Wiederöffnung der Hotellerie

Comeback mit verhaltenem Start: Knapp die Hälfte sperrt Ende Mai auf

Print-Ausgabe 22. Mai 2020

Michaela Reitterer (r.) will die von Elisabeth Köstinger verkündeten Regeln von Praktikern prüfen lassen


 

Es bleibt bei Babyelefant (= Mindestabstand von 1 Meter) sowie Mund-Nasen-Schutz – Buchungen liegen weiterhin zweistellig unter dem Vorjahresniveau

Anfang dieser Woche wurden die mit Spannung erwarteten Rahmenbedingungen zur Wiedereröffnung von Österreichs Hotellerie (sowie der Kultur-, Freizeit- und Seilbahnbetriebe) mit 29. Mai bekannt gegeben. Sie sind – wie Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Gesundheitsminister Rudolf Anschober mehrfach betonten – so einfach wie möglich gehalten. Erfreulich: Seminare in Hotels sind bis 100 TeilnehmerInnen wieder erlaubt, ebenso die Inbetriebnahme der Hotel-Wellnessbereiche und es können – für den Tagesablauf wichtig – Selbstbedienungs-Buffets angeboten werden.

Die zwei wichtigsten Grund­regeln: Mindestabstand von 1 Meter (=Baby­elefant) sowie in Teilbereichen zusätzlich das Tragen von Mund- und Nasenschutz. Für MitarbeiterInnen gilt dies generell, wo direkter Kontakt mit Gästen besteht, für die Gäste im Bereich des Eingangs und der Rezeption sowie bei den Seminaren.

Ob diese Regelungen praxisgerecht sind, will die ÖHV (Öster­reichische Hoteliervereinigung) prüfen und dazu „Inputs von Praktikern“ einholen. Falls Nachbesserungen notwendig sind, „spielen wir den Ball der Politik für den letzten Feinschliff zurück“, so ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. An ihrer Grundforderung ändert sich nichts: „Das Öffnen muss sich auf mittlere Sicht auszahlen, unnötige Bürokratie reduziert und die Betriebe nicht unnötig eingeschränkt werden.“

Wie viele Hotels tatsächlich bereit sind, mit 29. Mai wieder ihren Betrieb aufzunehmen, hat die ÖHV im Rahmen einer Mitglieder­umfrage erhoben. Ergebnis: Abgesehen von jenen 4,4 Prozent, die aufgrund von Sonderregelungen bereits geöffnet haben (Ausnahmen bestehen für Betriebe, die MitarbeiterInnen systemrelevanter Berufe, wie Bau, Bahn, Rotes Kreuz etc. beherbergen), will nur knapp die Hälfte (45,8 Prozent) bereits Ende Mai wieder aufsperren. Bis Ende Juni/Anfang Juli kommen weitere 36,9 Prozent dazu.

Sorgen bereite laut Tourismusministerin Köstinger vor allem die Stadthotellerie, der die eingeschränkten Reisefreiheiten und Flugreisen sowie „das Fehlen von Großveranstaltungen, Kongressen, Theatern und Festspielen“ zu schaffen mache. Köstinger: „Wir werden intensiv beraten, welche Lösungen wir da finden können.“

Ebenso sei man im Tourismus „weit weg von einer normalen Sommersaison“. Dies zeigen auch die aktuellen Zahlen von easybooking, das mit seinem „Booking Monitor“ in Echtzeit die Buchungsentwicklungen im DACH-Raum visualisiert. Die derzeitige Lage: Seit Beginn der schrittweisen Öffnung am 14. April (damals mit kleinen Geschäften, Baumärkten und Garten­centern) hat sich die Situation bei Angeboten und Buchungen deutlich entspannt, auch wenn die Storno-­Quoten nach wie vor äußerst hoch bleiben (von 11. bis 18. Mai zwischen  minus 80 Prozent und minus 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

Unmittelbar nach Bekanntgabe der Grenzöffnung mit Deutschland mit 15. Juni stieg die Zahl der Angebote aber erstmals wieder über das Vorjahresniveau auf bis zu plus 30 Prozent. Die Buchungen (zwischen 11. April und 12. Mai lagen sie zwischen minus 80 Prozent und  minus 40 Prozent unter Vorjahresniveau) gingen zwar ebenfalls nach oben, bewegen sich aber weiterhin deutlich unter dem Vergleichszeitraum 2019 (zwischen  minus 30 Prozent und minus 17 Prozent). Bester Tag seit Beginn der Corona-Krise Mitte März war der vergangene Sonntag (16. Mai). Der kommende Sonntag wird damit besonders interessant.

Eines bleibt klar: Die kommenden Wochen und Monate werden herausfordernd wie schon seit Jahren nicht mehr. 

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Erstellt am: 22. Mai 2020

Foto Elisabeth Köstinger: © BKA/Andy Wenzel

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