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Linz Tourismus

Ist Tourismus zu Resilienz-fähig? Interessante Antworten von Tourismusdirektor Georg Steiner

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Unter dem Titel „Wie kann Tourismus glaubwürdig bleiben?“ baten Manfred Grubauer, Vorsitzender des TVB Linz, und Tourismusdirektor Georg Steiner Ende Jänner 2022 zur Zoom-Pressekonferenz (28 Teilnehmer*innen, bis in die Schweiz und nach München). Neben Entwicklung bzw. Rückblick auf 2021 und standen auch die aktuelle Linz-Kampagne (Jahresthema 2022: „Frauen“) sowie generelle Überlegungen im Fokus, wie der (Städte)-Tourismus in Nach-Pandemie-Zeiten gestaltet werden soll.

Erfreulicher Spätsommer

Zunächst zum Rückblick. Linz hat 2021 bei den Nächtigungen mit einem starken Plus (+27,2% auf 512.768) wieder deutlich an Boden gut machen können. Steiner: „Wir haben ebenso wie Graz wieder deutlich mehr als die Hälfte des Durchschnittes unserer besten Jahre erreicht.“ Die beiden Landeshauptstädte konnten damit mehr Volumen zurückholen, als etwa Wien oder Salzburg. Georg Steiner führt dies auf die unterschiedliche Gästestruktur zurück: „Wir hängen, anders als Wien oder Salzburg, nicht so am ausländischen Gästetropf.“

In den drei Monaten August, September und Oktober konnte wieder an den Level der durchschnittlichen Monatsergebnisse 2017 und 2019 angeschlossen werden. Mit -13,9% (August), -5,9% (September) und -3,4% (Oktober) lief es Monat für Monat wieder deutlich besser, dann kam der neuerliche Lockdown.

Ist Tourismus zu Resilienz-fähig?

Georg Steiner sieht diese Erholung prinzipiell als positiv, doch stellt sich für ihn „auch die Frage, ob der Tourismus nicht zu Resilienz-fähig ist.“ Und: „Geht’s nach altem Muster weiter oder können wir nicht doch etwas ändern!“

Denn, wie Georg Steiner bereits in seiner Einleitung feststellte, geht es um die Kernfrage, „ob wir Corona nicht dazu nutzen sollten, zu prüfen, ob und wie sich der Tourismus anders entwickeln kann“ und „ob die Struktur der Programme, die wir verkaufen“, noch richtig ist. Schon im Einladungstext für das Zoom-Meeting wurde die Frage gestellt: „Wie glaubwürdig sind Tourismusdestinationen noch?“

Der Direktor des Linz Tourismus hofft jedenfalls, "dass die Gruppen etwas kleiner werden und dass Führungen neu zu denken sind im Sinne von Begegnung". Reisende sollen "offen sein für Neues und etwas entdecken wollen". Vor allem Guides seien "ein ganz wichtiger Bereich, um Tourismus glaubwürdiger zu machen".

Gute Noten für die „Schandwerbung“

Der Linz Tourismus geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran und „versucht bereits länger, mit mittel- sowie langfristigen, qualitativ hochwertigen Aktionen die Stadt in Wert zu setzen.“ Dies wurde 2021 von einer unkonventionellen Werbekampagne „Linz ist Linz“ begleitet. Die sorgte für polarisierende Reaktionen (von „total misslungen“, „Schandwerbung" und „Geldverschwendung" bis hin zu „großartige und authentische Werbung" oder „super cool“). Bislang wurde das Youtube-Video über 552.700-mal angesehen.

Wie aus einer aktuellen Umfrage des Imas-Institutes hervorgeht (Befragungszeitraum 1. Dezember bis 3. Jänner, bundesweit über 1.000 Personen ab 16 Jahren), die im Zuge des Mediengesprächs präsentiert wurde, hat die Kampagne jedenfalls ihre Wirkung nicht verfehlt. 19 % haben von der Linz-Kampagne gehört oder gelesen (bei Linz-Besucher*innen sogar 47 %), von denen es 58 % „sehr gut“ und „gut“ gefallen hat.

Allgemein hielten 41 % der Befragten Personen die Kampagne (jenen, die sie nicht kannten, wurde sie vorgeführt) für „auffällig“, 35 % für „modern.“

Frauen als Jahresthema 2022

Die Kampagne im neuen Jahr wird wohl weit weniger polarisieren. 2022 liegt der Fokus wie bereits seit 2020 auf den Menschen und Begegnungen, heuer aber mit dem besonderen Schwerpunkt „Frauen“. Der Bogen spannt sich dabei von Ideen und Visionen von Frauen in Linz bis hin zu Museen, Musikhäusern und Kulturveranstaltern, die Künstlerinnen in den Vordergrund rücken. So wird etwa im Social-Media-Bereich das Format „Frau der Woche“ eingeführt, wo interessante Damen aus Linz zu Wort kommen.

Georg Steiner: „Linz wird somit noch weiblicher, in unserer Kommunikation und in unseren Erzählungen über die Stadt.“ Der Kommunikationsleitfaden „Linz verändert“ steht aber immer noch an oberster Stelle.

Tourismus muss menschlicher werden“

Insgesamt sieht sich der Linz Tourismus mit der eingeschlagenen Richtung bestätigt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so TVB-Vorsitzender Manfred Grubauer (er ist in seiner Hauptfunktion Geschäftsführer der Messe Linz). In welche Richtung dieser Weg führt, machte Georg Steiner abschließend deutlich: „Wir können nicht mehr so weitermachen, wie bisher. Der Tourismus muss menschlicher werden und partnerschaftlicher werden.“

OÖs Landeshauptstadt wird diesbezüglich noch weitere deutliche Akzente setzen. Manfred Grubauer: „So wie ich Georg Steiner und das Linz Tourismus-Team kenne, erwartet uns für heuer noch die eine oder andere positive Überraschung.“

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