Print-Ausgabe 22. September 2017
Im Gespräch mit T.A.I. konkretisierte der neue Geschäftsführer des Burgenland
Tourismus, Hannes Anton, seine Vorstellungen, wo künftig die Hebel anzusetzen sind.
Das Burgenland verbucht seit Jahren eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung im Tourismus. Im Vorjahr überschritt die Zahl der Ankünfte erstmals 1 Millionen, die Nächtigungen legten seit Mitte der 2000er Jahre nahezu um 30 Prozent zu und kamen 2016 zum ersten Mal über der magischen Grenze von 3 Millionen zu liegen. Eines ist indes nicht gelungen: den Anteil der internationalen Gäste zu erhöhen. Er ging von über 26 Prozent im Jahr 2003 auf 20,7 Prozent im Vorjahr zurück. Der seit Juli amtierende neue Geschäftsführer des Burgenland Tourismus, Hannes Anton (siehe Kurzportrait auf dieser Seite), will dies ändern.
Anton weiß, wo der Hebel anzusetzen ist: beim deutschen Gast. „Der hat ausgelassen“, betonte er im Gespräch mit T.A.I. Die TourMIS-Statistik bestätigt dies: während die Zahl der deutschen Nächtigungen im Burgenland im erwähnten Zeitraum um ein Viertel auf zuletzt knapp unter 400.000 zurückging, verzweieinhalbfachten sich die Übernachtungen des übrigen Auslands auf nahezu eine Viertelmillion (239.000). Hannes Anton: „Wir wollen den deutschen Gast verstärkt wiedergewinnen.“ Im Fokus stehen dabei jene Zielgruppen, die „das wärmere, Pannonische Klima suchen, den Genuss“, betont Anton, „wir haben Sonnen-Untergänge, die den Vergleich mit Capri nicht scheuen müssen.“ Bei der Ansprache potentieller Gäste aus dem Ausland (und vor allem der Bundesrepublik) sei jedoch entscheidend, „welchen Radius jemand bereit ist zu fahren. Niemand fährt 700 Kilometer, um drei Nächte wo zu schlafen.“
Auch wenn Hannes Anton „Nächte nicht als wirklichen Indikator“ ansieht („Wir brauchen Wertschöpfung!“), kann sich das Burgenland glücklich schätzen, „trotzdem (gemeint ist der Rückgang der deutschen Gäste) die Nächtigungen gesteigert zu haben.“ Der Wiener Gast sei sehr stark (er sorgt kontinuierlich für ein gutes Fünftel aller Übernachtungen), kommt öfters, „allerdings drückt er auf die Aufenthaltsdauer“, so Anton.
Stichwort Wertschöpfung: „Die können wir nur steigern, wenn investiert wird“, ist sich Hannes Anton bewusst. Das aktuelle Umfeld hält er für optimal: „Im Burgenland hätte man derzeit große Chancen, auch mit kleinen, feinen Pensionen. Nachfrage und Aufkommen sind da.“ Anton geht es dabei vor allem „um neue Qualitätsbetten.“ Ohne die werde es im Burgenland kaum mehr Wachstum geben. Alleine in Podersdorf fallen jedes Jahr ca. 100 bis 200 Betten weg, von Betrieben, die seit Jahren nicht mehr investieren. Investitionen in den Tourismus könnten den Trend zum Auspendeln der Jugend stoppen: „Wir brauchen Leute, die Liebe und Phantasie haben.“
Das Burgenland als Tourismus-Destination könne jedenfalls auf eine „ungeheure Themenvielfalt“ aufbauen, inklusive der Chance, „aus der Hauptsaison herauszukommen.“ Hannes Anton nennt u.a. das Beispiel Wein: „Wir spielen das noch lange nicht so aus, wie es möglich wäre.“ Die Lösung sieht er im Vernetzen der Themenvielfalt: „Wir haben viele Initiativen gestartet, die jede wie ein Satellit für sich allein erfolgreich wurde. Jetzt müssen wir sehen, wie wir sie miteinander vernetzen!“
Der gebürtige Drautaler Hannes Anton (Jahrgang 1964, Sternzeichen Steinbock) begann seine Karriere nach Abschluss der Schlosserlehre als Verkaufsleiter bei den Vereinigten Kärntner Brauereien in Villach, war danach Geschäftsstellenleiter der zum Konzern gehörenden Schleppe Brauerei in Klagenfurt, um 2002 in der Kärnten Werbung die Leitung der Abteilung Eventmarketing zu übernehmen. Drei Jahre später erfolgte der Wechsel als Marketing Manager zu den Casinos Austria.
Zwischen 2009 und 2014 war Hannes Anton Abgeordneter zum Kärntner Landtag, Bereichssprecher für Tourismus und Sport im Freiheitlichen-Landtagsklub sowie Protokollchef des damaligen Landeshauptmanns Dörfler. Aus Familiären Gründen übersiedelte Anton Anfang 2015 in das Burgenland, wo er die Geschäftsführung des Podersdorf Tourismus (seither 15 Prozent Plus bei den Nächtigungen) und der Tourismus- und Freizeitbetriebs-GmbH übernahm. Seit Juli 2017 ist Hannes Anton Geschäftsführer des Burgenland Tourismus. Anton ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes.
Erstellt am: 22. September 2017
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