Print-Ausgabe 31. Oktober 2019
Wolfgang Kleemann und Martin Hofstetter präsentierten die ersten Ergebnisse der Bilanz-Analyse 2018
Der Median pro Gäste-Nächtigung liegt deshalb mit 70 Euro (ganzjährig und inflationsbereinigt) unverändert auf dem Niveau von vor 10 Jahren
Zahlen sind eine trockene Materie. Bei der ÖHT (Österreichische Hotel- und Touristikbank) ist man sich dessen bewusst und so beschritten Generaldirektor Wolfgang Kleemann sowie Geschäftsführer Martin Hofstetter für die Präsentation erster Trends und Ergebnisse der Bilanz-Analyse von Österreichs Hotellerie für 2018 einen unkonventionellen Weg: Sie luden ins „Kochamt“ von Haubenkoch Toni Mörwald, um in lockerer Atmosphäre „aus dem Nähkästchen der Tourismusförderungen und -finanzierungen zu plaudern“.
Mit an der Tafel saßen Helmut Bernkopf (Vorstand des ÖHT Mehrheitseigentümers OkKB – Österreichische Kontrollbank), Helmut Breit (Head of Corporate Finance der RBI - Raiffeisen Bank International, die 31,25 Prozent der ÖHT-Anteile hält), Tourismus-Sektionschefin im BMNT (Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) Ulrike Rauch-Keschmann sowie die Leiterin der Abteilung Tourismus-Förderungen Martina Titilbach-Supper.
„Freut euch nicht zu früh, wir haben nur acht Gänge“, scherzte Kleeman zu Beginn der Veranstaltung. Dazwischen wurden Zahlen präsentiert und die sehen durchaus erfreulich aus. Wobei es sich bei den über die ÖHT geförderten Unternehmen um solide Betriebe handelt, die in der Lage sind, gute Ergebnisse zu erwirtschaften. Martin Hofstetter: „Die Ausfallsquote tendiert gegen Null.“
In den zurückliegenden Jahren konnten die Umsätze pro Zimmer laut Wolfgang Kleemann inflationsbereinigt um 13,2 Prozent gesteigert werden, der GOP (Gross Operating Profit) in einer ähnlichen Größenordnung (mit dem GOP werden Zinsen bezahlt, Abschreibungen gedeckt, Pachtzinsen beglichen sowie Investitionen und Entnahmen getätigt). Die Eigenkapital-Quote – sie profitiert von der anhaltenden Niedrigzinsphase – stieg von 7,2 Prozent im Jahr 2009 auf 12,6 Prozent 2018, während die Entschuldungsdauer von 13 auf 11 Jahre gesunken ist.
Kleemann: „Betriebe, die regelmäßig investieren, sind die erfolgreichsten.“ Denn „Investitionen steigern die wirtschaftliche Stabilität“. Die ÖHT wiederum bietet „immer besser darauf zugeschnittene Förderprogramme“ an.
Jene Betriebe, die den höchsten GOP pro Zimmer aufweisen (Werte von 16.000 Euro und mehr gelten als „sehr gut“), befinden sich laut Kleemann „alle mindestens seit zwei Generationen in Familienbesitz“, verfügen in der Regel über eine Berg- & Winter- oder Wellness-Spezialisierung, keiner hat weniger als 4 Sterne (wobei die 3 Stern-Hotellerie „unbeschreiblich schnell aufholt“) und alle haben im Schnitt der letzten fünf Jahre „erheblich mehr investiert als abgeschrieben“. Das heißt, es kommt zu einem „positiven Vermögensaufbau, allerdings bei erhöhten Fremdmitteln“.
Ein Viertel der Betriebe hat laut Martin Hofstetter in Mitarbeiterhäuser- und -wohnungen investiert. Während die Anzahl der Anträge zwischen 2016 und 2019 insgesamt zurückgegangen ist, stiegen die Investitions-Volumina um 16 Prozent auf durchschnittlich 3,1 Millionen Euro (bei Kleinkrediten binnen Jahresfrist sogar um 18 Prozent auf 200.000 bis 225.000 Euro).
Als problematisch erachtet Markus Kleemann die Tatsache, dass sich zu wenig Investitionen auf die reine Sommer-Produktverbesserung beziehen: „Wir tun viel zu wenig für den Sommer-Tourismus, insbesondere was Schulterzeiten und Wertschöpfung betrifft.“ Ergebnis: Der Median (mittlerer Wert) pro Gäste-Nächtigung grundelt mit 70 Euro (ganzjährig und inflationsbereinigt) unverändert auf dem selben Niveau wie vor einem Jahrzehnt. Kleemann: „Die Aufenthaltsdauer geht zurück, da sollte es auch mehr Mut zum Preis geben!“
Mehr Mut empfiehlt der ÖHT-Chef auch, wenn es um Finanzierungs-Anfragen geht: „Wir dürfen als ÖHT nicht akquirieren, die Hoteliers müssen aus eigenem Antrieb zur ÖHT kommen.“ Jene, die es tun, schätzen den gebotenen Service: „Einige Betriebe sind schon in der vierten Generation unsere Kunden.“
Erstellt am: 31. Oktober 2019
Foto: © ÖHT
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