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T.A.I. Exklusiv-Interview

Einmal Albtraum und zurück! Pandemie am Beispiel der Baja Hotels

Print-Ausgabe 15. Juli 2022

„Heuer wollen wir wieder 100 Prozent erreichen und im Jahr 2023 weiter wachsen“, so Marco Bongiovanni, Managing Director der Baja Hotels


 

Der Managing Director der Hotelgruppe an der Costa Smeralda erzählt, wie die letzten beiden Jahre, der Generationswechsel und das Personalthema gemeistert wurden

Als der erste Lockdown 2020 zu Ende war, reisten Michael Nachbaur, Chef des Vorarlberger Reiseveranstalters Highlife Reisen, und seine Mitarbeiterin Andrea Gussger nach Sardinien, um die aktuelle Lage vor Ort zu checken. In 60 Stunden besuchten die beiden 14 Top-Hotels, darunter ihren wichtigsten Hotelpartner, Marco Bongiovanni, Managing Director der, von seinem Vater Renzo Bongiovanni Ende der 1960er Jahre gegründeten, Baja Hotels (vier Resorts, sieben Restaurants und 30 Apartments). „Es ist fast wie nach Hause kommen“, zeigte sich Michael Nachbaur damals begeistert. Doch wie hat sich die Lage seit­her entwickelt? Wie sieht es bezüglich Personalmangel aus? Wie klappte der Generationswechsel? Womit rechnet die Familie Bongiovanni 2022 und 2023? Antworten darauf lieferte Marco Bongiovanni in einem Interview mit T.A.I.

T.A.I.: Dürfen wir nach Ihrem Alter fragen und nach dem Ihres Vaters? Der ist ja immer noch aktiv im Unternehmen tätig, oder?

Marco Bongiovanni: „Ich fürchte, das ist kein Geheimnis, und ich fürchte auch, dass die Zeit langsam, kontinuierlich und ohne jede Rücksicht vergeht! Also, ich bin 56 Jahre alt, während mein Vater 86 ist, und ja, er ist noch aktiv. Ich würde sagen, er lässt mich einfach machen und lässt mich auch auf verschiedene Ziele konzentrieren, mit denen er vielleicht nicht zu 100 % einverstanden ist. Aber das letzte Wort hat letztendlich immer er. Ich liebe diese Art und Weise. Unser Generationenwechsel verlief ruhig und respektvoll, ein großer Erfolg für uns beide!“

T.A.I.: Das klingt alles wunderschön. Aber wie war für Sie das Geschäft in den zurückliegenden zwei Jahren?

Marco Bongiovanni: „Sie waren ein seltsamer Traum, ein Albtraum. 2020, zu meinem Geburtstag Ende Juni veranstalteten wir eine Party, eines meiner Restaurants war extra dafür geöffnet. Nun, wir standen da und schauten auf das wunderbare Panorama der Bucht, die völlig verlassen war. Alles war noch geschlossen. Ab Juli hatten wir geöffnet, doch Mitte August breitete sich eine neue Covid-Welle in Sardinien aus und das Spiel war wieder vorbei. Die Saison dauerte etwa einen Monat. 2021 war etwas besser. Trotz der Tatsache, dass wir wieder spät anfingen und uns der Ansturm aus Europa bis September fehlte, waren die Ergebnisse am Ende wenigstens zufriedenstellend.“

T.A.I.: Ein Thema, das alle beschäftigt, ist die Mitarbeiterproblematik. Wie sieht es diesbezüglich bei den Baja Hotels aus?

Marco Bongiovanni: „Wir beschäftigen in etwa 300 Mitarbeiter*innen. Unser Personal ist ein Kernthema in unserem Unternehmen und wir haben immer viel investiert. Aus diesem Grund sind wir vor dem großen Problem, das Europa derzeit heimsucht, ausreichend geschützt und haben eine ruhige Saison, auch wenn die Sorgen über die Zukunft beständig sind. Unser Personal ist auch Teil unserer Nachhaltigkeitsprogramme. Sie verfolgen das Ziel, die Art und Weise, wie wir die natürlichen Ressourcen und Rohstoffe nutzen, zu verbessern. So können wir den Schutz der Umwelt zusammen mit den Aufgaben der sozialen Verantwortung erreichen.“

T.A.I.: In Österreich zählt Highlife Reisen von Michael Nachbaur zu Ihren Veranstalter-Partnern. Mit welchen Reisebüros in Österreich arbeiten Sie noch?

Marco Bongiovanni: „Ich habe Michael ganz am Anfang meiner Karriere kennengelernt und ebenso ist es bei ihm, auch wenn er viel jünger ist als ich. Wir haben eine starke Beziehung aufgebaut und er ist ein Freund, mit dem ich auch zusammenarbeite. In diesem Kontext muss ich auch Andreas Kröll (Christophorus Reisen) erwähnen, der nur wenige Jahre später dazukam. Das bedeutet, dass wir seit etwa 25 Jahren zusammenarbeiten, Donnerwetter! Gemeinsam haben wir viel dazu beigetragen, dass Sardinien in Österreich immer besser bekannt und geschätzt wurde. Ich kann also sagen, dass ich eine langfristige Beziehung zu Ihrem Land habe, da es immer einer unserer wichtigsten Quellenmärke ist. Highlife und Christophorus sind zu 100 Prozent die zwei wichtigsten Partner. Ich möchte aber auch allen anderen Veranstaltern und Reisebüros danken, die uns in all den Jahren auf irgendeine Art und Weise unterstützt haben.“

T.A.I.: Welchen Anteil haben die Gäste aus Österreich an Ihren Kund*innen und was sind Ihre wichtigsten Quellmärkte?

Marco Bongiovanni: „Die Österreicher*innen kommen nach COVID nun endlich zurück und machen etwa acht Prozent unserer Kund*innen aus. Abgesehen von Italien haben wir eine entscheidende Beziehung zu allen deutschsprachigen Märkten. Ein guter Anteil britischer Kunden ist ebenfalls vertreten.“

T.A.I.: Wie sind Sie mit dem aktuellen Geschäftsverlauf zufrieden?

Marco Bongiovanni: „Wir sind sehr glücklich! Wir sind während der Pandemie nicht mit den Händen in den Taschen stehengeblieben, sondern haben die Gelegenheit genutzt, einen Teil unserer Anwesen zu erneuern, so dass wir endlich Zeit hatten, unserer Arbeitsweise, unsere Politik und unser Auftreten auf dem Markt zu überdenken. Die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend und wir sind jetzt bereit, mit 100%iger Zuversicht weiterzumachen.“

T.A.I.: Welche Investitionen wurden zuletzt vorgenommen und welche planen Sie als nächstes?

Marco Bongiovanni: „Wir haben eine große Tradition im Service. Unser Service ist einer der präzisesten und am meisten geschätzten. Aber jetzt sind wir dabei, unsere Anlagen, die sich durch eine fantastische Lage auszeichnen, immer attraktiver zu machen, mit dem endgültigen Ziel, sie von 4 auf 5 Sterne zu bringen. Das Grand Relais dei Nuraghi hat dieses Ziel bereits erreicht und ich denke, es ist wirklich ein einzigartiger Ort mit einem atemberaubenden Serviceniveau. Ein Wow-Erlebnis. Das Hotel La Bisaccia und das Club Hotel werden in Kürze folgen. Mit diesem Ziel vor Augen haben wir einen Plan für die nächsten fünf Jahre erstellt, der etwa 30 Mio. Euro an Investitionen beinhaltet. Nichtsdestotrotz versuchen wir zu verstehen, ob wir ein gewisses Interessenmanagement haben, um diese herrliche Insel zu erhalten.“

T.A.I.: Was erwarten Sie vom Sommer 2022 und wie sieht Ihre Planung für 2023 aus?

Marco Bongiovanni: „Im Jahr 2022 wollen wir wieder 100 Prozent erreichen und im Jahr 2023 wieder wachsen. Wir haben mehr als nur Erwartungen, denn die Zahlen, die uns bereits vorliegen, geben uns die begründete Sicherheit, dass dies geschehen wird.“

Fotos: © Baja Hotels

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