ANA
Interview Josef Margreiter

„Vergabe der Rad-WM 2018 hat richtigen Turbo gezündet“

Print-Ausgabe 25. August 2017

Ein neues Sommerpublikum bringt Tirol wieder in die Nähe alter Rekorde. Das Potenzial des Radtourismus scheint dabei noch lange nicht erschöpft.

Das traditionelle Ski-El Dorado Österreichs konnte sich im Laufe der letzten Jahre auch im Sommer als Sportdestination etablieren. Rund ein Drittel von Tirols Sommergästen ist während ihres Aufenthalts auf zwei Rädern unterwegs. Nicht zuletzt hat auch die Vergabe der Rad-WM 2018 den Bike-Boom befeuert, wie Tirols Tourismusdirektor Josef Margreiter im T.A.I.-Interview erklärt. Auch jenseits des Radfahrens wird noch viel touristisches Potenzial im Outdoorangebot verortet.

T.A.I.: 2017 brachte Tirol gemessen an Nächtigungen den stärksten Juli seit Mitte der 1990er Jahre und die stärkste Vorsaison (Mai bis Juli) der Geschichte. Worin liegen – außer den bekannten, wie Verunsicherung durch Terrorangst etc. – die Gründe?

Josef Margreiter: „Wir punkten mit einem kontinuierlichen Ausbau eines qualitativ hochwertigen Bergsommer-Angebots in den vergangenen Jahren. Dazu zählen beispielsweise unsere Erlebniswelten am Berg, die immer mehr Gäste anziehen. Darüber hinaus kommt uns die Renaissance des Wanderns zugute. Es gilt wieder als hip und bringt damit auch viele junge Menschen in die Berge. Der anhaltende Radboom ist ein weiterer Treiber dieser positiven Entwicklung – vor allem dank des E-Bikes, das auch neue Zielgruppen für Tirol erschließt. Zuguterletzt sind wohl die vielfältigen Sommercards zu nennen, die zahlreiche Leistungen inkludieren und zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis beitragen.“

T.A.I.: Welchen Anteil hat das Destinations-Marketing von LTOs und Tourismusverbänden an diesen Erfolgen?

Margreiter: „Es macht sich bezahlt, dass Tourismusverbände und Tirol Werbung generell ein verstärktes Werbeengagement im Sommer zeigen. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben klar gezeigt, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob ein Markt aktiv bearbeitet wird oder nicht. Mit unserer Sommerkampagne sind wir in acht Ländern aktiv. Zusätzlich setzen wir auf den Kernmärkten ergänzende Marketingschwerpunkte zur Bewerbung der Vor- und Nachsaison. Damit machen wir den Gästen einen Kurzurlaub rund um die Brückentage im Frühjahr und Herbst schmackhaft.“

T.A.I.: Lässt sich bereits eine Prognose für den gesamten Sommer 2017 abgeben?

Margreiter: „Mit den Monaten Mai bis Juli ist zwar fast die Hälfte der Tiroler Sommernächtigungen absolviert, für eine seriöse Prognose ist es aber noch zu früh. Angesichts der positiven Entwicklung der ersten Saisonhälfte und den Rückmeldungen aus der Branche bin ich allerdings zuversichtlich, dass wir an die guten Ergebnisse der vergangenen Jahre anschließen können. Gemessen an den Nächtigungen hat der Tiroler Bergsommer in den vergangenen zehn Jahren um 23 Prozent zugelegt, bei den Ankünften um 48,9 Prozent. Wir erreichen damit beinahe wieder das Niveau der frühen 1990er-Jahre wo dank Ost-Öffnung die absoluten Rekorde erzielt wurden.“

T.A.I.: Ende Juli initiierten Sie zur Bewerbung der Rad-WM 2018 eine 1.000 km Fahrrad-Promotion Tour gemeinsam mit anderen Tiroler Touristikern über die Pyrenäen von Bilbao via Biarritz nach Barcelona. War das eher Aktionismus oder hatte dies tatsächlich einen Werbewert?

Margreiter: „Es ist mittlerweile schon Tradition, dass ich eine Urlaubswoche im Jahr für eine große Rennradtour gemeinsam mit Partnern aus Tourismus, Wirtschaft und Sport nutze. Bisherige Fernfahrten haben uns unter anderem nach London, Paris oder Berlin geführt. Dieses Jahr waren wir in Spanien und Frankreich unterwegs. Der sportliche Aspekt steht für unser Peloton dabei im Mittelpunkt, die Werbung für Tirol ist ein zusätzlicher Nutzen wozu alle gerne ihren Beitrag leisten. Durch gemeinsame Fahrten mit dortigen Radteams, Treffen mit prominenten Radsportlern und Berichten in den regionalen Medien sprechen wir die radsportbegeisterte Bevölkerung vor Ort an. Wobei wir mit unserer heurigen Tour nicht nur die Begeisterung für unsere Rad-WM 2018 in Innsbruck-Tirol befeuert haben, sondern für das Radland Tirol generell.“

T.A.I.: Welchen Stellenwert hat der Rad-Tourismus in Tirol und wie sehr trägt er zur Entwicklung des Berg-Sommers bei?

Margreiter: „Radsport ist eine wesentliche Facette unseres touristischen Angebots. Rund ein Drittel unserer Gäste ist während des Tirol-Aufenthalts auf zwei Rädern unterwegs. Außerdem sehen wir im Radsport noch beachtliches Wachstumspotenzial. Daher spielt er eine bedeutende Rolle in unserer Kommunikation und ist auch eines der Kernthemen unseres Marketings. Die Vergabe der Rad-WM 2018 an Innsbruck-Tirol hat dabei einen richtigen Turbo gezündet. Vom sehr initiativen Tiroler Landeshauptmann setzen Behörden, Leistungsträger und Betriebe auf eine deutliche Erweiterung und Verbesserung von Infrastruktur und Angebot. Das gilt für alle Disziplinen – vom Tourenradeln bis zum Downhillbiken.“

T.A.I.: Kann man ähnliches vom Golf-Tourismus sagen oder ist der – wie die laut European Golf Association seit Jahren rückläufigen Zahlen an Golfspielern vermuten lässt – auch in Tirol auf dem absteigenden Ast?

Margreiter: „Im Vergleich zu Breitensportarten wie Radfahren ist das Golfspielen eine Nische. Der Anteil der Golf-Urlauber ist laut T-Mona relativ konstant und liegt bei drei bis vier Prozent. Die Golf Alpin Card hat sich in Tirol in den letzten Jahren allerdings positiv entwickelt. Zudem sind Golfer lukrative Gäste. Sie geben im Schnitt 145 Euro pro Tag aus, der Durchschnitt aller Gäste liegt bei 125 Euro.“

T.A.I.: Wo drehen Sie am liebsten Ihre Golf-Runden?

Margreiter: „Neben meinen schönen Heimatclub am Achensee gefallen mir freilich die weiteren Golf Alpin Plätze wie in den Kitzbüheler Alpen, im Zillertal oder Seefeld ganz besonders und international geht nichts über die traditionellen LINKS – Kurse, am liebsten in Schottland oder Irland.“ 

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