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Zell am See-Kaprun

„Wir sind die Lokomotive!“ Erfolg mit Gletscher, Berg und See

Print-Ausgabe 17. September 2021

„Wir freuen uns über einen guten Sommer mit vielen europäischen Gästen“, so Renate Ecker


 

Bis 2025 will Zell am See-Kaprun zu den Top 3 Ganzjahres-Premium-Alpendestinationen zählen – Steigerung von Wertschöpfung, Auslastung sowie Ganzjährigkeit im Fokus

Im Juni vorigen Jahres wäre das 10-jährige Jubiläum von Renate Ecker als Geschäftsführerin und Tourismusdirektorin Zell am See-Kaprun Tourismus GmbH angestanden. Für die Top-Touristikerin standen damals wie heute aber ganz andere Dinge im Vordergrund. Und so ging es im T.A.I.-Gespräch – abgesehen von einem kurzen Rückblick – vor allem um die aktuelle bzw. künftige Entwicklung sowie die neue Strategie 2025.

T.A.I.: Bei Ihrem Amtsantritt 2010 nannten Sie u. a. die Neupositionierung der Marke, Qualitätsversprechen, die Zell am See-Kaprun Karte, die Steigerung der Servicequalität, die Schaffung von Groß-
events etc. als vorrangige Ziele. Was ist daraus geworden?

Ecker: „Alles ist sehr gut gelungen! Die Region hat sich sehr erfreulich entwickelt. Es wurde sehr viel in die Steigerung der Qualität investiert. Besonders die großen Infrastrukturbetriebe, wie die Bergbahnen, haben in Jahrhundertprojekte investiert. Auch im Marketing haben wir uns gravierend verbessert. Über 10 Jahre wurde höchst professionelles internationales Marketing getätigt, somit konnten wir nachweislich die Marke Zell am See-Kaprun aufwerten.“

T.A.I.: Wie hat sich all dies in konkreten Zahlen ausgewirkt?

Ecker: „Es kam zur Steigerung von 2010 mit 1,9 Mio. Nächtigungen auf 2,8 Mio. in 2019. Auch die Zell am See-Kaprun Karte ist ein sehr großer Erfolg, 2019 haben wir in nur einer Sommersaison über 168.000 Sommerkarten ausgestellt! Die Schaffung publikumswirksamer und medienstarker Großevents hat ebenfalls besser funktioniert als gedacht, mit jeweils mehreren tausend Teilnehmer*innen und zigtausend Übernachtungen. Diese Groß­events sind alle in der Nebensaison angelegt, sodass wir erstens für eine Belebung und Stärkung der Nebensaison und somit Ganzjahrestourismus sorgen, und zweitens für Besucherstromentzerrung.“

T.A.I.: Im Vorjahres-Sommer lag Zell am See-Kaprun vom Rückgang her ziemlich genau auf dem Wert des gesamten Bundeslandes Salzburg. Wie läuft es heuer in Zell am See-Kaprun?

Ecker: „Wir freuen uns wieder über einen sehr guten Sommer mit vielen europäischen Gästen und auch internationalen Märkten. Von Mai bis Juli hatten wir ein Plus von 14 % bei den Übernachtungen und von 17,6 % bei den Ankünften. Vor allem in höheren Hotelkategorien nahmen wir zu Beginn des Sommers einen erfreulichen Positivtrend wahr. Das zeigt uns, dass Reisende zunehmend mehr Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen. Mit flexiblen Buchungsmöglichkeiten dank unseres Angebots ‚Sorgenfrei buchen‘ konnten wir den Gästen die nötige Sicherheit bieten.“

T.A.I.: Wie bereitet sich die Region auf den Winter 2021/22 vor?

Ecker: „Wir planen aktuell unsere Winterkampagne digital, in Print und Out of Home sowie mit unseren Partnern Österreich Werbung und Salzburger Land Tourismus. Gemeinsam mit unseren Bergbahnen haben wir ein sehr gutes Angebot vorbereitet und bieten auch wieder ein abwechslungsreiches Wochenprogramm abseits der Pisten. Wichtig ist nach wie vor die Sicherheit für Gäste und Mitarbeiter*innen, die wir mit umfangreichen Maßnahmen sicherstellen. Alle Infos sind jederzeit einsehbar und werden laufend auf www.zellamsee-kaprun.com/ sicherer-winterurlaub aktualisiert.“

T.A.I.: BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner hat deutliche Worte bezüglich der aufgrund der Pandemie angespannten budgetären Lage der TVBs und Destinationen gefunden. Sie sind Finanz-Referentin des BÖTM. Wie sehen Sie das Thema?

Ecker: „Ja, die Worte von Herrn Schattleitner sind absolut richtig! Die Rücklagen sind aufgebraucht! Viele Bereiche wurden finanziell unterstützt, leider die Tourismusverbände nicht, außer mit Kurzarbeit. Hier besteht dringender Handlungsbedarf und es braucht auch eine finanzielle Unterstützung der DMOs. Denn wir sind die Lokomotive! Mit unserem Marketing werden die Gäste angesprochen und buchen den Urlaub. Wenn wir kein Budget haben, können wir auch kein Marketing machen und wir geraten somit klar in einen Wettbewerbsnachteil im globalen Tourismus. Außerdem fehlen uns auch die Gelder für die notwendigen Produkt- und Angebotsentwicklungen. Denn weitere Aufgaben neben dem Marketing und der Angebotsentwicklung einer DMO sind Infrastruktur (u. a. MTB- und Wanderwege-Instandhaltung), Veranstaltungen und Events, Digitalisierung, Lebensraumgestalter, Schulungen, Employer Branding, Information an unsere Stakeholder … Sie sehen, wie viel eine DMO abdeckt. Viele denken bei DMO nur an Marketing. Zusätzlich sind – gerade in Zeiten von Corona – viele neue Aufgaben auf uns zugekommen, u. a. die gesamte Covid-Test-Distribution. Diese, sowie bestehende Aufgaben, könnten – wenn keine finanzielle Unterstützung kommt – nicht mehr durchgeführt werden!“

T.A.I.: Was wünschen Sie sich von Ihrem 15-jährigen Zell am See-Kaprun-Jubiläum in 2025?

Ecker: „Der Weg unserer neuen Strategie 2025 ist eine konsequente Fortsetzung des Markenkerns von Gletscher, Berg und See. Unsere Vision ist es, zu den Top 3 Ganzjahres-Premium-Alpendestina­tionen zu zählen. Im Fokus stehen die Steigerung der Wertschöpfung und Auslastung sowie Ganzjährigkeit. Wir möchten Gäste, Betriebe und Bevölkerung zu begeisterten Werbeträgern der Marke Zell am See-Kaprun machen. Besonders wichtig ist mir dabei ein konsequentes Festhalten an unseren strategischen Handlungsfeldern: Aus dem Markenkern Gletscher, Berg und See ergeben sich strategische Handlungsfelder mit einzelnen Angebots- und Produktbereichen. Gänzlich neu sind hier die wichtigen Themen Nachhaltigkeit und Mobilität, die eine zentrale Rolle in der Strategie spielen. Zell am See-Kaprun möchte mutige Schritte setzen und mit Weitsicht und Innovationskraft zur Vorzeigeregion werden.“

T.A.I.: Welche Strategien gibt es für die Bearbeitung der einzelnen Märkte und Zielgruppen?

Ecker: „In Zell am See-Kaprun verbringen mehr als 60 verschiedene Nationen ihre schönste Zeit im Jahr. Umso wichtiger war es, in der neuen Strategie 2025 auch die Märkte zu priorisieren, um einzelne Marktanteile zu sichern und auszubauen. In der Neu-Aufstellung der Märkte-Matrix der Zukunft haben die europäischen Nahmärkte und Nachbarländer an Relevanz zugenommen und wurden daher entsprechend höher priorisiert.

Teil der neuen Produktentwicklung und Markt-Ansprache war auch eine klare Definition und Differenzierung der Zielgruppen. Wir haben drei wesentliche Zielgruppen festgelegt: Die Outdoor-Sportler*innen und Abenteurer*innen, die genussvollen Aktivurlauber*innen und die ‚Cool Families‘. Mit den definierten neuen quantitativen und qualitativen Zielen der Strategie 2025 wird es Zell am See-Kaprun gelingen, langfristig Gäste zu begeistern und ebenso das Naturparadies durch höchste Ansprüche an die Nachhaltigkeit zu erhalten, davon bin ich überzeugt.“ 

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