Print-Ausgabe 18. November 2016
Mit vier Traditionshotels im Herzen von Wien setzt die Familie Kremslehner einen von Gästen geschätzten Kontrapunkt zur schnelllebigen Zeitgeist-Schiene
Wie meistert eine seit 110 Jahren im Familienbesitz befindliche sowie zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen und drei Generationswechsel überstanden habende Hotelgruppe den Sprung in das schnelllebige Digitalisierungs-Zeitalter? Im Falle der Wiener Kremslehner Hotels mit einer gekonnten Kombination aus Hightech, Tradition, Online-Professionalität und Charme. Davon konnte sich T.A.I. im Rahmen eines ausführlichen Gesprächs mit dem immer noch aktiven Grand Seigneur der dritten Generation, Dr. Peter Kremslehner, und den beiden mit vollem Einsatz arbeiteten Ladies der vierten Generation, Vera und Eva Kremslehner, überzeugen.
Mit Cousin Wolfgang Kremslehner (Controlling) ist noch ein weiteres Familienmitglied im Unternehmen aktiv, während dessen Brüder als Anwalt und Komponist bzw. Betreiber eines Tonstudios tätig sind. Sophie Kremslehner-Czerny, die Schwester von Vera und Eva, ist Anwältin.
Die Weichen wurden also längst gestellt und ebenso Strategien gefunden, mit denen Kremslehner auf Erfolgskurs bleibt. Das Rezept lautet „Service, Service, Service“, wie Vera und Eva Kremslehner betonen: „Je mehr Ketten und Zeitgeist-Betriebe auf den Markt drängen, desto mehr kultivieren wir Dinge, wie z. B. die Schlüsselübergabe.“ Bei Kremslehner gibt es keine Zimmerkarten. „Das war eine bewusste Entscheidung. Das passt zu unserer Positionierung als traditioneller Familienbetrieb, bringt den Gast an die Rezeption und dadurch kennen wir ihn persönlich, inklusive den Geschichten.“
Es gibt in jedem der vier Kremslehner-Hotels Rezeptions-Teams, die rund um die Uhr präsent sind. Diese besondere Note spiegelt sich u. a. auch in den TripAdvisor-Bewertungen wider: „Die Gäste schätzen das“, so Vera Kremslehner.
Während also weiterhin der gute alte Zimmerschlüssel als USP hochgehalten wird, ist „besonders gutes und schnelles WLAN“ in allen Zimmern, Restaurants und öffentlichen Bereichen längst Selbstverständlichkeit und auch gratis.
Auch bei der Online-Vermarktung drücken die Kremslehner-Sisters aufs Tempo: Ende November/Anfang Dezeamber wird die neue Website im responsive Design freigeschaltet (sie inkludiert alle vier Hotels, vier Restaurants sowie Bankett & Catering). Die aktuelle Version der Seite www.kremslehnerhotels.at ist übrigens erst drei Jahre jung.
Bei den Gästen dominiert die Gruppe 50+ und damit das generell am stärksten wachsende Segment. Zu den Stammkunden gehören nicht nur Privatreisende, sondern auch Firmen, „die zum Teil sogar ihre Events verlegen, wenn wir ausgebucht sind, damit sie trotzdem bei uns wohnen können“, so Vera Kremslehner. Wichtigster Quellmarkt ist Deutschland, Europa generell stark, im Sommer kommen viele Araber, die Italiener feiern ein Comeback und in den Kongress-Monaten werden Gäste aus aller Welt begrüßt.
Preislich zeigen die Kremslehners ebenfalls Stärke: „Unser RevPAR geht nach oben, er war schon immer besser als der Wien-Durchschnitt“, betont Vera Kremslehner, der zufolge die vier Hotels das Jahr über zu mehr als 80 Prozent ausgelastet sind, Graben und Royal sogar über 90 Prozent. Seniorchef Peter Kremslehner, der für Umbauten und Sanierungen verantwortlich zeichnet: „Ein paar freie Tage brauchen wir halt zum Herrichten.“ Langfristig lautet das Ziel von Vera und Eva Kremslehner „höhere Durchschnittpreise, nicht Auslastung um jeden Preis.“
Wie sieht es mit der Energie-Effizienz der Häuser aus? Hier gab es in den zurückliegenden Jahren erhebliche Verbesserungen, u. a. durch neue Fenster, Isolierung, Wärme-Rückgewinnung durch Klimaanlagen etc.
Generell werden bei Kremslehner die Überschüsse reinvestiert. Heuer sind im Regina neben der ersten Fassadenhälfte in 20 Zimmern Fenster, Klimaanlagen, Parkettböden und Badezimmer an der Reihe, im Johann Strauß die komplette Hoffassade plus die straßenseitigen Fenster. 2017 folgen im Regina der zweite Teil der Außenfassade, im Graben Hotel die Küche und im Royal die Rezeption. Doch auch hier gilt die Maxime: „Alle gehen bei der Renovierung in die Moderne, wir hingegen unterstreichen Traditionelles, Historisches und Wienerisches.“
Gegründet wurde die Gruppe vom Gastronomen Georg Kremslehner, der 1907 das 1896 errichtete Haus am Rooseveltplatz 15 erwarb und daraus das elegante Großstadthotel Regina formte. 1927 kam als zweiter Betrieb das Graben Hotel hinzu. Sohn Rudolf Kremslehner übernahm 1930 die Führung und erwarb ein Jahr später als drittes Hotel das Royal. Im zweiten Weltkrieg brannte das Graben Hotel bis auf die Grundmauern ab, das Regina diente während der Besatzungszeit bis 1952 als Hauptquartier der US-Armee. Danach wurde es von Grunde auf saniert und das angrenzende Haus eingegliedert. Das Graben Hotel wurde 1960 wieder eröffnet. Seit 2011 komplettiert das Hotel Johann Strauss die nunmehr aus vier 4-Sterne Häusern und vier Restaurants sowie Bankett und Catering bestehende Kremslehner-Gruppe (insgesamt 362 Zimmer, Umsatz 60 Prozent Beherbergung, 40 Prozent Restaurants & Catering).
Erstellt am: 18. November 2016
Leiten die Geschicke des traditionellen Familienbetriebs (v.l.): Eva, Peter und Vera Kremslehner
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