Hotel-Insolvenz

Färberwirt in der Wildschönau ist pleite! Die Story dahinter liest sich wie ein Krimi

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Eine Insolvenz ist nichts Ungewöhnliches, schon gar nicht in Corona-Zeiten. „Wäre da nicht …“ - wie im Falle des 3-Sterne Hotels Färberwirt in der Wildschönau (77 Zimmer für je 2 bis 5 Personen, maximal 200 Gäste). Ende Mai meldete es Konkurs an. Betroffen sind laut AKV (Alpenländischer Kreditorenverband 20 Gläubiger mit Gesamtforderungen von circa 180.000 Euro.

Das Hotel war gut vermarktet. Die TUI hatte es ebenso im Angebot, wie die REWE Touristik, im SonnenklarTV der FTI Group war es genauso präsent, wie bei lidl-reisen, auf booking.com oder expedia. Die Bewertungen für den Färberwirt waren allerdings durchwachsen (4,4 von 6 auf Holidaycheck; 7,7 von 10 auf Trivago; 2,5 von 5 auf Tripadvisor).

Hintergrund in Ungarn, Schweiz und Liechtenstein

Ein „wäre da nicht …“ bezieht sich auf einige interessante Fakten. So etwa die aktuelle Eigentümerstruktur. Färberwirt ist nur die Marke des seit 1985 bestehenden Hotels. Bei der Firma handelt es sich um die Lavangen Hotel Betriebs GmbH (im Frühjahr 2016 gegründet). Diese gehört zu 15% der Nordborg Holding AG (Juni 2010) mit Sitz in Appenzell (Schweiz), die 85% der Anteile im Sommer vorigen Jahres an die Menemix AG(Mai 2018) mit Sitz in Schaan (Liechtenstein) übertragen hatte. Gesellschaftszweck der Menemix sind „Unterhalt und Finanzierung von Hotellerie und Gastgewerbe- sowie Schifffahrtsbetrieben“.

Geschäftsführer der Lavangen Hotel Betriebs GmbH ist seit Sommer 2019 Imre Nagy (Ungarn), der auch Mitglied dem Verwaltungsrat der Menemix angehört. Die übrigen Akteure haben ebenfalls ungarischen Hintergrund.

Negatives Eigenkapital

Der letzte Jahresabschluss stammt aus 2018, wobei ein negatives Eigenkapital von € -837.000 ausgewiesen wurde. Die Aktiva erreichten € 1,44 Mio., wobei der größte Teil auf Sachanlagen (Hotel) im Wert von € 1,38 Mio. entfiel. Begründet wurde das negative Eigenkapital mit Anlaufverlusten: der Betriebseröffnung im Dezember 2016 folgten 2017 und 2018 die Sanierung der Gästezimmer und teilweise des Gebäudes. Die Abschreibungen lagen bei knapp € 52.000. Es wurden durchschnittlich 14 MitarbeiterInnen beschäftigt.

Gewerbebehörde untersagte Eröffnung

Ein weiteres „wäre da nicht …“ datiert aus Dezember 2019: wenige Tage vor Start der Wintersaison 2019/2020 untersagte die Gewerbebehörde laut Bericht der "Tiroler Tageszeitung" die Eröffnung („Gefahr im Verzug“), da der Sachverständige laut Kufsteins Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer bei der Begehung „gravierende Mängel im Brandschutzbereich“ festgestellt hatte. Die Prüfung durch die Gewerbebehörde war laut Färberwirt-Direktor Peter Vida eine Folge des Besitzerwechsels im vergangenen Sommer.

Das „Njet“ der Gewerbebehörde hatte zur Folge, dass die Wintersaison komplett abgesagt werden musste. Selbst ein verspäteter Start wäre laut Peter Vida nicht mehr möglich gewesen, „die Arbeiten zu umfangreich und nicht mehr zeitgerecht abzuwickeln“ gewesen wären.

Noch kein Antrag auf Sanierung

Damals dachte Vida noch daran, „eventuell für die Sommersaison zu eröffnen.“ Dann kam Corona und jetzt die Insolvenz. Das Konkursverfahren wurde über Antrag eines Gläubigers eröffnet. Bislang wurde laut AKV noch kein Antrag auf Sanierung eingebracht. Die Website ist jedenfalls weiterhin aktiv (www.faerberwirt.at) inkl. Hinweis: „Eröffnung am 20. Dezember 2020“. Laut TVB Wildschönau verzeichnete das Haus ca. 8.000 bis 9.000 Nächtigungen im Winter, im Sommer an die 11.000.

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