernde Situation, wann welche Impfstoffe zugelassen und geliefert werden.
„Im Vorjahr blieb keine Übung unversucht“
Sowohl für Sebastian Kurz, als auch für Elisabeth Köstinger war „der heutige Austausch mit der Branche extrem wichtig. Wir alle wissen, dass der Tourismus die am stärksten betroffene Branche ist, die Betriebe sind seit Monaten im Lockdown.“ Deshalb seien auch die Wirtschaftshilfen essenziell, um den Schaden zu minimieren. Köstinger: „Wir haben im Vorjahr keine Übung unversucht gelassen, um die Wirtschaftshilfen so anzupassen, dass sie den Betrieben auch wirklich helfen.“ Der Bogen reiche vom mehrfach veränderten Fixkostenzuschuss über Ausfallbonus und Verlustersatz bis hin zum Umsatzersatz im November und Dezember, die alle „für Liquidität gesorgt haben.“
Touristischer Arbeitsmarkt wird zum Jahresschwerpunkt
Ein weiteres wichtiges Thema stelle laut Ministerin Köstinger der touristische Arbeitsmarkt dar. Auch dafür konnte sie Neues vermelden: Gemeinsam mit Arbeitsminister Martin Kocher wurde er „zum Jahresschwerpunkt“ ernannt. Dadurch sollen, laut Köstinger, MitarbeiterInnen Perspektiven gegeben und auch das Thema Lehrlingsausbildung aufgegriffen werden
Eine positive Bilanz über den „ÖHV Call“ zog am Ende ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer: „Der Ausblick von Bundeskanzler Kurz im Hinblick zur Durchimpfung der über 50-jährigen im Mai und der Verweis von Tourismusministerin Köstinger auf den Veranstalterschutzschirm und die Werbeschiene für Kongresse und Conventions haben vielen TeilnehmerInnen Mut gemacht.“
„Austausch ebnet den Weg zu Verbesserungsschritten“
Für Michaela Reitterer ebne „ein regelmäßiger direkter Austausch zwischen Politik und Wirtschaft“ am schnellsten den Weg zu wirksamen Verbesserungsschritten: „Die Wirtschaft weiß am besten, was sich in der Praxis umsetzen lässt, die Politik, wie sich das Ganze in einen rechtlichen Rahmen gießen lässt.“
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) repräsentiert als freie Interessenvertretung mit rund 1.600 Mitgliedern, die es zusammen auf ca. 200.000 Betten bringen, rund die Hälfte der Kapazität in der heimischen 4- bis 5-Sterne-Superior-Hotellerie. Alle ÖHV-Mitglieder beschäftigen ca. 62.000 MitarbeiterInnen und erwirtschafteten im letzten Normaljahr 2019 einen Logisumsatz von ca. vier Milliarden Euro, was dem Umsatz von rund 40 Prozent aller Hotels und Pensionen Österreichs entspricht.
Erstellt am: 19. März 2021
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