Print-Ausgabe 30. Juni 2017
Steuerlast, Bürokratie und Fachkräftemangel als größte Belastung – Umsatzentwicklung nicht berauschend– Drittel der Investitionen mangels Finanzierung abgesagt.
Das Stimmungsbild in Österreichs Hotellerie ist alles andere als rosig. Das geht aus dem soeben veröffentlichten „Tourismusbarometer“ hervor, das vom Beratungsunternehmen Deloitte gemeinsam mit der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) erhoben wurde. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der darin ermittelte „Tourismusindex“ gemessen am Schulnotensystem von 2,93 im Vorjahr auf 2,99 heuer verschlechtert. In den Index fließen laut von ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer und Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol, Einschätzungen über die aktuelle Lage und Entwicklungschancen ebenso ein, wie über die regulatorischen Rahmenbedingungen.
Am besten eingeschätzt wird demnach die allgemeine wirtschaftliche Lage des Tourismus. Hier hat sich die Stimmung gegenüber dem Vorjahr sogar leicht verbessert, und zwar von 2,77 auf 2,71. Dies ist kein Wunder, gilt der Tourismus in quantitativer Hinsicht als Wachstumsbranche, was sich nicht zuletzt auch in den Ankünfte- und Nächtigungszahlen widerspiegelt. Für die kommenden zwölf Monate wird von den Touristikern allerdings mit keinem Konjunkturaufschwung gerechnet, dafür wird aber eine konstant gute Lage für den Fremdenverkehr erwartet.
Verschlechtert hat sich hingegen gegenüber dem Vorjahr die Einschätzung zur Geschäftsentwicklung und zwar von 2,40 auf 2,57. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass rund ein Drittel der Befragten in der vergangenen Wintersaison 2016/2017 schlechtere Zahlen verbucht hat, als ursprünglich angenommen. Nur für ein knappes Viertel lief die Saison besser als erwartet. Dies ist insofern relevant, als für 45,8 Prozent der befragten Hoteliers der Winter die umsatzstärkste Zeit ist.
In Bezug auf den kommenden Sommer (für ein Viertel der befragten Betriebe die umsatz-stärkste Zeit) gibt sich die Mehrheit der Hoteliers hingegen optimistisch: 61 Prozent rechnen mit einem Umsatzanstieg, fast die Hälfte erwartet sich mehr Gäste.
Am unerfreulichsten mit einer Note von 3,48 (Vorjahr 3,55) beurteilen die Hoteliers das regionale Umfeld und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Es sind jene Faktoren, die sich auf die Betriebsentwicklung auswirken, durch die Betriebsführung aber nicht bzw. nur bedingt beeinflusst werden können (z. B. Mitarbeiterverfügbarkeit, allgemeine Kostensituation, Steuer- und Abgabenlast etc.).
Als stärksten Belastungsfaktor wird von den Befragten die aktuelle Steuer- und Abgabensituation wahrgenommen. Mit einer Gesamtnote von 4,22 wird dieser Aspekt wie im Vorjahr mit Abstand am negativsten beurteilt.Den zweitgrößten negativen Einfluss auf die Betriebsentwicklung haben allgemeine Kosten wie Mitarbeiter- oder Energiekosten. Für etwas mehr als die Hälfte der österreichischen Touristiker ist auch die mangelhafte Mitarbeiterverfügbarkeit eine große Hürde, wobei sich der Fachkräftemangel weiter verschärft hat (Note 3,68 nach 3,59 im Vorjahr).
Der Mitbewerb wird im Österreichschnitt hingegen als relativ unproblematisch für die eigene Betriebsentwicklung bewertet, wobei hier regionale Unterschiede zu beobachten sind. Während in Wien knapp ein Drittel der Befragten den regionalen Mitbewerb als negativen Einflussfaktor nennt, machen sich in Tirol weniger als 14 Prozent Sorgen aufgrund der Konkurrenz.
Ein weiteres Kernproblem, mit dem die Betriebe zu kämpfen haben, ist der Investitionsrückstau durch erschwerte Finanzierung: 38 Prozent der Befragten halten es im heurigen Geschäftsjahr für schwieriger bis deutlich schwieriger, eine Finanzierungszusage ihrer Bank zu erhalten, 30 Prozent mussten bereits von ursprünglich geplanten Investitionen zurücktreten.
Erstellt am: 30. Juni 2017
Bild: Markus Gratzer und Andreas Kapferer
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