Print-Ausgabe 13. Juni 2025
„Statt Masse setzen wir auf Qualität, pädagogische Standards und langfristige Partnerschaften“, so die Schwestern Katrin Lengauer-Kaltner (l.) und Christina Kaltner-Kronlachner
Die Unternehmensgruppe „young austria“ besteht aus weit mehr als einem Dutzend Erlebnisgästehäusern – die Weichenstellung für die Zukunft ist längst erfolgt
Österreichs größter privater Anbieter für Schulreisen und Feriencamps, „young austria“ feiert heuer sein 75. Jubiläum. Mit „young austria international“ verfügt das Unternehmen zudem über ein eigenes Reisebüro. Damit nicht genug, erhielt „young austria“ Anfang Juni zudem den 2. Platz des Österreichischen Exportpreises 2025 in der Kategorie Freizeit- und Tourismuswirtschaft. T.A.I. bat aus all diesen Gründen eine der beiden geschäftsführenden Gesellschafterinnen, Katrin Lengauer-Kaltner, zu einem Gespräch.
T.A.I.: In den 1970er Jahren hatten Sie 30 Partnerbetriebe, jetzt sind es 12. Wieso gab es diese Schrumpfung?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Diese Reduktion war eine bewusst strategische Entscheidung und kein Rückschritt. Statt Masse setzen wir heute auf Qualität, pädagogische Standards und langfristige Partnerhotels, die wir selbst betreiben oder langfristig binden. So können wir die Betreuung, Sicherheit, Ausstattung und Programmgestaltung besser steuern – was für unsere Zielgruppen, vor allem Kinder und Jugendliche, essenziell ist.“
T.A.I.: Haben sich auch die Anforderungen an Jugendreisen verändert?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Ja, und zwar deutlich. Vor allem rechtlich, sicherheitstechnisch und auch im Hinblick auf Betreuung und Programminhalte. Nicht alle früheren Partnerbetriebe konnten oder wollten diesen Standards folgen. Die Konzentration auf weniger, dafür qualitätsgesicherte Standorte ist für uns der richtige Weg, um unserem Anspruch gerecht zu werden.“
T.A.I.: Wie viele dieser 12 Hotels gehören aktuell „young austria“ und wie viele davon sind Partnerbetriebe?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Aktuell gehören vier Jugendgästehäuser – sie liegen in Obertauern, Zauchensee und Mariapfarr – vollständig zum Unternehmen, während die übrigen acht als Partnerbetriebe vermarktet werden. Sie sind über langfristige Kooperationen mit uns verbunden. Diese Partnerschaften ermöglichen uns, ein breites Netzwerk an Unterkünften für Schul- und Jugendgruppen anzubieten, wobei die Qualität und Betreuung stets den hohen Standards von ‚young austria‘ entsprechen.“
T.A.I.: Ihr Core-Team in Salzburg besteht aus 25 Personen, darunter außer einem Mann nur Frauen. Wieso?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Das war keine bewusste Strategie, sondern hat sich organisch aus den Bewerbungen, Qualifikationen und dem Matching mit unserer Unternehmenskultur ergeben. Wir suchen Menschen, die unsere Werte teilen, also Eigenverantwortung, Teamorientierung, Kreativität und eine starke soziale Kompetenz. In den letzten Jahren haben sich auf unsere Positionen überwiegend Frauen beworben, die genau diese Qualitäten mitgebracht haben. Natürlich achten wir grundsätzlich auf Diversität in unserem Team und wir sind offen für jeden Menschen, der fachlich und menschlich zu uns passt – unabhängig vom Geschlecht.“
T.A.I.: Wie viele Mitarbeiter:innen beschäftigen Sie insgesamt, also auch in ihren Hotels?
Katrin Lengauer-Kaltner: „In der Zentrale in Salzburg sind derzeit 25 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Zusätzlich sind in den unternehmenseigenen Hotels je nach Saison bis zu 60 Mitarbeiter:innen für die Vor-Ort Abwicklung beschäftigt. Darüber hinaus beschäftigt ‚young austria‘ in den Sommermonaten über 250 weitere Mitarbeiter:innen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind, darunter die Betreuung der Kinder und Jugendlichen während der Ferien sowie Organisation und Durchführung von Gruppenreisen.“
T.A.I.: In wie viele Länder schicken Sie ihre Kund:innen und welche sind die Top-Destinationen?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Mit unserem Reisebüro ‚young austria international‘ veranstalten wir Reisen für österreichische Schul- und Jugendgruppen in ca. 50 Destinationen europaweit. Die beliebtesten Reiseziele umfassen die Städte Wien, Brüssel, Rom, Barcelona, London, Prag, Malta, Berlin, Budapest und Krakau, aber auch Istrien. Zusätzlich zu diesen Top-Destinationen bieten wir Reisen in zahlreiche weitere Ziele an. Diese Vielfalt ermöglicht es Schulklassen und Jugendgruppen, aus einer breiten Palette an Reisezielen das passende Angebot für ihre Bedürfnisse und Interessen zu wählen.“
T.A.I.: Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Katrin Lengauer-Kaltner: „Wir wollen die Nachfrage nach Gruppenreisen, so wie Kinder- und Jugendreisen als auch Vereins- und Familienreisen, nach der pandemiebedingten Zurückhaltung weiter stabilisieren und unser Angebot in den ‚ya! Erlebnisgästehäusern‘ noch zielgruppengerechter gestalten – mit Fokus auf Qualität und Sicherheit. In Zeiten globaler Unruhen, ökonomischer Herausforderungen sowie klimatischer Veränderungen möchten wir vor allen den regionalen Erlebniswert im Salzburger Land in den Mittelpunkt rücken. Darüber hinaus möchten wir unser internationales Netzwerk weiter ausbauen, um neue Herkunftsländer zu erschließen, und das pädagogische Profil im Bereich Jugendreisen schärfen. Langfristig sehen wir ‚young austria‘ als führende Plattform für Bildungs- und Erlebnisreisen in Europa – mit einem starken Standort Österreich, einem bewussten Fokus auf Nachhaltigkeit und lebendigem Beitrag zur internationalen Jugendbegegnung.“
Die Geschichte von „young austria“ beginnt 1950, als Ludwig Kaltner, ein Pionier der Jugendreisen, in Salzburg das Reiseunternehmen SEST-Reisen gründete. Später wurde das Angebot um Schulskikurse, Sprach- und Bildungsreisen sowie über 30 Partnerbetriebe stark ausgeweitet. Zudem wurde mit dem „Club young austria“ und den ersten „Lern- und Aktivferien“ – den heutigen Sommercamps – das Ferienprogramm systematisch ausgebaut.
In den 1980er-Jahren übernahmen die Söhne des Gründers, Walter Kaltner und Ludwig Kaltner, die Geschäftsführung. 2014 folgte die Gründung von „young austria international“ für Schulreisen in Europa und seit 2018 leiten die Schwestern Katrin Lengauer-Kaltner und Christina Kaltner-Kronlachner das Familienunternehmen in dritter Generation. Beide haben jeweils zwei Kinder. Gemeinsam mit ihrem Team organisieren die beiden jährlich rund 1.000 Gruppenreisen und betreuen in den Sommerferien über 3.500 Kinder und Jugendliche.
Erstellt am: 13. Juni 2025
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