Print-Ausgabe vom 18. Dezember 2015
Investoren rennen Airbnb die Türe ein – Geld wird aber nach wie vor keines verdient: Der operative Verlust beträgt ein knappes Viertel vom Umsatz
Ende voriger Woche ließ der Online-Wohnungsvermittler Airbnb aufhorchen: Das Mitte 2008 gegründete Start-up sammelte neuerlich bei Investoren frisches Kapital in Höhe von an die 1,5 Mrd. US-Dollar ein. Das ist eine der größten Geldspritzen, die ein im Aufbau begriffenes Online-Unternehmen jemals erhalten hat. Lediglich dem Fahrtdienstvermittler Uber gelang es bisher, Geldgeber in dieser Größenordnung zu überzeugen. In Finanzkreisen wird nach dem jüngsten Kapitalzuschuss der Gesamtwert von Airbnb auf etwa 25 Mrd. Dollar geschätzt, fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Mittlerweile gilt das Unternehmen als Kandidat für einen Börsengang.
Diese 25 Mrd. Dollar sind insofern interessant, als es sich um eine Größenordnung handelt, die bisher von keiner Hotelkette erreicht wurde. Die derzeit wertvollste Gruppe ist Hilton Group PLC mit einem Börsenwert von 19,45 Mrd. Euro. Dahinter steht allerdings ein Riese mit mehr als 4.300 Hotels und über 715.000 Zimmern.
Lediglich der künftige Gigant Marriott-Starwood – rund 5.400 Hotels, um die 1,07 Millionen Zimmer – erreicht von seiner gemeinsamen Marktkapitalisierung mit aktuell ca. 27,7 Mrd. Euro die Airbnb-Dimension. Wobei Marriott-Starwood zusammen auf rund 20 Mrd. Dollar Umsatz kommen, doppelt so viel wie Hilton.
Airbnb ist von solchen Zahlen noch weit entfernt: Heuer werden laut Finanzplan rund 61,38 Millionen Room-Nights vermittelt, wodurch bei 100 Dollar pro Nacht ein Umsatz von 6,4 Mrd. Dollar vermittelt werden soll. Der von Airbnb erwirtschaftete Umsatz wird dabei aufgrund der Provision von 11 Prozent bei rund 675 Mio. Dollar zu liegen kommen. Dies entspricht einem Wachstum von 55 Prozent gegenüber 2014. In den kommenden Jahren bis 2020 wird die jährliche Wachstumskurve auf 15 Prozent zurückgehen. Dann will Airbnb 192.700 Room-Nights vermitteln und einen Umsatz von 2,12 Mrd. Dollar erreichen.
Geld wird vorerst keines verdient. Das operative Minus von Airbnb dürfte heuer nach Angaben des Unternehmens im Juni auf 150 Mio. Dollar kommen. Hier ist also von den Investoren viel Phantasie im Spiel (Marriott-Starwood kamen 2014 zusammen auf einen operativen Gewinn von 1,36 Mrd. Dollar).
Erstellt am: 22. Dezember 2015
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