ANA
Asien-Incoming

Coronavirus und seine Folgen: 600.000 Nächtigungen an der Kippe

Print-Ausgabe 14. Februar 2020

So hoch könnte 2020 für Österreichs Tourismus das Volumen des Ausfalls im Incoming aus Asien sein – Wien, NÖ, OÖ sowie Tirol am stärksten betroffen

Es ist ein heißes Thema: die Auswirkungen des Coronavirus (COVID-19) auf das Österreich-Incoming. Es betrifft nicht nur die Gäste aus China, sondern aus allen asiatischen Quellmärkten. Die machten 2019 laut TourMIS insgesamt 3,2 Prozent des Ausländer-Nächtigungsvolumens aus. In Niederösterreich sind es 7,2 Prozent, in Oberösterreich stolze 8,2 Prozent und in Wien 10,8 Prozent.

Auch in Tirol wird der zu erwartende Rückgang deutliche Spuren hinterlassen. Dort spielen die Asia­ten in Relation zu den Ausländernächtigungen zwar nur eine untergeordnete Rolle, doch vom Gesamtkuchen des Österreich-Incomings aus Asien schneidet sich das Herz der Alpen mit 25,2 Prozent das zweitgrößte Kuchenstück ab, übertroffen wird es nur von Wien (35,9 Prozent).

Wie stark wird der zu erwartende Rückgang sein? Diesbezüglich bietet sich der Vergleich mit den Folgen rund um das SARS-Virus an. Ausgebrochen war es im November 2002. Es dauerte dann fünf Monate, bis Mitte März 2003 das volle Ausmaß sichtbar wurde.

Erfreute sich Österreichs Asien-Incoming zuvor über Wachstumsraten von 24 und mehr Prozent, so halbierten sich diese im März auf 12 Prozent, um von April bis Juli 2003 voll einzubrechen. Erst im August gab es wieder eine Erholung, im Oktober und November eine Nachholphase, um ab Dezember 2003 wieder auf den vorangegangenen Wachstumskurs zurückzukehren (siehe Grafik).

Bei COVID-19 agieren Chinas Behörden erheblich schneller: es wurden unmittelbar nach Ausbruch im Jänner 2020 die Notbremsen gezogen. Die WHO erklärte kurz drauf (bei SARS erst Mitte April) den internationalen Gesundheitsnotstand. Bei SARS klang die Pandemie im Mai 2003 ab, beim Coronavirus wird der Höhepunkt für Ende Februar 2020 erwartet, also deutlich früher.

Welche Konsequenzen all dies für den Österreich-Tourismus hat, darüber kann zurzeit nur spekuliert werden. Gemessen an SARS 2003 könnte sich die Delle im Asien-Incoming auf sechs bis sieben Monate erstrecken. Der Impact für Österreich allgemein, für Wien, Niederösterreich und Oberösterreich im Besonderen, sowie abgeschwächt auch für Tirol, dürfte aber deutlich heftiger sein. Der Grund: 2003 lag das Asien-Aufkommen an den Österreich-Nächtigungen bei 0,8 Prozent, im Vorjahr waren es mit 2,4 Prozent dreimal so viel. Zieht man nur die Ausländer-Nächtigungen heran, sind es heute 3,2 Prozent (2003 nur 1,1 Prozent).

China alleine hat als Quellmarkt darüber hinaus heute ein erheblich schwereres Gewicht, als rund um SARS im Jahr 2003: Machten die chinesischen Nächtigungen damals nur 9 Prozent des Asien-Volumens im Österreich-Incoming aus, so sind es gegenwärtig 39 Prozent, also mehr als viermal so viel.

Wie hoch sind die möglichen Nächtigungs-Rückgänge? Hier hat T.A.I. rund um SARS 2003 einen Ausfall von rund 180.000 Übernachtungen errechnet, was ca. 16 Prozent des damaligen Asien-Volumens entspricht. Hochgerechnet auf die Werte von 2019 könnten damit heuer 600.000 Nächtigungen aus Asien fehlen (nicht erreichte Zuwächse sowie tatsächliche Rückgänge). Wie viel das ist? So als würde kein einziger Gast mehr aus den V.A.E. und nur noch jeder zweite aus Saudi Arabien kommen. Die Auswirkungen von COVID-19 auf das Österreich-Incoming sind demnach nicht zu unterschätzen. 

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