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Invest-Boom in der Hotellerie? „Internet muss laufend mitwachsen“

Print-Ausgabe 26. Mai 2023

„Wir begleiten den Gast während seines gesamtem Urlaubsaufenthaltes, egal ob über TV oder Handy“, so Stefan Seiwald

Anders als bei Hotelum- oder -neubauten herrscht bezüglich Digitalisierung eine hohe Investitionstätigkeit – dies hat mit der Aufrüstung im Internet-Bereich zu tun

Sie zählt eher zu den stillen Zulieferern im Tourismus, dafür zu den extrem schnellen und flexiblen: die in St. Johann in Tirol beheimatete, auf Hotellerie und Ferienregionen sowie Health Care spezialisierte Software-Schmiede goingsoft. Wie das 2002 von Stefan Seiwald und Josef Adelsberger gegründete Unter­nehmen, das seit Ende 2018 als 100 %-Tochter der Telekom Deutschland firmiert (Seiwald und Adelsberger sind unverändert Geschäftsführer), die Pandemiejahre genutzt hat und wo die aktuellen Schwerpunkte liegen, darum ging es bei einem T.A.I.-Gespräch mit Stefan Seiwald in der goingsoft-­Unternehmenszentrale.

Zunächst zu Corona. „Wir sind mit 90 % Hotellerie-Anteil in die Krise gegangen und haben dadurch viel Umsatz verloren“, erinnert sich Stefan Seiwald. Doch es wäre nicht goingsoft, wenn diese Situation nicht auch für etwas Positives genutzt worden wäre: „Wir haben Health Care zu unserem zweiten Standbein aufgebaut. Unser Team war Weltklasse, sowohl im Marketing als auch in der Produktion. Jetzt haben wir einen Umsatzanteil von Health Care von über 50 % und wir spüren, dass die Hotellerie wieder kommt. Sie ist sehr investitionsfreudig und wir bekommen gute Aufträge. Das Jahr wird sehr positiv.“

Stichwort Investitionsfreude: Das deckt sich nicht mit den Aussagen, die anderorts derzeit über die Hotellerie gemacht werden. Stefan Seiwald – er ist seit 2012 auch Bürgermeister von St. Johann, unterbrochen nur von der Periode 2019 bis 2021, um die Integration der goingsoft in die Deutsche Telekom voranzutreiben – konkretisiert: „Man spürt, dass die Bautätigkeit absinkt. Wir hatten früher in St. Johann um diese Zeit 15 Baukräne, jetzt sind es zwei. Aber goingsoft ist in einem anderen Segment. Digitalisierung ist sehr wichtig und sie kann helfen, in manchen Bereichen Personal zu unterstützen. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Gast in seinem Zimmer entscheiden kann, morgen um 10:00 Uhr eine Massagestunde zu buchen, aber dafür nicht extra zur Rezeption gehen muss, hilft das sehr.“

Womit das Gespräch bei den goingsoft-Hauptprodukten für die Hotellerie angelangt ist. Das Basis­produkt bildet der Internet-Zugang. „Vor fünf, sechs Jahren gingen wir in einem internen Strategie-Papier davon aus, dass das kein großes Zukunftsthema sein wird. Aber da haben wir uns getäuscht. Das Internet muss laufend mitwachsen.“

Aufbauend darauf bietet goingsoft alles, was an Unterhaltung etc. im Hotel und in der Region benötigt wird. Seiwald: „Wir begleiten den Gast während seines gesamten Urlaubsaufenthaltes, egal ob über TV oder Handy. Der Kunde hat seinen täglichen Concierge. Das reicht von reinen Informationen über die Buchung von Leistungen bis hin zur Unterhaltung mit Netflix & Co.“ Stichwort Internet, also das Basis­produkt von goingsoft: „Als wir 2002 gegründet wurden und versucht haben, für unsere Ideen bezüglich Internet im Hotel Investoren zu kriegen, haben 11 von 10 gemeint, dass das nie ein Thema wird. Wir haben trotzdem angefangen.“

Laut Stefan Seiwald wird „immer unterschätzt, dass Gäste, die ins Hotelzimmer kommen, zuhause meist bessere Internetanschlüsse haben. Jeder hat Amazon, Netflix etc. Im Hotelzimmer gibt es das kaum. Solche Probleme lösen wir. Dank goingsoft kann der Gast während seines Urlaubsaufenthaltes mit seinem Account die Netflix-­Serie weiterschauen, wo er zuhause aufgehört hat. Unser Ziel ist es, das Digitale ins Hotelzimmer zu bringen.“

Die Nachrüstung der Internet-­Versorgung in den Hotelzimmern (derzeit meist 20 Mbit auf dann 100 Mbit) stellt derzeit auch den größten Investitionsbereich dar. Dazu kommen alle Features, die sich Gäste von einem TV-Gerät heutzutage erwarten, sowie die Gestaltung des Hotelzimmers als Point-of-Sales, – egal ob über Tablet oder TV –, damit die Gäste die Leistungen des Hotels nicht nur sehen, sondern auch buchen können.

Außerhalb der Hotels kommen zudem Tourismusorganisationen ins Spiel. Seiwald: „Die werden von unserem System ebenfalls abgedeckt und zwar heute so, dass viele Inhalte zentral für eine Region verfügbar gemacht werden können. Die Beherbergungsbetriebe können diese gebündelten Informationen dann auch für ihre Gäste nutzen.“

Was sind die derzeit neuesten Entwicklungen von goingsoft? Geschäftsführer Stefan Seiwald braucht diesbezüglich nicht lange überlegen: „Überregionale Lösungen und Projekte, beispielsweise für ganze Ferienregionen oder für Hotels mit mehreren Standorten. Zentrale Lösungen mit Einbindung verschiedener Schnittstellen sollen den Kunden dabei Zeit und Arbeit ersparen und einen nachhaltigen Mehrwert für Gäste und Mitarbeiter:innen bringen.“

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