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Es ist bei weitem nicht das höchstgelegene Hotel der Alpen (das befindet sich im Schnalstal in Südtirol auf 3.212 Metern), aber eines der traditionsreichsten (Anfänge 1914) und in vielerlei Hinsicht, wie z.B. im Social Media-Bereich, „state-of-the-art“: der auf 1.425 Metern Seehöhe gelegene 2-Sterne superior Panorama-Gasthof-Kristberg der Familie Zudrell im Vorarlberger Silbertal (Montafon). T.A.I. sprach mit Inhaber und Geschäftsführer Jürgen Zudrell über sein Haus, wie er die zurückliegenden 12 Monate gemeistert hat und wie die Social Media-Aktivitäten helfen, um mit den Gästen trotz Dauerlockdown im Kontakt zu bleiben.
„Ein bisschen bedrückt“ ist er schon, der ansonsten vor Optimismus sprühende Jürgen Zudrell, „weil’s so lange dauert. Wir sind ja mit dem Herzen Gastgeber“, erzählt er gegenüber T.A.I. Die fehlenden Kontakte zu den Gästen könne man „mit Social Media ein bisschen ausgleichen, aber Face-to-Face kann das nie ersetzen.“
Zwei Saisonen, drei Generationen
Mit 40 bis 45 Gästebetten ist der 2-Sterne superior Hotel-Gasthof (seit der Lifterschließung 1964/65 auch im Wintertourismus aktiv) eher klein gehalten, das Restaurant dafür mit 130 Innen- und 100 Außenplätzen umso größer. „Der Umsatz verteilt sich 50:50 auf Hotel und Gastronomie“, so Jürgen Zudrell.
Der klassische Zwei-Saisonen-Betrieb (Sperre im Frühjahr und Herbst während der Wartungsarbeiten der Bergbahnen) beschäftigt inkl. Teilzeitkräften bis zu 20 MitarbeiterInnen, wobei von der Familie neben Jürgen dessen Geschwister Günther und Karin sowie seine beiden Töchter Jasmin und Sophia aktiv mitarbeiten. Die beiden Betriebsgründer Roswitha und Adolf Zudrell (die beiden haben neben den drei erwähnten insgesamt sechs Kinder) sind bereits im „aktiven Ruhestand“.
Gut gewirtschaftet & gut durch die Krise
„Take-Away“ ist für den Panoramagasthof Kristberg mangels Erreichbarkeit per Auto im Winter (in der weißen Saison geht’s nur mit der Seilbahn) kein Thema. „Wir kochen aber für die Skilift-MitarbeiterInnen und für das eigene Team“, so Jürgen Zudrell. Rezeption und Lehrlinge befinden sich in Kurzarbeit, der Großteil des Teams ist aber aufgrund des langen Lockdowns abgemeldet „und nach Hause gefahren. Wir stehen aber laufend in Kontakt mit unserem Team und helfen, falls sie finanziell in Schwierigkeiten sind“, so Jürgen Zudrell.
An Hilfsprogrammen setzt der Panoramagasthof Kristberg neben Kurzarbeit auch auf Umsatzersatz („bereits bekommen“) sowie Fixkostenzuschuss I („ebenfalls bereits bekommen“). Derzeit wird geprüft, ob der FKZ II oder der Verlustersatz die bessere Variante ist.
Die Entschädigung nach dem Epidemiegesetz (Periode 16. bis 27 März 2020) wurde beantragt. Vor kurzem habe Tourismuslandesrat Christian Gantner per Video-Meeting zugesagt, dass sie auch ausbezahlt wird, „aber es kann ein, dass sie mit dem FKZ I gegengerechnet wird. Ein bisschen was werden wir aber bekommen“, so Zudrell.
„Nehmen den Winter noch mit!“
Zwar hat auch der Panoramagasthof Kristberg derzeit „null Einnahmen, aber wir haben immer gut gewirtschaftet und ein paar Reserven“, sagt Jürgen Zudrell, der „guter Hoffnung und Dinge“ ist, dass „wir bald wieder starten können. Selbst wenn es nur fünf Tage sein sollten, nehmen wir den Winter noch mit. Wir wollen den Gästen und MitarbeiterInnen zeigen, dass wir da sind!“ Auch wenn die Bergbahnen ab 6. April wegen Wartungen bis 5. Mai zusperren, „würden wir auch in der zweiten April-Woche offenhalten.“ Mit dem benachbarten Gasthaus „Knappastoba“ der Wirtefamilie Albert und Gabi Netzer direkt oberhalb der Bergstation der Kristbergbahn habe er sich diesbezüglich bereits abgesprochen.
ncm als starker Partner
Zurück zum eigentlichen Thema, den Social Media-Aktivitäten. Diesbezüglich setzt der Panoramagasthof Kristberg auf die Web-Agentur ncm (net communication management) von Michael Mrazek: „Das Hotel ist seit über 10 Jahren Freund und Kunde von ncm.“
Derzeit lässt sich Jürgen Zudrell von ncm die neue Website erstellen, nach dem Motto „mobile first“. Es ist bei weitem nicht der einzige Berührungspunkt: Zudrell: „Wir sind sehr zufrieden und nutzen mehrere ncm-Produkte.“
So setzt man im Kristberg auf den „RezeptionsAssistent“ (alle Anfragen werden dort gesammelt und schnell beantwortet, laut ncm trägt „die intelligente Warteliste zum Umsatz in den Betrieben bei“) oder auf das Analysetool „CheckEffect“ (es liefert einen täglichen Überblick über die Webseite des Betriebs und den Erfolg der gesetzten Maßnahmen).
„Funkenfeuer“ auf Facebook
Im ebenfalls von ncm betreuten Social Media Marketing setzen die Zudrells in erster Linie auf Storytelling über Facebook (an die 2.500 Freunde) und Instagram. Die dort geposteten Videos werden später auf Youtube gestellt. Rund drei Posts, darunter auch Kochtipps, sind’s pro Woche, „damit die Leute immer etwas von uns hören“, so Jürgen Zudrell.
Die jüngste Initiative drehte sich um das traditionelle „Funkenfeuer“, einen der ältesten Bräuche im Montafon: Am Sonntag nach Aschermittwoch wird ein bis zu 30 Meter hoher Holzturm angezündet, inkl. symbolischer Hexe, um den Winter auszutreiben und den Frühling zu begrüßen.
Da das „Funkenfeuer“ heuer dem Lockdown zum Opfer fiel, die Tradition samt Einbindung der Gäste aber hochgehalten werden sollte, wurden über 300 kleine „Funken“ produziert, viele davon an Stammgäste im In- und Ausland verschickt, dort sowie vor Ort angezündet und vom Kristberg-Team für ein Facebook-Posting genutzt.
Die Gäste-Kommentare (75 „Likes“ und 9 „Herzchen“) zeigen, wie gut diese und ähnliche Aktionen ankommen: „Leider für uns kein Skiurlaub dieses Jahr im Silbertal, aber doch ein Mini-Funken zu Hause in den Niederlanden“, freut sich etwa Martenique Bunt-bos, Arjen Cuijpers auf Utrecht findet es „super“ und für Sandra Walter steht fest: „Dann kann der Sommer ja zum Glück kommen.“
Mensch zu Mensch-Kontakte nicht zu ersetzen
„Viele sind happy“, freut sich Jürgen Zudrell über die Resonanzen. Doch – wie bereits erwähnt – den Kontakt von Mensch zu Mensch kann auch das beste Social Media-Posting nicht ersetzen. Zudrell: „Ich merke das bei telefonischen Buchungen unserer Stammgäste: Das Geschäftliche ist schnell erledigt, aber das darauffolgende, persönliche Gespräch dauert dann mindestens 30 Minuten – alle sind dankbar und froh, wenn sie bald wieder zu uns kommen können!“
Erstellt am: 23. Februar 2021
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