Wels Marketing & Touristik

„Wollen Stadt mit der höchsten Lebensqualität Europas werden!“

Print-Ausgabe 13. September 2024

Helmut Platzer (l.) und Peter Jungreithmair (r.) wollen Wels als führende Destination für „Green Events“ positionieren

Dazu gehört auch der sorgsame Umgang mit Ressourcen – deshalb hat Wels soeben eine „Green Meeting & Event“-Strategie präsentiert, die ihresgleichen sucht

Die Region Wels – sie besteht aus den drei Tourismusorten Wels, Sattledt und Kremsmünster sowie mehreren Umlandgemeinden, wie Marchtrenk, Schlüsselberg, Eberstalzell oder Traun – verzeichnete im Vorjahr mit rund 362.000 Nächtigungen nicht nur ein sattes Plus von +11 % gegenüber 2022, sondern von sagenhaften +44 % gegenüber dem letzten Jahr vor der Pandemie 2019, das bereits als Rekordjahr in die Annalen einging. „Unsere Vorteile sind Lage, Lage und nochmals Lage“, brachte es der Geschäftsführer des TVB sowie der Wels Marketing & Touristik GmbH, Peter Jungreithmair, vorige Woche auf den Punkt, als er gemeinsam mit TVB Aufsichtsrats-Vorsitzenden Helmut Platzer (3-Sterne-Hotel Bayrischer Hof) in Wien vor ausgewählten Medien jene ehrgeizigen Ziele präsentierte, mit denen sich Wels künftig als Österreichs führende Destination für „Green Events“ positionieren möchte.

Bereits 2013 wurde die Business Touristik Wels mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert und hat seither unzählige Veranstaltungen als Green Events durchgeführt. „Wir sind die einzige Stadt, in der sämtliche Seminarhotels mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet sind“, betonte Peter Jungreithmair. Jetzt geht man noch einen Schritt weiter: „Wir wollen, dass 100 % der Betriebe, die im Tagungsbereich eine Rolle spielen, das Zertifikat erwerben.“

Knapp 50.000 m² Eventfläche, verteilt auf 25 Betriebe in der Region (rund ein Drittel davon in Hotels), und über 3.000 Betten (ca. 80 % des Gesamtvolumens, verteilt auf 30 Betriebe), stehen zur Verfügung. Sie alle sollen zertifiziert werden, wobei laut Peter Jungreithmair die Messe Wels (dort entsteht 2025 eine neue Messehalle mit einer Größe von 8.000 m² bis 10.000 m², die rund 30 Mio. Euro kostet) mit gutem Beispiel vorangeht.

Die Kosten für eine „Green Meeting & Green Event“-Zertifizierung belaufen sich auf 1.500 Euro bis 4.000 Euro. Die Hälfte davon wird von der öffentlichen Hand gefördert, 25 % steuert der Wels Tourismus bei, das restliche Viertel müssen die Betriebe selbst stemmen. Wobei die Amortisation laut Peter Jungreithmair bereits nach einem Jahr zum Tragen kommt.

Noch tiefer greifen das Land Oberösterreich und der Wels Tourismus in die Taschen, sobald es um die laufende Förderung von Veranstaltungen geht. Während Oberösterreich rein auf Kongresse (Antragssteller müssen PCOs – Professional Congress Organizer, Reisebüros etc. – sein) sowie dadurch erzielte Nächtigungen abzielt (ab 80 Übernachtungen wird gefördert, ab 599 Nächten sind es 6.000 Euro) und noch einen Nachhaltigkeits-Bonus drauflegt (bei Zertifizierung als „Green Meeting & Event“ bis zu 1.500 Euro), unterstützt Wels ergänzend dazu (keine Doppelförderung) alle Veranstaltungen ab Gruppen von 60 registrierten Teilnehmer:innen, egal ob Sport, Business oder sonst etwas. Voraussetzung: Es müssen zumindest 80 dadurch ausgelöste Nächte nachgewiesen werden, die in mindestens zwei Mitgliedsbetrieben der Region getätigt werden. Ebenso haben zumindest 50 % der Nächtigungen in mit dem Umweltzeichen zertifizierten Betrieben zu erfolgen.

Peter Jungreithmair: „Ich glaube, dass wir uns damit in Österreich unterscheiden können.“ Er schätzt die Anzahl an Personen in der Region, die als Eigentümer- oder Geschäftsführer:innen das Thema vorantreiben wollen, auf rund 100: „Wir wollen sie infizieren.“ Und: „Wir möchten aus 1 + 1 nicht 2 machen, sondern 3 oder 4.“ Mit ein Grund für seinen Optimismus liegt in der Jugend, die in den zurückliegenden Jahren die Führung in den Betrieben von der älteren Generation übernommen hat: „Die Jungen ticken anders, sie agieren viel strategischer.“

Das erklärte Ziel sei es, dass alle Gäste, die nach Wels kommen, „mit einem besseren Gefühl wegfahren, als sie gekommen sind. Wir wollen die Stadt mit der höchsten Lebensqualität Europas werden.“ Im Mittelpunkt aller Aktivitäten müsse der Mensch stehen, unabhängig davon, ob er Einwohner ist oder als Gast kommt. Peter Jungreithmair: „Wir managen den Lebensraum, alle müssen sich wohlfühlen.“ Helmut Platzer ergänzte: „Alle Investitionen im Tourismus kommen auch der Bevölkerung zu Gute.“

Wie intensiv sich Wels bereits damit beschäftigt, verdeutlicht ein anderes Beispiel, das Peter Jungreithmair zitiert: „Wir haben als Stadt die niedrigste Leerstands-Quote in Österreich.“ Diese liege konstant unter 3 %, nicht zuletzt dank des „professionellsten Leerstands-Managements in Zentraleuropa. Wir disponieren jedes Jahr ca. 50 Betriebe. Das bedeutet, dass innerhalb von 5 bis 10 Jahren alle einmal austauschen.“ Unter anderem geht es darum, Haus­eigentümer dazu zu bringen, dass die Mieten für Geschäftslokale auch leistbar sind. „Wir weiten das Leerstands-Management jetzt auf das ganze Stadtgebiet aus.“

Für TVB-Geschäftsführer Peter Jungreithmair steht fest, dass „wenn eine Stadt nicht funktioniert, dies zu 100 Prozent auf Management-Versagen zurückzuführen“ sei. Viele Impulse kämen in Wels deshalb von privater Seite, während die Politik oft erst später einsteige. Rund fünf bis zehn Jahre benötigt es, um gegenzusteuern und „Menschen soweit zu bringen, dass sie gerne dort leben.“

Im Bereich des Tourismus verfolge die Region Wels eine klare Strategie. Der Anteil des Wirtschaftstourismus liege bei rund zwei Dritteln, wobei laut Peter Jungreithmair mittlerweile die Hochsommer­monate Juli und August „zu unseren stärksten Monaten gehören. Wir spüren das massiv.“ Wobei die Region Wels heuer von der Kulturhauptstadt Bad Ischl profitiere, „weil das Salzkammergut nicht so viele Betten hat.“

Zum Abschluss noch die Frage, ob es heuer ein weiteres Nächtigungs-Plus geben wird? Peter Jungreithmair: „Wir gehen davon aus, dass wir mit Jahresende deutlich vorne sind.“ Dies sei umso bemerkenswerter, als sich Österreich und Europa aktuell „in einer der größten Wirtschaftskrisen der letzten 30 Jahre“ befinden. Doch Wels sei anders: „Wir sind sehr unterschiedlich aufgestellt, da wir sehr stark mittelständisch agieren.“ So gehören zu den Top-Unternehmen der Möbelhändler XXXLutz (in der Zentrale in Wels arbeiten rund 1.200 Personen), die TGW Logistic (1.800 Mitarbeiter:innen in Wels), der Backwaren-Produzent Resch & Frisch (1.000 Angestellte), die auf Schweiß-, Solar- und Energielösungen spezialisierte Fronius International (rund 800 Mitarbeiter:innen) oder der Seilhersteller Teufelberger (weltweit 14 Niederlassungen). Peter Jungreithmair: „Wels ist geil und wird noch geiler!“

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