Print-Ausgabe 19. Mai 2017
Die Hofburg Vienna ist nach wie vor gut gebucht, trotz der aktuell von Unsicherheit geprägten Weltpolitik. Vielmehr macht die gute Auslastung weitere Steigerungen schwierig.
Im Vorjahr verzeichnete Wien einen neuen Tagungsrekord. Wie sich diese Steigerung in der Hofburg Vienna niederschlug, welche Trends die Veranstaltungsbranche dominieren und welche Bedeutung die aktuelle Weltpolitik für das Kongressgeschäft hat, erklärt Geschäftsführerin Alexandra Kaszay im T.A.I.-Interview.
T.A.I. In welchem Maße schlug sich das gewachsene Veranstaltungsaufkommen in Wien auch in der Hofburg Vienna nieder?
Alexandra Kaszay: „Hofburg Vienna verzeichnete 2016 ein gutes Jahr, nicht zuletzt aufgrund des Veranstaltungsmixes. Rund 60 Prozent des Umsatzes entfielen auf Kongresse und Firmentagungen sowie die Konferenztätigkeit der OSZE. Nationale und internationale Bankette machten an die 12 Prozent des Umsatzes aus. Beide Segmente unterstreichen die klare strategische Ausrichtung auf mehrtägige Kongresse und internationale Bankette ab 300 Personen. Bälle trugen rund 11 Prozent zum Ergebnis bei. Der Silvesterball, der in Eigenregie durchgeführt wird, belebt mit an die 7 Prozent das Ergebnis. Messen und Ausstellungen erzielten 7 Prozent des Umsatzes, Konzerte rund 3 Prozent. 70 Prozent der Veranstaltungen sind international. Unsere Stamm- und Wiederholungskunden bilden neben unserem Hauptkunden OSZE nach wie vor eine relativ stabile Geschäftsgrundlage. Im Kongresskalender waren wieder eine stattliche Reihe mehrtägiger Konferenzen gebucht.“
T.A.I.: In welchen Bereichen sehen Sie Steigerungspotenzial?
Kaszay: „Steigerungspotenzial wäre realistisch nur möglich, wenn auch zusätzliche Veranstaltungsflächen zur Verfügung stünden. Das Österreichische Parlament wird den Redoutensaal-Bereich, dies beinhaltet den Großen und den Kleinen Redoutensaal sowie das Dachfoyer und damit rund 27 Prozent der Gesamtnutzfläche, für den Sitzungsbetrieb dauerhaft für die nächsten drei Jahre nützen. Alle anderen Säle stehen für unsere Veranstalter wie gewohnt zur Verfügung und wir sind bemüht, die verfügbare Kapazität bestmöglich entsprechend der regen Nachfrage einzusetzen.“
T.A.I.: Welche Rolle spielt die Weltpolitik für das Geschäft der Hofburg Vienna? Welche Auswirkungen erwarten Sie von neuen Gegebenheiten wie Brexit, Donald Trump oder der instabilen Lage in der Türkei?
Kaszay: „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz abzuschätzen, da der langfristigere Planungshorizont im Kongressgeschäft zu berücksichtigen ist. Wien ist trotz der konkreten schwierigen geopolitischen Rahmenbedingungen als Reise- und Tagungsziel nach wie vor attraktiv. Die Tagungsindustrie der Bundeshauptstadt floriert. Die Anzahl der Events stieg und besonders relevant sind hier die internationalen Kongresse. Diese Tendenz scheint sich auch für 2017 abzuzeichnen. Der Brexit wird höchstwahrscheinlich einen gewissen Einfluss auf die Kaufkraft ausüben. Dies könnte zur Folge haben, dass künftig mit einem Abflachen der Nächtigungszuwächse aus dem Vereinigten Königreich zu rechnen ist. Andererseits könnte in Folge eines schwächeren Euros ein Ausgleich gegeben sein. Österreich wird für Reisende, die in US-Dollar abrechnen, attraktiver werden. Dazu kommt, dass Austrian Airlines z.B. Direktflüge nach L.A. anbietet. Dies wird die Entwicklung des stärksten Fernmarktes Wiens weiter vorantreiben. Es gilt weiterhin die Attraktivität Wiens als anerkannten Standort für Kongresse zu steigern.“
T.A.I. Welche Event-Highlights stehen 2017 auf dem Programm?
Kaszay: „Erst kürzlich fand die Veranstaltung Eventhorizon bei uns im Hause statt. Dabei wurde zum ersten Mal bei einem ‚global summit‘ eine Drehbühne ins Zentrum der Inszenierung gestellt. Dieses in der Raummitte befindliche Podium wurde mit allen audiovisuellen Effekten im Raum synchronisiert. Somit ergab sich ein noch nie dagewesener Fokus der Gäste auf die präsentierten Inhalte und Emotionen der Speaker. Durch das perfekte Zusammenspiel von Licht und Architektur, Bild und Botschaft, Sound und Farben wurde den Teilnehmern eine Erlebniswelt in den Vortragssälen geboten und hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die technische Herausforderung war die Übertragung der enormen Datenmengen über Funk.“
T.A.I.: Welche Event-Trends können Sie aktuell ausmachen?
Kaszay: „Der Trend ist dahingehend, dass Inhalte ebenso wie Abläufe mehr und mehr von den Teilnehmern selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Dies sorgt für einen hohen Wissensaustausch. Audio-Streaming in Echtzeit ermöglicht den Besuchern, sich frei in der Hofburg Vienna zu bewegen und gleichzeitig an Vorträgen teilzuhaben. Podiumsdiskussionen, die zeitgleich stattfinden, werden über das Hofburg Netzwerk und WLAN auf mobile Geräte übertragen. Durch die Vernetzung der Teilnehmer vor, während und nach einer Veranstaltung ist neben dem persönlichen Treffen eine vielfältige Resonanz auch über Social-Media zu erzielen. Dies gehört zum Ausbrechen aus bewährten Standardkonzepten und ist auf Grund der Ergebnisoffenheit auch eine Herausforderung für die Eventverantwortlichen. Veranstaltungsformate neu definieren und emotional erlebbar zu machen sehen wir als unsere Aufgabe mit unseren Kunden zu entwickeln.“
Zu den Highlights im Frühjahr zählt der Congress of the European Hernia Society (23. - 27. Mai). Mit vielen neuen Themenbereichen wird einmal mehr das etablierte Pioneers Festival (1. - 2. Juni) veranstaltet. Die Medizin zeigt starke Präsenz bei der Jahrestagung der Österreichischen Ges.f.Geburtshilfe und Gynäkologie & der Bayrischen Ges.f.Geburtshilfe und Frauenheilkunde (14. - 17. Juni). Dazu werden rund 1.000 BesucherInnen erwartet. Der Herbst wartet mit einer Vielfalt an internationalen Fachkongressen auf, aber auch neuer Messeformate, wie Design District 1010. Bei der Messe Art & Antique Hofburg Vienna 2017 (4. - 12. Nov.) ziehen einmal mehr diverse Schätze KunstkennerInnen in die imperialen Räumlichkeiten.
Erstellt am: 19. Mai 2017
Sieht keine Einbußen Wiens als Tagungs-Destination: Wiener Hofburg Geschäftsführerin Alexandra Kaszay
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