Swarovski Kristallwelten

Wunderkammern als Gästemagnet! Aber das funktioniert nicht automatisch

Print-Ausgabe 14. Juni 2024

„Indien ist stark im Kommen, heuer erwarten wir etwa 80.000 Besucher:innen aus diesem Land“, zeigt sich Stefan Isser zuversichtlich (Foto: © Swarovski Kristallwelten)

Die grandiose Location in Tirol setzt deshalb laufend auf Innovationen – Geschäftsführer Stefan Isser fordert zudem eine stärkere Internationalisierung des Tourismus ein

Mitte Mai wurde in den Swarovski Kristallwelten, – eine der meistbesuchten Attraktionen Österreichs –, der bereits 17-millionste Gast begrüßt. Zogen in den 2010er Jahren 22 Monate ins Land, um die nächste Million zu erreichen, waren es am Ende nur 18 Monate, um sich dann gebremst durch die Pandemie auf 32 Monate auszudehnen. Jetzt dürfte wieder bei breitem Quellmarkt-Mix das frühere Tempo vorherrschen (aktuell waren es 23 Monate), was Kristallwelten-Geschäftsführer Stefan Isser nicht daran hinderte, „eine stärkere Internationalisierung des heimischen Tourismusmarktes“ einzufordern. Für T.A.I. Gründe genug, Stefan Isser zu einem Gespräch zu bitten.

T.A.I.: Sie bezeichneten erst vor kurzem in einem APA-Gespräch den Quellmarkt „China für die Entwicklung der Kristallwelten und darüber hinaus als Tourismus-Sorgenkind“. Bewegt sich das Reich der Mitte als Quellmarkt Ihrer Meinung nach in die falsche Richtung?

Stefan Isser: „Nein, der Quellmarkt China bewegt sich grundsätzlich in die richtige Richtung. Die Rahmenbedingungen in China wie beispielsweise die Visa- und Flug- Reisekapazitäten, die anhaltende Immobilienkrise und eine zurückhaltende Ausgabefreudigkeit der Chinesen, dämpfen aber das Wiederaufstreben der Reiselust. Zudem reisen Chines:innen mehr innerchinesisch und innerasiatisch als noch vor der Pandemie. Die Reiserouten, die nunmehr gebucht werden, verändern sich: Wurden früher noch zwischen acht und zehn Länder innerhalb Europas bereist, sind es mittlerweile eher zwei bis drei. Und auch die früher sehr beliebte klassische ‚Westeuropa­route‘ ist inzwischen weniger frequentiert. Immer stärker zeichnet sich außerdem ein großer Anstieg von Individualreisenden ab, die statt organisierten Pauschal- und Gruppenreisen ihre Reisen unabhängig und individuell planen. Hier übernehmen Online-Reisebüros und -Buchungsportale eine zentrale Funktion. Wir sind in diesem Segment stark mit unseren Angeboten vertreten, da die Nachfrage nicht nur auf dem chinesischen Markt wächst.“

T.A.I.: Womit rechnen Sie heuer?

Stefan Isser: „In diesem Jahr werden einige Reisende aus China wegen Großereignissen, wie den Olympischen Sommerspielen in Paris und der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, eher auf andere Routen ausweichen.“

T.A.I.: Die Swarovski Kristallwelten konnten 2023 mit rund 560.000 Besucher:innen die Budget-Zahlen um mehr als 10 % übertreffen. Sind Sie zufrieden damit? Wie sieht das Verhältnis zwischen europäischen Nahmärkten und den Fernmärkten aus?

Stefan Isser: „Ja, wir sind sehr zufrieden mit den Besucher:innenzahlen des vergangenen Jahres. Am stärksten erwies sich 2023 der DACH-Markt. Der gesamte EU-Raum machte zwei Drittel der Gäste aus und ein Drittel unserer Gäste kam von außerhalb der EU. Stark im Kommen ist übrigens Indien: Für heuer erwarten wir etwa 80.000 Besucher:innen aus diesem Land.“

T.A.I.: Welche Märkte überraschten Sie 2023 bzw. derzeit am meisten?

Stefan Isser: „Eindeutig Indien, das als einer der bedeutendsten Fernmärkte wieder an 2019 anschließen kann. Auch die USA und Südamerika haben im vergangenen Jahr positiv überrascht und bieten weiteres Potenzial.“

T.A.I.: Welches sind generell die stärksten Quellmärkte der Swarovski Kristallwelten und in welchen sehen Sie Möglichkeiten zur Expansion?

Stefan Isser: „Die am stärksten vertretenen Quellmärkte sind Deutschland und Österreich – das volle Potenzial ist allerdings auch hier noch nicht ausgeschöpft. Auch in den Fernmärkten USA, Südamerika und Mexiko sehen wir große Entwicklungsmöglichkeiten. Gleiches gilt für osteuropäische Länder wie Polen. Auch die Niederlande und die Schweiz sind für uns sehr spannende Märkte mit Potenzial.“

T.A.I.: Die Bestwerte vor der Pandemie lagen bei rund 650.000 Gästen pro Jahr. Heuer rechnen sie mit 600.000. Wann sollten die Zahlen von vor der Pandemie erreicht bzw. übertroffen werden?

Stefan Isser: „Wir haben die maximal zulässige Besucher:innen-Frequenz dauerhaft um 20 % gesenkt. Denn das Wesentliche für die Kristallwelten ist die Qualität und deren stetige Steigerung. Wir sprechen hier gerne von ‚Staunen pro Quadratmeter‘ und unser Bestreben ist es, das Gästeerlebnis immer weiter zu optimieren. Ein Faktor, den wir dabei immer berücksichtigen, ist eben das Bedürfnis nach mehr Raum pro Gast.“

T.A.I.: Welche Neuerungen gibt es 2024?

Stefan Isser: „Ab 1. Juli 2024 sind die drei Stores in Wattens, Wien und Innsbruck die ersten Swarovski Stores im DACH-Raum, in denen unsere Produktneuheit, die Swarovski Created Diamonds, erhältlich ist. Die von Kreativdirektorin Giovanna Engelbert entworfene Kollektion wird nach ihrem Debüt in Amerika weltweit bereits sehnsüchtig erwartet. Und im November dieses Jahres eröffnen wir in den Swarovski Kristallwelten in Wattens gleich zwei neue Wunderkammern, die vom mexikanisch-kanadischen Künstler Rafael Lozano-Hemmer gestaltet werden. Eine der neuen Wunderkammern wird ein biometrisches und interaktives Kunstwerk beherbergen. In der zweiten Wunderkammer kommen tausende ‚Kristallstimmen‘ zu Wort.“

T.A.I.: Vier der 18 Wunderkammern wurden 2017 neugestaltet, 2022 wurde die Wunderkammer „Umbra“ vom „Magier des Lichts“ James Turrell eröffnet. Was sind die Gründe für diese Neuerungen?

Stefan Isser: „Die Erwartungen an ein Freizeit- und Urlaubserlebnis verändern sich, und unsere Mission bleibt weiterhin, inspirierende, sinnstiftende und freudige Erlebnisse rund um den Kristall zu erschaffen. Wir sehen aus den Rückmeldungen unserer Gäste, dass die Wunderkammern einer der Hauptgründe für den Besuch sind. Neben dem ganzjährigen Erlebnis setzen wir in den Ferienzeiten zudem saisonale Schwerpunkte, die Anreize für mehrmalige Besuche aus den Nahmärkten schaffen. Dazu zählt die Zusammenarbeit mit dem Circus-Theater Roncalli ab 19. Juli 2024 im ‚Circus of Wonder‘ oder das Halloween-Programm im Oktober.“

T.A.I.: Im nächsten Jahr feiern die Swarovski Kristallwelten ihr 30-jähriges Jubiläum. Welche Innovationen und welche Festivitäten sind dafür geplant?

Stefan Isser: „Das Highlight unseres Jubiläumsjahres wird sicherlich die neue und bedeutende Wunderkammer, die für 2025 geplant ist. Auch in Zukunft werden wir kontinuierlich in unser Angebot und unser Produkt investieren. Das Stichwort ‚Innovation‘ steht dabei im Mittelpunkt. Alles Weitere und konkrete Details bleiben eine Überraschung.“

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Swarovski Kristallwelten

Swarovski Kristallwelten zählen 17 Millionen Gäste

16. Mai 2024 | Österreich

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