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Burgenland Tourismus

Qualitätskurs ohne Gießkanne, dafür mit Tourismus-Satellitenkonto

Print-Ausgabe 21. September 2018

Das Burgenland macht mit der Ankündigung ernst, den Fokus verstärkt auf Wertschöpfung zu legen – zahlreiche Hotelprojekte sorgen für Rückenwind

Seit Sommer vorigen Jahres steht Hannes Anton an der Spitze des Burgenland Tourismus. Bei seinem Amtsantritt hat der gebürtige Kärntner, der 2015 das Burgenland aus familiären Gründen zu seiner Heimat erkoren hat, drei große Ziele formuliert: die Wiedergewinnung des deutschen Gastes, das Forcieren von Qualitätsbetten, sowie bei der Betrachtung der Tourismusentwicklung den verstärkten Fokus auf Wertschöpfung. Im Gespräch mit T.A.I. zog Hannes Anton vor wenigen Tagen eine erste Zwischenbilanz.

Stichwort „Qualitätsbetten“: Hier ist der Wandel voll im Gange. „Viele veraltete Quartiere, die letztmals vor 30 bis 40 Jahren richtig investiert haben, scheiden aus dem Markt aus“, so Hannes Anton. „Es schadet nicht, wenn’s eine natürliche Bereinigung gibt. Die Nachfrage nach Qualitätsbetten ist nach wie vor hoch.“

Wobei laut Hannes Anton das Burgenland bei den Übernachtungen „in den letzten zwei Jahren schon am Gipfel von dem gewesen ist, was wir mit Qualitätsbetten erreichen können.“ So erzielte beispielsweise die zur VAMED gehörende St. Martins Therme & Lodge 2017 „ganzjährig fast eine 90-prozentige Auslastung und schaffte es trotzdem jetzt im Sommer nochmals zuzulegen.“ Noch mehr sei aus den Top-Häusern des Burgenlandes laut Hannes Anton kaum herauszuholen.

Umso erfreulicher ist es für den Chef des Burgenland Tourismus, dass viele Betriebe in Richtung Qualität investieren, wie etwa das Kurhaus Marienkron in Mönchhof, das 2018 wegen umfangreichen Sanierungen ganzjährig geschlossen ist. Dies drückt zwar auf die heurigen Nächtigungszahlen (im Falle von Marienkron sind es aufs Jahr gerechnet ungefähr 30.000, also etwa 1 Prozent des gesamten Burgenland-Volumens), ist aber langfristig gesehen wichtig.

Weitere Projekte werden sehnsüchtig erwartet, wie etwa in Andau das geplante 100 Zimmer-Hotel samt großzügigem Wellness-Bereich von der Familie Scheiblhofer, einem der erfolgreichsten Winzer Österreichs. 2020 soll die erste Ausbaustufe in Betrieb gehen. In Parndorf wird das 4 Sterne-Hotel Pannonia Tower bis zum Frühjahr 2019 um weitere 80 auf dann insgesamt 198 Zimmer ausgebaut, die Seminarflächen werden auf 480m² mehr als verdoppelt. In Oberwart bestehen sogar Pläne für zwei neue 50 bis 60 Betten-Hotels, von denen das 4-Sterne Hotel „Glavia“ bereits im Spätherbst 2019 eröffnen könnte. In Weiden und Neusiedl werden aktuell Standorte für Hotelprojekte geprüft.

Auch bezüglich Wiedergewinnung des deutschen Gastes – der größte ausländische Quellmarkt – gibt es erste Fortschritte. Heuer gibt es erstmals seit Jahren wieder ein kleines Plus, „aber das ist noch nicht zufriedenstellend“, so Hannes Anton. Der Markt werde jedenfalls verstärkt bearbeitet, „aber nicht mit der Gießkanne, sondern mit Partnern. Wir wollen in den größten Quellmärkten die Mittel bündeln.“ 2019 werde deshalb versucht, mit der Österreich Werbung (ÖW) eine Radkampagne zu starten: „Das Thema Rad erhält 2019 eine noch stärkere Rolle in unserer Bewerbung.“

Alles zusammen soll darin münden, nicht (nur) die Nächtigungszahlen zu steigern, sondern vor allem die Wertschöpfung zu heben. Um diese zu erheben, will das Burgenland nach dem Vorbild des OÖ Tourismus (der tat dies bereits 2005, Partner sind die Statistik Austria und das WIFO) ein Tourismussatellitenkonto einführen. Es soll „jährliche Evaluierungen mit Echtzahlen“ ermöglichen, anhand derer sich feststellen lässt, „wie sich Förderungen und Investitionen im Bereich der Wertschöpfung auswirken.“

Hannes Anton ist überzeugt, dass die Strategie von Qualitätsbetten und Wertschöpfung greifen wird. „Wir haben schon viele Leuchttürme, aber das Burgenland verträgt noch mehr. Jeder Ort am Neusiedler See würde Locations wie die Mole West oder das Fritz vertragen. Der Markt ist da, wir dürfen nur keine Angst haben. Es geht darum, die Gäste dafür zu begeistern, das Rundherum mehr wahrzunehmen. Mehr Standorte bringen mehr Frequenz und davon profitieren alle, die gut sind.“ 

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Erstellt am: 21. September 2018

Die drei großen Ziele des Burgenland Tourismus sind, so Chef Hannes Anton, die Wiedergewinnung des deutschen Gastes, das Forcieren von Qualitätsbetten und der verstärkte Fokus auf Wertschöpfung.

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