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SST Touristik

„Hotelier, der ‚rechnen kann‘, sieht schnell die Gutschein-Vorteile“

Print-Ausgabe 15. Oktober 2021

„Für viele Hotels übernehmen wir laufende Zahlungen“, so Gerhard Sperrer (l.) und Andreas Schabel


 

Das sind im Falle der SST Touristik bzw. Hoxami über 1.000 in Österreich sowie den umliegenden Selbstanreise-Destinationen, die damit zusätzlich Geld verdienen bzw. sparen

Hat die Corona-Pandemie etwas am Gutschein-Vertrieb in der Hotellerie verändert? Wie sieht es damit heuer aus? Worin liegen die Vorteile speziell im Modell der SST Touristik bzw. deren Schwester Hoxami (Finanzierung von Ausgaben durch ansonsten leer bleibende Zimmer auf Gutscheinbasis)? Wie viele Hotels nutzen bereits diese Möglichkeiten und worin sehen die SST-Chefs und -Gründer Gerhard Sperrer und Andreas Schabel noch Potential? Antworten darauf gaben die beiden im Interview mit T.A.I.

T.A.I.: So wie es aussieht, wird es 2021/22 eine Wintersaison geben. Ist nach dem Vorjahres-­Schock heuer eine Zurückhaltung bzw. Verunsicherung bei Kund*innen und/oder Betrieben festzustellen?

Sperrer: „Bei den Kund*innen sehen wir keine Zurückhaltung mehr. Bei manchen Hotels gibt es das Problem, dass sie eine dermaßen gute Sommersaison hatten und/oder reichlich Corona-Förderungen erhielten, dass sie heuer keine weiteren Umsätze brauchen bzw. wollen.“

T.A.I.: Ungeachtet dessen steuert der Gutschein-Vertrieb in Österreichs Hotellerie jetzt seinem alljährlichen Höhepunkt entgegen. Abgesehen von Ihrer Antwort auf die vorangegangene Frage: In welcher Weise unterscheidet sich der Gutschein-Vertrieb heuer vom Corona-Jahr 2020 und von den früheren Normaljahren?

Schabel: „Hier gibt es keine wesentlichen Unterschiede.“

T.A.I.: Ende August meinten Sie, dass viele Ihrer Hotelpartner derart gut ausgelastet sind, dass sie Probleme haben, Ihre Gutschein-Kund*innen einzubuchen. Hat sich im Herbst daran etwas geändert?

Schabel: „Dieses Problem hatten wir im Sommer tatsächlich bei einigen Hotelpartnern, vor allem wenn wir von Hotels sprechen, die an bzw. in der Nähe von Seen –Stichwort: Kärnten, Salzkammergut etc. – liegen. Jetzt im Herbst ist die Situation schon wesentlich entspannter. Und auch für den Winter gehen wir von einer Normalisierung der Situation aus. Das heißt, zu Hochsaisonzeiten sind die Hotels hoffentlich so gut gebucht, dass sie nur wenige Gutschein-Kund*innen anreisen lassen können. Allerdings wird es in den Zwischen- und Nebensaisonen sicherlich wieder ausreichend Kapazität geben, um mit Gutschein-Kund*innen zusätzliche Erträge zu erwirtschaften.“

T.A.I.: Ein Vorteil des Produktes Hotel-Gutschein liegt darin, Liquidität auch in jenen Zeiten zu generieren, in denen es geringere Umsätze gibt. Vor kurzem meinten Sie, dass es diesen großen Vorteil in dieser Form nur bei der SST Touristik bzw. Hoxami gibt. Wie ist dies zu verstehen? Worin unterscheidet sich das SST/Hoxami-Modell von anderen Gutschein-Modellen?

Sperrer: „Wir sind die einzigen, die ohne Wenn und Aber in Vorleistung gehen, da wir klar definierte Leistungs-Gutscheine – auch in großer Stückzahl – lange vor der Anreise der Kund*innen an die Hotels bezahlen und so für unmittelbare Liquidität sorgen.

T.A.I.: Was verstehen Sie unter „lange vor der Anreise“?

Sperrer: „Das sind Zeiträume von bis zu 3 Jahren.“

T.A.I.: Mit wie vielen Hotels arbeiten Sie mittlerweile zusammen? Und wo liegen die regionalen Schwerpunkte?

Schabel: „Mit über 1.000 Hotels in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Norditalien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Slowakei, Tschechien etc. Im Prinzip liegt unser Zielmarkt dort, wo deutschsprachige Gäste flexibel mit dem Auto anreisen können.“

T.A.I.: Können Sie vielleicht ein, zwei Betriebe nennen, die mit Ihrem Gutschein-Vertrieb ungewöhnlich viel bewegen konnten?

Sperrer: „Wir arbeiten beispielsweise seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit dem Rote Wand Gourmet Hotel in Zug am Arlberg zusammen und finanzieren über Hoxami immer wieder verschiedenste Investitionen. Für viele Hotels wie etwa den Stubaierhof in Neustift übernehmen wir kontinuierlich laufende, monatlich wiederkehrende Zahlungen gegen Zurverfügungstellung leerer Zimmer auf Gutscheinbasis. So kommen die Hotels zu hohen zusätzlichen Preis­ersparnissen, zum Beispiel bei den monatlichen F&B-­Ausgaben.“

T.A.I.: In welchen Regionen sehen Sie am ehesten die Möglichkeit, zusätzliche Betriebe von ihrem Gutschein-Vertrieb zu überzeugen?

Sperrer: „Das kann man nicht auf Regionen reduzieren. Vielmehr geht es für uns darum, passenden Hotels unser Geschäftsmodell noch besser zu erklären, damit diese erkennen, dass sie mit Gutschein-Kund*innen ganz einfach zusätzlich Geld verdienen bzw. sehr viel Geld sparen können. Darüber hinaus ist sichergestellt, dass das Hotel seine ‚normalen‘ Kund*innen nicht gefährdet, da es nicht an der Preisschraube bei booking.com & Co. drehen muss, um leere Zimmer zu füllen, und andererseits die Gutschein-Kund*innen eine gänzlich andere Zielgruppe sind. Ein Hotelier der ‚rechnen kann‘ sieht sehr schnell die Vorteile!“

Das Rote Wand Gourmet Hotel in Zug am Arlberg arbeitet schon seit vielen Jahren erfolgreich mit Hoxami zusammen (Foto: © Rote Wand Gourmet Hotel)

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