Villach - Faaker See - Ossiacher See

Kärntens größte Region setzt auf mehr Wertschöpfung & Nachhaltigkeit

Print-Ausgabe 17. Dezember 2021

„Die größte Stärke der Region ist die Vielfalt der Angebote“, so Geschäftsführer Georg Overs


 

Der Blick nach vorne ist trotz der Einschnitte durch die Pandemie ungetrübt – das reicht hin bis zur „letzten Meile“ und überaus interessanten Hotel-Projekten

Im Jänner 2022 beginnt das siebte Jahr von Georg Overs als Geschäftsführer von Kärntens größter Tourismusregion, Villach - Faaker See - Ossiacher See. Unter seiner Führung (der gebürtige Bayer war zuvor 10 Jahre lang Geschäftsführer des Tegernsee Tourismus) kletterten die Nächtigungszahlen von gut 2,6 Mio. auf 2,835 Mio. in 2019. Danach kam die Pandemie mit all ihren Folgen, auch für das Regionsbudget (laut Geschäftsbericht 2019 waren es damals 3,6 Mio. Euro). Wie sich die Region seither behauptet und welche Weichen für die Zukunft gestellt werden, darum und noch einiges mehr ging es im Interview von Georg Overs mit T.A.I.

T.A.I.: Als Sie im Jänner 2016 ihr Amt als Tourismuschef für Villach - Faaker See - Ossiacher See angetreten haben, sprachen Sie von einer Region – es ist die nächtigungsstärkste Kärntens – mit viel Potential. Wie lautet Ihre Meinung vor Beginn des siebten Jahres?

Georg Overs: „Das hat sich eher noch verstärkt. Das Gästeverhalten hat sich schon vor der Pandemie für uns günstig entwickelt. Und die Investitionen – ob in Beherbergung oder in Infrastruktur – haben sich auch sehr positiv entwickelt.“

T.A.I.: Die Region besteht vor allem aus den vier TVBs Villach, Faaker See, Gerlitzen Alpe - Ossiacher See und Bad Bleiberg. Passen die überhaupt zusammen?

Georg Overs: „Ja, weil wir uns ähnlich sind, aber dennoch unterschiedlich, und mit Villach in der Mitte eine schöne Klammer da ist. Bad Bleiberg und Warmbad sind die Gesundheitsstandorte und fit für die Zukunft. Die größte Stärke ist also die Vielfalt der Angebote.“

T.A.I.: Wie hat sich das Nächtigungsaufkommen in den zurückliegenden zwei Jahren entwickelt?

Georg Overs: „Wir waren natürlich mit 2019 – dem besten Jahr seit Bestehen unserer GmbH – sehr zufrieden und auch der Winter 2019/20 war sehr gut, bis zum ersten Lockdown. Wir werden heuer mit knapp unter 20 % Minus bei den Nächtigungen abschließen. Da sind wir aber eher demütig als undankbar.“

T.A.I.: Und wie stellt sich angesichts der durch die Pandemie erfolgten Nächtigungsrückgänge die Situation bezüglich des Budgets dar?

Georg Overs: „Die Budgets entwickeln sich entsprechend rückläufig. Wir müssen dringend über Anpassungen bei der Ortstaxe sprechen, teilweise haben wir seit 2006 (!) nicht mehr erhöht. Bis dahin haben wir ein tolles Team und viele Top-Unternehmer*innen und gleichen viel mit Engagement und Kreativität aus.“

T.A.I.: Wie sieht es mit dem Kongress-Bereich aus?

Georg Overs: „Wie überall auf der Welt ist dies auch bei uns der Bereich, der uns am meisten herausgefordert hat und der sich wohl am langsamsten erholen wird. Aber da wir für jedes Event das perfekte Konzept erarbeitet haben und es in unserer Region Locations in allen ‚Wunschvarianten‘ – Indoor und Outdoor sowie alle Größen und Formen – gibt, hatten wir schon wieder einige, auch größere Veranstaltungen und wir haben auch die Reservierungsbücher für 2022 voller als vor wenigen Wochen noch gedacht. Der zwischenzeitliche Pessimismus, dass fast nur noch Online-Meetings stattfinden, hat sich Gott sei Dank in Luft aufgelöst. Es zeigt sich gerade jetzt, dass persönliche Begegnungen wichtiger sind denn je!“

T.A.I.: Was erwarten Sie sich vom im Vorjahr präsentierten 30 Mio. Euro-Projekt Kaiserhof Ossiacher See (Anm.d.Red.: 93 Zimmer, Seminar- und Wellnessbereich, Ganzjahresbetrieb, Schiffsanlegestelle, S-Bahn Haltestelle, Übergangssteg zur Gerlitzen Kanzelbahn)?

Georg Overs: „Es ist eines der interessanteste Hotelprojekte seit Jahren. Es rundet viele andere Investitionen ab. Zudem ist es ein Projekt der Ortsentwicklung am Mobilitätsknotenpunkt zwischen Gerlitzen-Kanzelbahn mit Sommer- und Winterbetrieb, der Ossiacher See Schiffahrt und der ÖBB mit S-Bahn nach Villach. Mit der Übernahme des ehemaligen Almresorts (Hapimag) durch die Naturel-Hotels vom Faaker See entsteht weitere Dynamik.“

T.A.I.: Ihre Region ist direkt an die Bahn angebunden. Gibt es von Seiten des Tourismus Initiativen rund um nachhaltige Angebote?

Georg Overs: „Gemeinsam mit allen Tourismusregionen und der Kärnten Werbung dürfen wir die Touristische Mobilitätszentrale leiten und bereiten uns konsequent auf die Vorteile durch die ÖBB-Groß-Investition Koralm­tunnel vor. Ab dem Jahr 2025 fährt man von Graz nach Villach in nur 65 Minuten, ab 2028 von Wien nach Villach in knapp 3 Stunden. Das Klimaticket wird Anreisen mit der ÖBB voranbringen. Wir haben mit dem Bahnhofshuttle die letzte Meile organisiert und während des Urlaubs greifen die Sommer- und Skibusse und zunehmend Mikro-Öffis wie Wandertaxis. Zielgruppe sind ausdrücklich auch Gäste, die ihr Auto im Urlaub stehen lassen wollen, und viele unserer Camping-­Gäste.“

T.A.I.: Wo sehen Sie Ihre Region nach Überwindung der Pandemie, sagen wir in fünf Jahren?

Georg Overs: „Wir werden wohl erst wieder 2024 das erste ‚normale‘ Jahr erleben. Und dann nehmen wir uns die 3-Millionen-Marke vor. Der Winter mit unseren Skigebieten Gerlitzen Alpe und Dreiländereck und somit der Ganzjahrestourismus wird an Bedeutung zunehmen. Aber noch wichtiger ist uns die Wertschöpfung und die Lösung der Mitarbeiter*innen-­Herausforderung.“

Bild: © Region Villach Tourismus/Gert Perauer

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben