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Hotelgutscheine

Geld jetzt, Gäste kommen im Winter! SST-Chef: „Wir sorgen für Liquidität“

Print-Ausgabe 19. Juni 2020

Haben ab Anfang April wieder viele Hotel-Gutscheine verkauft: Andreas Schabel (l.) und Gerhard Sperrer

Laut Gerhard Sperrer und Andreas Schabel „lechzen“ die großen Plattformen nach Gutscheinen, weil es derzeit an anderen touristischen Produkten mangelt

Gutscheine ziehen immer. Davon profitieren jene Hotels, die mit der auf Gutscheinvertrieb spezialisierten SST Touristik sowie deren Schwesterunternehmen „Hoxami“ (Finanzierung von Lieferanten und Investitionen durch Gutscheine) zusammenarbeiten. „2019 war für uns mit großem Abstand das erfolgreichste Geschäftsjahr, das wir je gehabt haben“, betonen Gerhard Sperrer und Andreas Schabel in der Linzer Unternehmenszentrale beim Gespräch mit T.A.I. Auch die ersten zweieinhalb Monate 2020 bis Mitte März lagen auf Vorjahresniveau. Danach kamen der Lockdown und viele Stornos. Doch diese Schwächephase dauerte nur ganz kurz: „Ab Anfang April haben wir wieder viele Hotel-Gutscheine verkauft.“

Da machte sich die „erkleckliche Anzahl an Stammkunden bezahlt, die wir in 16 Jahren aufgebaut haben“, freuen sich Sperrer und Schabel, die mit der eigenen Plattform we-are.travel (ca. 60 % des Gesamtumsatzes) und diversen Fremdplattformen (Veepee, Ebay etc.) auf verschiedene Vertriebsschienen zurückgreifen können. Der April war „noch ein bisschen hinten, der Mai bereits wieder auf Vorjahresniveau und auch der Juni läuft gut“, so Gerhard Sperrer. „Wenn’s nicht schlimmer wird, dann werden wir heuer mit einem hellblauen Auge davonkommen. Die großen Plattformen lechzen nach Gutscheinen, weil sie derzeit keine anderen touristischen Produkte haben.“ 

Nicht zu verhehlen ist die Tatsache, dass für viele Hotels die Lage derzeit schwierig ist. Gerhard Sperrer: „Wir prüfen noch genauer als bisher und sehen uns unsere Partner sehr genau an.“ Davon profitieren jene Betriebe, die ihre Hausaufgaben gut gemacht haben: soeben wurde einem Hotel über Hoxami ein 37.000 Euro teurer Umbau finanziert (470 Zimmernächte auf Gutschein-Basis mit Halbpension). Der Hotelier hat dabei stets das Terminrecht („er bestimmt, wann der Kunde kommen kann“) und ihm entsteht ein erheblich geringerer Aufwand. Die Rechnung am Beispiel der 37.000 Euro-Investition: „Die kalkulatorischen Grenzkosten, die wir ihm zugestehen, liegen bei 78 Euro“, so Sperrer. „Doch in Wirklichkeit sind für den Betrieb 31 Euro möglich, womit der Aufwand für den Hotelier bei nur 14.570 Euro liegt. Somit spart sich das Hotel mehr als die Hälfte der Kosten.“ 

Daraus ergibt sich laut Gerhard Sperrer jene Empfehlung, „die wir Mantra-mäßig trommeln: wir sorgen für Liquidität. Das Geld fließt jetzt, selbst wenn der Hotelier im Sommer noch zu hat.“ Da ist es kein Wunder, dass bei Hoxami „viele Investitions-Anfragen“ einlangen, „aber auch Anfragen bezüglich laufender Kosten für Strom, Leasing etc.“

Die SST Touristik vertreibt für Hotels im Durchschnitt 600 bis 700 Zimmernächte pro Jahr, bei Hoxami reichen die monatlichen Deals pro Betrieb zwischen 7.000 und 8.000 Euro pro Monat (z.B. hogast-Rechnung) bis zu Investments im Ausmaß von 150.000 Euro. Gerhard Sperrer: „Wir arbeiten bei Hoxami mit ca. 400-500 Hotelpartnern in Österreich, Deutschland und Südtirol zusammen.“ Ergänzt wird all das durch die Zusammenarbeit mit Greenstorm (Hotels erhalten jeweils für eine Saison die neuesten E-Bikes und E-Autos zur Vermietung an ihre Gäste sowie E-Ladestationen, die alle mit Gutscheinen „bezahlt“ werden). „Das läuft hervorragend“, sagt Gerhard Sperrer. 

Damit haben SST, Hoxami bzw. die Best Case Handels GmbH (für den Greenstorm-Vertrieb) ständig die Hand am Puls der Hotellerie. Wie ist die Stimmung in der Branche? „Jubel höre ich sehr wenig, außer am Wörthersee oder von dem einen oder anderen Hotel in Tirol. Ein 4-Sterne Haus ist dort z.B. sensa­tionell mit Niederländern gebucht“, meint Gerhard Sperrer. Es herrsche bei den Gästen „viel Unsicherheit. Wenn in Deutschland am 22. Juni die Sommerferien beginnen (Anm. d.Red: Mecklenburg-Vorpommern macht den Anfang, die letzten Bundesländer starten Ende Juli), wird sich das hoffentlich legen.“ Andreas Schabel: „Für Ferienhoteliers ist jetzt wirklich Initiative notwendig, um voll zu sein. In der Stadthotellerie ist das natürlich anders, dort ist es derzeit sehr schwierig.“  

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