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Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Steiermark

Franz Perhab: „Weitere Proteste sind sicher notwendig!“

Print-Ausgabe 4. November 2016

Hohe Auflagen der Bürokratie und immer mehr verschärfte Kontrollen von Finanz und Gebietskrankenkassen machen den Betrieben zu schaffen

Er ist ein steirisches Wirte-Urgestein: Franz Perhab, Chef des Traditionslandgasthofs „Bierfriedl“ und seit eineinhalb Jahren Obmann der Sparte Tourismus in der WK Steiermark. T.A.I. traf ihn zum Interview.

T.A.I.: Sie waren im Vorjahr bei der Wirte-Demo vor dem Kanzleramt in Wien mit dabei. War die damalige Reaktion übertrieben oder sind in den Betrieben die Belastungen im befürchteten Ausmaß zu spüren?

Perhab: „Die Belastungen sind leider eingetroffen und werden in Zukunft noch exakter exekutiert werden, so dass weitere Protestmaßnahmen sicher notwendig sind.“

T.A.I.: Welches der Themen Rauchverbot, Allergenverordnung (beide haben nichts mit der Steuerreform zu tun, belasten aber die Branche ebenso) und Registrierkassenpflicht schmerzt Sie als Gastronom am meisten?

Perhab: „Die Registrierkasse verwende ich seit 10 Jahren. Das Problem sind natürlich – neben dem Generalverdacht der Steuerhinterziehung – die hohen Softwarekosten, welche weit über den vom Finanzminister angekündigten 400 Euro liegen. Zu den anderen genannten Themen: die Auflagen werden nun immer strenger kontrolliert, von den Allergenen über das LSD-Gesetz (Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz) bis hin zu GPLA (Gemeinsame Prüfung aller lohnabhängigen Abgaben durch Finanzamt und Gebietskrankenkasse).“

T.A.I.: Seit Jahren sagen Sie: „Die Dorfwirte werden aussterben“. Ist das tatsächlich feststellbar?

Perhab: „Das ist alles eingetreten. Wie aus einer Studie von ‚Joanneum Research‘ hervorgeht, ist die Zahl der Gastwirte in den ländlichen Regionen um 25 Prozent zurückgegangen, während Kaffeehäuser und Restaurants in den Städten um plus 40 Prozent zugelegt haben.“

T.A.I.: Steht die steirische Hotellerie vor ähnlichen Herausforderungen?

Perhab: „Nicht so krass, da der Tourismus in der Steiermark nach wie vor eine Wachstumsbranche und ein Konjunkturmotor ist. Das größte Problem der Hotellerie ist aber die Betriebsnachfolge, ebenso der Arbeitsmarkt.“

T.A.I.: Die steirische Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft ist die stärkste nach NÖ und Wien. Gibt dies Ihrer Stimme in der Spartenkonferenz ein besonderes Gewicht?

Perhab: „Die Mitgliederzahl täuscht über die Bedeutung des Tourismus in den Bundesländern, da Tirol, Salzburg und Vorarlberg eine wesentlich höhere Wertschöpfung im Tourismus erzielen.“

T.A.I.: Ende September startete in der Steiermark die vom Land geförderte Digitalisierungsoffensive im Tourismus für Betriebe und Verbände. Kommt diese Offensive nicht um Jahre zu spät?

Perhab: „Sie ist trotzdem in Österreich bis jetzt einzigartig, ebenso wie die ehemalige Qualitätsbetten-Aktion anlässlich der Ski-WM 2013 in Schladming. Zwischen 2009 und 2011 wurden dadurch 156 Projekte in Hotellerie und Gastronomie umgesetzt, mit Gesamtinvestitionskosten von 83,5 Mio. Euro.“

T.A.I.: Wie ist Ihr Betrieb bezüglich Digitalisierung aufgestellt?

Perhab: „Ich gehe 2017 auch auf Booking.com und rüste den gesamten Internetauftritt auf.“

T.A.I.: Woher leitet sich denn der Name „Bierfriedl“ ab?

Perhab: „Bierfriedl kommt von Bierlippn – also Bier und Trinken. Das hat in unserem Betrieb Tradition. Denn der Ortsname Pruggern kommt urkundlich erwähnt von Prukarren und war schon vor 800 Jahren die erste Furtstelle über das Ennstal von Nordost nach Süd mit dazugehöriger Pferde und Poststelle mit Schenke.“ 

Franz Perhab im Kurzportrait

Der im Sternzeichen Stier (18. Mai 1953) geborene Leobener ist Inhaber und Betreiber des direkt an der Enns gelegenen Landgasthofes Bierfriedl in Pruggern (Gemeinde Gröbming), den er 1990 von seinen Eltern übernommen hat. Es handelt sich um einen typisch steirischen Landgasthof mit rustikaler Zirbenstube, 120 Sitzplätzen, 32 Betten (13 Zimmer, 2 Appartements).
Franz Perhab – verheiratet, vier Kinder – ist Hauptmann der Reserve, studierte an der WU Wien und der Uni Wien Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften, wurde 1998 Obmann der Fachgruppe Hotellerie der WK Steiermark, seit 2000 Mitglied der Generalversammlung der Steirischen Gebietskrankenkasse, seit Dezember 2005 Vorstandsmitglied der Steirischen Gebietskrankenkasse und übernahm 2015 als Obmann die steirische Sparte Tourismus.

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Erstellt am: 04. November 2016

Geht auch 2017 auf Booking.com:

Wirte-Urgestein Franz Perhab

Foto: © Furgler

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