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KHM-Museumsverbund

Qualität & Sicherheit! „Haben mit Tizian richtige Antworten gefunden“

Print-Ausgabe 17. September 2021

Markus Kustatscher, KHM-Tourismus Manager (l.), und Paul Frey, Geschäftsführer des KHM-Museumsverbandes (r.), rechnen mit einem guten Abschluss des Jahres 2021


 

Die Gäste-Zahlen im KHM stiegen zuletzt erfreulich stark – mit „Tizians Frauenbild“ steht jetzt ein neues Highlight bevor – der Trend zur Höherwertigkeit setzt sich durch

„Wir schätzen, dass wir das Jahr ganz gut abschließen werden. In einigen Quellmärkten, wie Deutschland, Ungarn, den Niederlanden, Polen oder Rumänien, wo es einige neue direkte Flugverbindungen gibt, verzeichnen wir sogar ein Wachstum gegenüber 2019.“ Der Geschäftsführer des KHM-Museumsverbandes, Paul Frey, und KHM-Tourismus Manager Markus Kustatscher zeigten sich im T.A.I.-Gespräch erfrischend zuversichtlich bezüglich der jüngsten Entwicklung. Diese dürfte durch die große KHM-Herbstausstellung „Tizians Frauenbild: Schönheit – Liebe – Poesie“ (5. Oktober 2021 bis 16. Jänner 2022; rund 60 Gemälde aus internationalen Sammlungen) noch einen weiteren Schub erfahren.

Das Kunsthistorische Museum Wien (KHM) – es feiert heuer seinen 130. Geburtstag – ist mit mehr als der Hälfte der Besucher*innen das Flaggschiff des KHM-Museumsverbands, zu dem neben dem KHM auch das Weltmuseum, die Kaiserliche Schatzkammer, die Kaiserliche Wagenburg, das Theatermuseum und der Theseustempel (alle in Wien) sowie das Schloss Ambras Innsbruck gehören. In den beiden Monaten Juli und August 2021 wurden laut Paul Frey „wieder ca. 50% des Niveaus von 2019 erreicht.“ Besonders erfreulich ist dabei die Rückkehr der internationalen Tourist*innen. Markus Kustatscher zufolge stellten sie im Juli 67 % aller Besucher*innen, im August fast 80 %.

Für Paul Frey wurden „mit Tizian genau die richtigen Antworten (auf die aktuellen Entwicklungen) gefunden. Gemeinsam mit Generaldirektorin Sabine Haag wurde sehr mutig entschieden, das volle Programm zu fahren. Wenn die Entwicklung so in den Herbst hineinreicht, haben wir genau das richtige getan.“

Dies betrifft auch das Thema Sicherheit. „Die Museen und das KHM haben sich als sichere Orte bewährt, wir hatten nie eine Cluster-Bildung oder einen besonderen Fall“, unterstreicht Paul Frey. So sei das Tragen eines Mund-Nasenschutzes verpflichtend, bei Veranstaltungen gilt zudem die 3G-Regel.

Sicherheit für die Besucher*innen ist auch bei der bevorstehenden Tizian-Ausstellung oberstes Gebot. So wird es – wie erstmals bei der Bruegel-Ausstellung vor drei Jahren – wieder das „pre-booking“ geben, mit Time-Slots, „sodass nie mehr als 120 Personen gleichzeitig die Ausstellung besuchen können. Diese erstreckt sich über eine Fläche von knapp 1.000 m², aufgeteilt auf vier Säle und drei Kabinette.

Im Vorfeld der Ausstellung über Pieter Bruegel den Älteren 2018/2019 meinte Paul Frey gegenüber T.A.I., dass es sich „um ein kulturtouristisches Highlight handelt, das es in dieser Form nie wieder geben kann.“ Welcher Stellenwert kommt im Vergleich dazu der bevorstehenden Tizian-Ausstellung zu? Paul Frey: „Tizian hat mit einer sicher dreistelligen Anzahl an Werken ein anderes Œuvre als Bruegel, von dem knapp über 30 Werke überliefert sind. Tizian-Ausstellungen sind nicht ganz so selten, zuletzt haben wir 2007 eine große Ausstellung seinem Spätwerk gewidmet. Jetzt gibt es mit dem Frauenbild wieder einen speziellen Blickwinkel. Das ist innerhalb des Werkes ein besonderer Ausschnitt. Der ist auch einzigartig und ihn gibt es in dieser Form nie wieder.“

Tizians Frauenbild bildet also das Ausstellungs-Highlight der kommenden Monate, doch auch der übrige KHM-Museumsverbund hat einiges zu bieten. So widmet sich das Weltmuseum im kommenden Winter mit „Steppen & Seidenstraßen“ einem laut Paul Frey „weltumspannenden kulturhistorischen Phänomen, das aktuell besonders aufgeladen ist. Wir haben innerhalb des Weltmuseums eine führende Sammlung.“

Und wie geht es weiter? Paul Frey: „Wir hoffen, dass wir vor allem Richtung Weihnachten wieder internationale Gäste aus Übersee begrüßen dürfen.“ Durch die Pandemie hätten sich die „Mechanismen im internationalen Geschäft verschoben. Es gibt jetzt eine sehr kurze Entscheidungszeit für Reisen nach Wien und einen Museums-Besuch. Ebenso gibt es jetzt mehr Individualreisende, weniger Familien und Gruppen.“

Paul Frey und sein Team „bezweifeln nicht, dass die Reisebereitschaft wieder da ist, aber so wie bisher wird es nicht mehr wieder. Das Geschäft wird sich verschieben.“ In welche Richtung? „Wir rechnen mit einer deutlich langsameren Entwicklung der Fernmärkte. Ich glaube, dass sich in den USA und in China starke binnentouristische Angebote gebildet haben. Da koppelt sich die Pandemie mit protektio­nistischen Wirtschaftsstrukturen.“

In diesem „Outinvestment“ gelte es, die Identität als europäische Kulturdestination neu zu fassen. Was bedeutet das konkret? „Wenn Sie sich das KHM innen ansehen, wird es immer einzigartig sein. Diese Identität wird in den nächsten Jahren noch wichtiger werden.“ Ebenso werde der Tourismus wieder „ein wertigeres Geschäft. Die Bereitschaft ist da, für ein hochwertiges Angebot einen höheren Preis zu zahlen.“ Dieser Trend zur Höherwertigkeit wurde vom KHM seit jeher gelebt: „Wir haben die Marke KHM nie durch ein falsches Preisbild beschädigt.“

Wann rechnet der KHM-Geschäftsführer mit einem Erreichen der Vorkrisen-Zahlen? „Das können wir aus heutiger Sicht mit 2024 festmachen, aber bei deutlich veränderter Marktlandschaft gegenüber 2019. Die Marktsegmente haben sich verschoben, das Reiseverhalten geändert und auch die Anforderungen an einen qualitätsvollen Museums-Besuch“, so Paul Frey.

Themen wie Pre-Booking-Möglichkeiten, Time-Slots, begrenzte Besucher*innen-Zahlen und Sicherheit, waren schon vor der Pandemie da, hätten sich aber „wie durch ein Brennglas verstärkt. Wir haben schon vor Corona damit begonnen und das hat uns jetzt sehr geholfen, weil wir schneller diese Services bieten können!“ 

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