Print-Ausgabe 15. Dezember 2023
Manuel Bitschnau, Geschäftsführer des Montafon Tourismus
Die aufkommensstärkste Region Vorarlbergs erweist sich als extrem innovativ – T.A.I. im Gespräch mit Destinations-Geschäftsführer Manuel Bitschnau
Das Montafon ist im Winter die vom Aufkommen her stärkste aller sechs Destinationen Vorarlbergs und am besten Weg, auch in der warmen Jahreszeit die Führungsrolle zu übernehmen (Vorjahr Nr. 2, heuer gab es die stärkste Sommersaison seit 1981). Eng mit dieser Erfolgsgeschichte verbunden ist der Geschäftsführer des Montafon Tourismus, Manuel Bitschnau, der seit zehn Jahren amtiert (davor zehn Jahre Schruns-Tschagguns Tourismus sowie zweieinviertel Jahre Geschäftsführer des Aktivpark Montafon etc.). „Mich hat das Montafon gefesselt und ich habe immer das Potenzial dieser Region gesehen. In den letzten Jahren durfte ich sie massiv mitgestalten“, betonte er vor kurzem gegenüber T.A.I.
Dieses Mitgestalten beinhaltete die Fusionierung aller sechs Tourismusorganisationen im Montafon und die Entwicklung eines seit 2017 gültigen Tourismusleitbildes. „Wir haben in dieser Zeit einen enormen Aufschwung erlebt und die diversen Leistungsträger rückten näher zusammen.“ Der Innovationsschub wird fortgesetzt. „In letzter Zeit gründeten wir das Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus ‚PIZ Montafon‘ und transformieren unsere Organisation in eine ‚Erlebensraummanagement-Organisation‘, um derzeitige und künftige Aufgaben besser bewältigen zu können.“
Besonders stark ist das Montafon wie erwähnt im Winter (Vorjahr rund 1,275 Mio. Nächtigungen, rund 60 % des Ganzjahresvolumens). Dies ist laut Bitschnau kein Zufall: „Wir blicken auf eine lange Wintersportgeschichte zurück. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. So verhundertfachen sich allein in Gaschurn die Nächtigungen in nur 30 Jahren und seit 1981 ist die Wintersaison stärker als der Sommer.“
Wobei letzterer immer mehr in Fahrt kommt. „Natürlich ist der Winter nach wie vor von großer Bedeutung. Die Wachstumsjahre sind aber vorbei und in den vergangenen 15 Jahren wurde klar, dass der Wintersport Grenzen hat“, meint Bitschnau. Deshalb werden der Sommertourismus und daraus resultierend der Ganzjahrestourismus konsequent ausgebaut. Bitschnau: „Einzelne Bergbahnen, wie die Montafoner Kristbergbahn oder der Golm, verzeichnen bereits Tage im Sommer, an denen sie mehr Gäste als im Winter haben.“ Generell haben die Bergbahnen viel in ihre Sommeraktivitäten investiert, ebenso die Unterkünfte, die sich zu Ganzjahresbetrieben entwickeln. Tourismusorte ergänzen dies mit zusätzlichen Sportstätten und Veranstaltungen. Bitschnau: „Ein aktuelles Beispiel dafür ist unser vergangenes Jahr neu lanciertes Wanderleitprodukt ‚Alpenmosaik Montafon‘, Österreichs größtes zusammenhängendes Themenwanderwegenetz.“ Authentische Wandererlebnisse das ganze Jahr über bieten darüber hinaus Themenwege in allen Höhenlagen und einer Länge von mehr als 500 km.
Schlagen sich diese Investitionen auch beim Gästeaufkommen nieder? Bitschnau: „Wir spüren, dass der Trend von einzelnen Spitzenmonaten weggeht, wie beispielsweise dem August. Die Zahlen im Mai, Juni und im Herbst wachsen stark.“ Dies bestärke die Region auf ihrem Weg Richtung Ganzjahrestourismus: „Damit sind wir auch für neue Mitarbeitende viel attraktiver als bei einem normalen Saisonbetrieb.“
Von den bis vor 20 Jahren noch über 24.000 Gästebetten waren im Jahr 2021/22 durchschnittlich 22.036 Gästebetten übrig (-8,2 %). Parallel dazu vollzieht sich ein Qualitätsschub. Das 4-Sterne-Superior Hotel Löwenhotel Montafon wurde ebenso erweitert wie das in derselben Kategorie angesiedelte Alpenhotel Montafon Schruns, das 4-Sterne Hotel Fernblick am Bartholomäberg, das Hotel Die Montafonerin in Vandans, das 4 Sterne Hotel Zimba in Schruns, das 4-Sterne Sporthotel Silvretta Montafon in Gaschurn und einige mehr. Neu errichtet wurden das TUI Blue Montafon, die Revier Mountain Lodge in St. Gallenkirch, das Amrai Suites und das Pure Resort in Schruns oder das AlpinResort Montafon. Ebenfalls eröffnete das Hotel Falkensteiner Montafon als erstes 5-Sterne-Hotel im Montafon und demnächst erstrahlt das Posthotel Taube Schruns in neuem Glanz.
Damit nicht genug, das Montafon will zu einer Modellregion für nachhaltigen Tourismus werden. In diesem Zusammenhang wurde vor zwei Jahren das PIZ – Zukunftslabor gegründet. Bitschnau: „Es ist ein Innovation-Hub mit vier Mitarbeitenden, die sich konsequent der nachhaltigen Entwicklung der Destination widmen.“ Ziel sei die Bewusstseinsbildung sowie die Information zu nachhaltigem Tourismus innerhalb der Region, sowohl für Einwohner:innen als auch Gäste. Hand in Hand damit geht auch die Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“, die 2017 gestartet wurde. Der Grund: „Vor ein paar Jahren war man noch relativ allein abseits der Skigebiete und markierten Wege unterwegs. Doch in den letzten Jahren zieht es immer mehr Menschen ins freie Gelände.“ Die nunmehrige Lenkungsgruppe besteht aus unterschiedlichen Interessensgruppen, die sich um Anliegen der Bevölkerung kümmern und Lösungen für ausgewählte Gebiete und Bergsportarten im Montafon ausarbeiten. Bitschnau: „Bisher gelang es uns, für 13 von 17 definierten Konfliktgebieten konkrete Lösungsmaßnahmen zu finden.“ Fokussierte der „Naturverträgliche Bergsport im Montafon“ anfänglich auf Wintersport abseits der Pisten, liegt der aktuelle Schwerpunkt beim Thema E-Mountainbiken.
Eine weitere Maßnahme zur Sensibilisierung der Bergsportler:innen besteht im Einsatz von zwei Montafon Bergsport Rangern. „Sie wurden vorrangig in hoch frequentierten Wander- und E-Mountainbike-Gebieten eingesetzt, aber auch in Naturschutzgebieten und an neuralgischen Punkten. Sie informierten Gäste über offizielle Streckenverläufe, Verhaltensweisen und sensible Naturräume.“ Die Reaktionen der Bergsportler:innen waren größtenteils positiv und sie zeigten sich dankbar für Hinweise. In Zukunft sollen Bergsport Ranger auch weiter im Tal etabliert werden.
Und wie steht des mit dem Ausblick auf den Winter 2023/24? Bitschnau: „Das Interesse an einem Winterurlaub ist wieder gestiegen und wir erwarten uns auch aufgrund der sehr kurzen Wintersaison ein solides Ergebnis, das an die Erfolge von vor Corona anschließt. Unsere Betriebe und Bergbahnen haben wieder kräftig investiert.“ Als Beispiele nennt er die neue Talabfahrt nach Gaschurn und Österreichs erste autonom betriebene Umlaufbahn in der Silvretta Montafon.
Zum Einsatzgebiet der Ranger Sebastian Wit (l.) und Emil Fleisch (r.) zählen etwa Wander- und E-Mountainbike-Routen oder sensible Naturräume
Erstellt am: 15. Dezember 2023
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