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Nachfolgelösung

Fliegender Eigentümerwechsel für Tannheims „Schwarzen Adler“

Print-Ausgabe 15. Oktober 2021

Mit einem deutschen, der Region sehr verbundenen Investor hat Horvath HTL-Chefin Brigitte T. Gruber eine Lösung für das Traditionshaus im Nordwesten Tirols gefunden

Nachfolger*innen für Familienbetriebe in Österreichs Hotellerie zu finden, ist bekanntlich nicht einfach. Mitunter zeichnet sich als beste Lösung ein Verkauf ab, wobei das familiäre Flair erhalten bleiben soll. Wie das funktionieren kann, zeigte Brigitte T. Gruber, geschäftsführende Gesellschafterin der Tourismusberatung Horwath HTL in Österreich, soeben am Beispiel des 4-Sterne-­Hotels Schwarzer Adler im Tiroler Tannheimer Tal an der Grenze zu Bayern.

Dessen bisherige Eigentümerin Ellen Zobl-Schiffer und ihr Ehemann Sepp trennten sich alters- und nachfolgebedingt von ihrem traditionsreichen Haus (seit 1730 in Familienbesitz), das dank Horwath HTL mit der Alpenland Tannheimer Tal GmbH mit Anfang Oktober einen neuen Eigentümer erhielt sowie mit der Schwarzer Adler Tannheim Gmbh & Co.KG einen neuen Betreiber. Hinter beiden steht die in Fellbach bei Stuttgart beheimatete Wohn­invest Holding mit Gründer und Geschäftsführer Harald Panzer an der Spitze.

Panzer bzw. die Wohninvest (Ent­wicklung und Vermarktung von Büroimmobilien und Einkaufszentren) besitzen im Raum Stuttgart mehrere Hotels und Restaurants (Ritzi, Speisemeisterei) sowie Immobilien in Kitzbühel und auf Sylt. Als Geschäftsführer für seine Tourismusunternehmen hat Harald Panzer den Gastronomen Richard Amonath engagiert, der über jahrelange Erfahrung in Spitzen­restaurants wie Käfer, Kuffler und Bucher sowie auf Sylt verfügt, wo er das „Wilhelms Deli & Wein“ betreibt. Seit Juli 2020 ist Richard Amonath Geschäftsführer der „Speisemeisterei“ auf Schloss Hohenheim in Stuttgart.

Brigitte T. Gruber, seit Juli 2021 Partnerin von Horwath HTL DACH, in das sie die 2008 von ihr gegründete Beratung Reburg & Partners einbrachte, befasste sich seit Juni mit dem Verkauf bzw. der Nachfolgelösung des Hotels Schwarzer Adler. „Wir haben zunächst ein betriebswirtschaftliches Audit gemacht und überlegt, wie die künftige Struktur aussehen soll“, erklärte Gruber gegenüber T.A.I. „Wir wollen das Haus in eine neue Ära bringen.“

Mit Harald Panzer als Investor, – er schätzt laut Gruber „Region und Umfeld und möchte das Hotel ganz im Sinne von Ellen und Sepp Zobl-Schiffer weiter­führen“ – sowie Richard Amonath als Ge­schäfts­führer sollte dies gelingen. Beide gehen äußerst behutsam vor. So ändert sich für das rund 30-köpfige Team im Schwarzen Adler – das Haus wird von den Portalen Booking.com und Trip­advisor zu den besten 10 Hotels im Tann­heimer Tal gezählt – vorläufig nichts. Richard Amonath und Brigitte T. Gruber suchen jetzt einmal ein Betreiber-Pärchen, wobei es bereits einige Gespräch gibt, aber noch keine endgültige Entscheidung. Interessent*innen sind auch weiterhin willkommen.

Von 6. November bis 16. Dezember ist das Hotel auf „Winter­pause“, um sich auf die kommende Saison 2021/22 vorzubereiten (u. a. mit Mitarbeiter-Schulungen, der Optimierung des Revenue Management etc.). Zusammen mit der Dependance „Sonnenheim“ verfügt das Hotel Schwarzer Adler über 35 Doppelzimmer und 21 Suiten (in Summe ca. 110 Fremdenbetten), ein Restaurant mit rund 250 Sitzplätzen sowie ein vielfältiges Wellness-Angebot, das sich über mehrere Etagen erstreckt (Panorama­hallenbad im 4. Stock, Saunen und Dampfbäder sowie Kosmetik- und Vital­behandlungs­räume in der 1. Etage).

Das Hotel Schwarzer Adler wurde in den letzten Jahren ausgebaut und erweitert, die Entfernung zum Skigebiet Neunerköpfle ist mit nur 200 Metern minimal. 80 Prozent der Gäste sind Stammgäste. Bis Jahresende werden Ellen und Sepp Zobl-Schiffer den neuen Eigentümern noch beratend zur Seite stehen.

Für Brigitte T. Gruber hat sich durch die Pandemie mit ihren langen Lockdowns einiges im Bereich Nachfolgelösung aufgestaut. Erst heuer im Mai mit Wiedereröffnung der Hotellerie wurde etwa über sie das 4-Sterne-Hotel Bruggwirt (43 Zimmer, zwei Restaurants, Gastgarten) in St. Johann in Tirol von den bisherigen Eigentümern, der Familie Lackner, an eine ungarische Gruppe rund um Imre Csordás und Ádám Király verkauft (sie betreiben u. a. das heuer eröffnete 3-Sterne-Hotels Aiden by Best Western @ Stadtgut Hotel Steyr mit 90 Zimmern). Gruber: „Wir sehen und merken, dass da etwas kommt.“ Viele Eigentümer*innen seien derzeit auf der Suche nach Nachfolger*innen.

Zusammen bringen sie über 70 Jahre Erfahrung in der internationalen Hotellerie auf die Waage: Christian Buer, Inhaber von nemis Hotels (Deutschland), Brigitte T. Gruber, Gründerin von Reburg & Partners (Österreich), und Heinz Wehrle, Managing Partner von Horwath HTL Schweiz. Heuer im Sommer bündelten die drei ihre Kräfte und gründeten Horwath HTL D|A|CH, dessen Dienstleistungen zu 100 % auf die Optimierung des Immobilienwertes von Hotels ausgerichtet sind. Das Beratungsangebot reicht von der Planung & Entwicklung, über Immobilien & Transaktionen und Asset Management bis hin zum Sales Performance Management. Horwath HTL wurde 1915 in New York gegründet und verfügt als Beratungsgesellschaft für Hotellerie, Tourismus und Freizeitwirtschaft über 52 Niederlassungen auf der ganzen Welt.

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