TVB Kufsteinerland

„Müssen uns mehr anstrengen und auch kreativer sein als andere!“

Print-Ausgabe 17. Mai 2024

Führen den TVB Kufsteinerland zusammen erfolgreich: Obmann Georg Hörhager und Geschäftsführerin Sabine Mair (Foto: © TVB Kufsteinerland)

Dies hat u.a. damit zu tun, dass es im Kufsteinerland kein einziges großes Skigebiet gibt – trotzdem ist der TVB überaus erfolgreich unterwegs

Er erstreckt sich neben der namensgebenden Festungsstadt Kufstein über acht Orte, darunter Bad Häring, Erl und Thiersee: der TVB Kufsteinerland. Und er zählt zu den gemessen am Nächtigungsvolumen kleineren der 34 Tiroler TVBs, ebenso zu den erfolgreichen. Wie der seit 2019 amtierende Obmann Georg Hörhager und die seit Jänner 2021 als Geschäftsführerin fungierende Sabine Mair die bestehenden und künftigen Herausforderungen meistern wollen, darum ging es im aktuellen Gespräch mit T.A.I.

T.A.I.: Frau Mair, Sie sind seit 27 Jahren in Führungsposition beim TVB Kufsteinerland, lange Jahre als stellvertretende und seit drei Jahren als Geschäftsführerin. Wie hat sich in den Jahrzehnten die Auf­gabenstellung geändert?

Sabine Mair: „Die Aufgabenstellung hat sich äußerst rasant und vielseitig verändert, die Anforderung vervielfacht. Wir sind als moderner TVB heute Produktentwickler, Kommunikator, Digitalisierungsexperte, Krisenmanager, Social-Media-Experte, Eventorganisator, Infrastrukturerhalter, Gästeservicemanager, Kulturvermittler, Dienstleister, Marketer, Markt- und Datenanalyst, Netzwerker oder auch Nachhaltigkeitskoordinator. Hohes Tempo, hohe Schlagzahl – die Entwicklung ist fordernd, eröffnet aber auch großartige Möglichkeiten.“

T.A.I.: Wo liegen die Schwerpunkte für 2024 und die Folgejahre?

Sabine Mair: „Gemeinsam mit Obmann Georg Hörhager und dem Team ist es gut gelungen – nach der Pandemie und Wechseln in der Geschäftsführung – wieder für Kontinuität zu sorgen. Nachhaltigkeit ist in der Organisation natürlich ein großes Thema, bei dem wir schon erfolgreich die ersten Schritte gemacht haben. So ist Nachhaltigkeit Fokusthema bereits in unserem Leitbild, zahlreiche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt bzw. gestartet. Auf breiter Basis mit unseren Stakeholdern und unter Einbezug der Bevölkerung wurde ein Maßnahmen-­Aktionsplan erarbeitet.“

T.A.I.: Herr Hörhager, Sie wurden Ende 2019 zum Obmann gewählt. Neben der Forcierung des „Radfahr-Themas“ orteten Sie einen „Aufholbedarf“ für den Winter. Wenige Monate später begann die Pandemie. Haben sich diese Themen gegenüber damals verändert?

Georg Hörhager: „Seit damals ist viel passiert. Vor allem wurde sehr viel Positives umgesetzt: Radfahren ist heute ein Fokusthema. Kufstein und unsere Kufsteinerland-Gemeinden bieten ganzjährig das für mich vielseitigste kulturelle Angebot in den Alpen. Für die Wintersaison wurden erfolgreich Akzente gesetzt, etwa mit dem Lichtfestival Kufstein – für mich ein Leuchtturmprojekt. Davon gehen heuer Bilder in der National Geographic-Dokumentation ‚Europe from Above‘ und auf ‚Disney+‘ um die Welt. In unserer Region gibt es keine Bergbahn, kein großes Skigebiet – das darf man beim Vergleich mit anderen nicht vergessen. Das heißt aber auch: Wir müssen uns mehr anstrengen und kreativer sein als andere.“

T.A.I.: Was sind die anderen Bereiche, wo Sie Aufholbedarf orten?

Georg Hörhager: „Ich sehe das Kufsteinerland in vielen Bereichen auf der Überholspur. Erstens: intakter Lebensraum, Naturkulisse für naturnahe, aktive Erholung in den Bergen mit sanftem Tourismus für Individualreisende, abseits von Massentourismus und Halligalli. Zweitens: ein vielfältiges kulturelles Angebot. Kulinarik und Vitalität. Drittens: kurze Wege und der Mix aus urbanem Flair und Naturerlebnis.“

T.A.I.: Mit den Nächtigungsergebnissen 2023 knüpften Sie an Ihre erfolgreichen Jahre vor der Pandemie an und im Winter 2023/24 fehlen nur noch -1,7 %. Sind Sie mit dieser Entwicklung zufrieden?

Sabine Mair: „Lieber hätte ich vorne natürlich schon ein Plus stehen gehabt, aber ja, wir müssen und können damit zufrieden sein, weil es weiter aufwärts geht. Im Vergleich zu unseren Nachbarregionen haben wir den März mit einem Plus abgeschlossen. Unser Weg stimmt.“

T.A.I.: Was sind die Gründe für diese Erfolge?

Georg Hörhager: „Erstens: Wir sind konsequent in der strategischen Umsetzung unserer Ziele und der Positionierung. Zweitens: das hohe Niveau und Angebot unserer Beherbergungsbetriebe, Restaurants und Kulturschaffenden. Drittens wird uns in die Karten spielen, dass der Trend weiter stark zu aktiver Erholung in der Natur und hohem Individualisierungsgrad geht und das Kufsteinerland eine Ganzjahrestourismusdestination ist.“

T.A.I.: Im Vorjahr ging in Kufstein Anfang Mai das DestinationCamp (DSTNCMP) erstmals außerhalb Deutschlands über die Bühne. Sind Sie enttäuscht, dass es nicht dauerhaft in Kufstein bleibt oder war das von Anfang an geplant?

Sabine Mair: „Wir sind sehr stolz, dass das DSTNCMP erstmals überhaupt außerhalb Deutschlands bei uns im Kufsteinerland stattfand – übrigens durch uns auch erstmals als Green Event. Kufstein als fixen Veranstaltungsort zu etablieren, war nie das Thema. Ich finde die Idee schön, dass sich die Brancheninsider an verschiedenen Orten treffen. Die Resonanz unseres DSTNCMP im Vorjahr war extrem positiv. Wer weiß, vielleicht gelingt es in den nächsten Jahren nochmals, dieses Event ins Kufsteinerland zu holen.“

T.A.I.: Als Ganzjahresdestination legen Sie den Fokus auf qualitativ hochwertiges Kultur-, Sport-, Genuss- und Naturerlebnis und 2023 waren so viele Kulturreisende im Kufsteinerland wie noch nie. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Georg Hörhager: „Es ziehen alle Bereiche. Dass unsere Kultur­events noch nie so gut besucht waren, wie im Vorjahr, liegt an den vielen Veranstaltern und Kulturschaffenden sowie dem hohen Niveau. Stellvertretend möchte ich den Intendanten der Tiroler Festspiele Erl, Jonas Kaufmann, erwähnen. Wir sind in der Vermarktung gut am Weg. Auch die Stadtgemeinde Kufstein und das Standortmarketing gehen den Weg einer starken Ausrichtung auf hochwertige Kulturveranstaltungen.“

T.A.I.: Was planen Sie diesbezüglich 2024?

Sabine Mair: „Bei uns ist richtig was los: Tiroler Festspiele Erl, glück.tage 2024, Academia Vocalis, MusicalSommer Kufstein, sprachsalz Literaturfestival oder das Musikfestival Kufstein unlimited, um nur ein paar der Highlights zu nennen. Ich hoffe, dass auch das Lichtfestival Kufstein eine Fortsetzung findet.“

T.A.I.: Wie sieht es mit den anderen Bereichen Sport-, Genuss- und Naturerlebnis aus?

Georg Hörhager: „Bestens. Wir holen heuer etwa die Tour of Austria, das bedeutendste Profiradrennen Österreichs, ins Kufsteinerland. Neben Eigenevents wie dem Kufsteinerland Radmarathon und den yoga.tagen haben wir mit dem Ebbser Koasamarsch eines der tradi­tionsreichsten Berglauf- und Trail­events in Österreich. Außerdem: Triathlon-Events oder eines der beliebten Tennisnachwuchsturniere, die Austrian Youth Open (früher Bambini Cup), um die Vielfältigkeit zu zeigen. Passt das Wetter, wird der Sommer erfolgreich sein.“

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