Print-Ausgabe 12. Juli 2024
Die Erstanalyse der wirtschaftlichen Ergebnisse 2023 von Österreichs Hotellerie von der OeHT gemeinsam mit Kohl & Partner und Prodinger liefert ein ernüchterndes Bild
Die operativen Betriebsergebnisse von Österreichs Hotellerie sind rückläufig, die bislang realisierten Preissteigerungen decken die Inflation nicht ab. Das sind – auf den Punkt gebracht – die Kernaussagen des jüngsten „Fitness-Checks“ der OeHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) sowie ihrer Kooperationspartner Kohl & Partner sowie Prodinger, der auf einer ersten Bilanzauswertung für das Geschäftsjahr 2023 basiert. Untersucht wurden im Rahmen dieses „Fitness-Checks“ die Daten von über 200 Hotelbetrieben und wie sich das Jahr betriebswirtschaftlich im Vergleich zu 2022 entwickelt hat.
„Sie kommen auf dieselben Ergebnisse wie unser Tourismusbarometer 2024 von Deloitte und ÖHV“, sieht der Präsident der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) Walter Veit die Anfang Juni präsentierte Studie bestätigt (218 Touristiker:innen wurden dabei über ihre Meinung zur derzeitigen Lage sowie zu ihrer betriebswirtschaftlichen Situation befragt).
Die ersten Erkenntnisse und Trends des „Fitness-Checks“ von OeHT, Kohl & Partner und Prodinger sind jedenfalls ernüchternd. So zeigt die Analyse, dass Österreichs Hotellerie real an Ertrag verliert. Zwar legten die Vorjahres-Umsätze im Durchschnitt um +7 bis +10 % zu, das operative Betriebsergebnis (GOP– Gross Operating Profit) verschlechterte sich jedoch im selben Zeitraum um −3 bis −5 Prozentpunkte (pp).
Die Auslastung der Betriebe zeigte 2023 zwar im Vergleich zu 2022 eine positive Tendenz, aber insgesamt gab es diesbezüglich nur eine leichte Verbesserung. Die tatsächliche Steigerung der Preisdurchsetzung in der Ferienhotellerie lag im zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr auf einem ähnlichen Niveau wie der Verbraucherpreisindex, der laut Statistik Austria 2023 den Wert von +7,8 % erreichte.
Als Kostentreiber in der Hotellerie gelten die Lebensmittelpreise, Sachkosten und Ausgaben für Mitarbeiter:innen. So stiegen laut dem „Fitness-Check“ die Kosten für den Küchenwareneinsatz pro Nächtigung im Jahr 2023 um bis zu 15 %.
Die Sachkosten blieben zwar auf den ersten Blick stabil (u .a. konnten gestiegene Energiekosten und allgemeine Inflationsanpassungen durch Einsparungen kompensiert werden), doch bei genauerer Betrachtung ergibt sich ein anderes Bild: Denn die erwähnten Einsparungen wurden in vielen Fällen nur durch aufgeschobene Instandhaltungen und Einsparungen im Marketing erzielt.
Damit nicht genug, ist der größte Kostenblock in der Hotellerie, die Mitarbeiterkosten, mit +1,5 bis +3,0 pp. deutlich stärker gestiegen als die Erlöse. Den steigenden Bruttolöhnen stand dabei eine sinkende Arbeitszeit gegenüber.
All dies führte 2023 zu rückläufigen GOPs. Sie sind im Branchendurchschnitt laut „Faktencheck“ im Vergleich zu 2022 um −4 % bis −7 % gesunken. Die GOP-Quote in der Hotellerie ging dabei um −2 bis −4 pp zurück.
Florian Zellmann, Leiter des Bereiches Finanzierung und Förderung bei der Tourismusbank und Geschäftsführer der OeHT-Tochter Tourism Investment Services (TIS): „Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach auch 2024 weiter fortsetzen.“ Als Gegenmaßnahme empfiehlt er Betrieben „weiterhin einen gewissen Mut zum Preis“, ebenso eine „feinfühlige Optimierung in puncto Saisonzeiten, Zimmerkategorien, Aufenthaltsdauer und Buchungsbedingungen“. Erreichbar sei dies vor allem durch „ein professionelles Revenue Management“, das damit immer wichtiger wird.
Im Bereich des Mitarbeiteraufwandes könnten Florian Zellmann zufolge „eine effektive Planung und Verwaltung der Arbeitszeiten dabei helfen, Kosten zu sparen und die Effizienz zu erhöhen, ohne die Qualität der Dienstleistungen zu beeinträchtigen“.
Für die Autoren des „Fitness-Checks“ ist ein „detaillierter und kritischer Blick auf die weitere Kostenstruktur 2024 weiterhin unabdingbar“. Es gelte, „das bestehende Geschäftsmodell zu hinterfragen und mögliche Anpassungen vorzunehmen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“. Der detaillierte „Fitness-Check 2024“ – er basiert dann auf Daten von über 1.200 Betrieben – samt den Kennzahlen nach Betriebstypen wird im Oktober 2024 veröffentlicht. Heuer werden erstmalig aktuelle ESG-Kennzahlen mit aufgenommen.
Erstellt am: 12. Juli 2024
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