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ITB NOW

Gute Noten für Wissenstransfer, Vernetzung & Sales kamen zu kurz

Print-Ausgabe 19. März 2021

Florian Größwang von der ÖW konnte am Ende der ITB NOW über „sehr gute Inputs beim Wissenstransfer“ berichten.


 

Digitale Premiere der ITB Berlin wurde allseits gelobt – für eine virtuelle Veranstaltung war die ITB NOW aber doch zu „puristisch“ angelegt – eine genaue Evaluierung folgt

Ein positives Fazit zogen Martin Ecknig, Geschäftsführer der Messe Berlin, und David Ruetz, Head of ITB Berlin, über die vorige Woche erstmals rein virtuell als ITB NOW über die Bühne gegangene größte Tourismusmesse der Welt. Am Ende der fünf Tage waren es rund 65.700 UserInnen, welche die Online-Plattform als FachbesucherInnen genutzt hatten.

Zum Vergleich: An einer Präsenz-ITB (nach der Absage im Vorjahr letztmals 2019) nahmen rund 110.000 FachbesucherInnen teil, also ca. um zwei Fünftel (59,7 %) mehr. Die Zahl der AusstellerInnen erreichte heuer 3.513 aus 120 Ländern (bei einer Präsenz-ITB sind es rund 10.000 AusstellerInnen aus über 180 Ländern), womit das Interesse in den letzten Tagen vor dem Start noch deutlich gestiegen ist: Ende Februar hatten sich erst rund 2.800 Unternehmen als AusstellerInnen angemeldet.

Österreich präsentierte sich mit insgesamt 69 Partnern (zum Vergleich: für 2020 waren 114 angemeldet), von Destinationen über Incomer und Hotelketten bis hin zu Technologie-Unternehmen. 57 davon aus allen neun Bundesländern waren unter dem Dach der ÖW (Österreich Werbung) als MitausstellerIinnen vertreten, darunter alle neun LTOs (Landestourismus Organisationen). Die ÖW war damit laut Florian Größwang, ÖW-Bereichsleitung Partner Management, in diesem Jahr zum 54. Mal in Folge auf der ITB präsent.

Aufgrund der digitalen Form erfolgte dies heuer erstmals nicht mit einem eigenen Österreich-Stand, sondern in Form einer „Brand-Card“, über die Informationen ausgetauscht und Termine vereinbart werden konnten. Am Ende der ITB NOW konnte Florian Größwang über „sehr gute Inputs beim Wissenstransfer“ berichten, doch der wichtigste Aspekt früherer ITBs kam zu kurz: „Bei Vernetzung und Sales freuen sich viele auf die ATB (Austrian Travel Business) im Mai 2021 und die physische ITB 2022“, so Größwang. Diesbezüglich hätten sich von der ITB NOW „viele mehr erwartet.“

Technisch habe „alles geklappt“, aber was „die ‚Customer Journey‘ betrifft, war die ITB NOW etwas puristisch“ konzipiert. Dem ÖW-Bereichsleiter Partner Management zufolge „waren die Erwartungen hoch, weil viele in den letzten Monaten bei virtuellen Veranstaltungen waren und Standards gewohnt sind.“ Eine genauere Analyse wird es geben, sobald die gemeinsame Evaluierung der ITB NOW mit den knapp 60 ÖW-Partnern abschlossen sein wird.

Zu diesen ÖW-Partnern gehörte u.a. die steirische Tourismusregion Schladming-Dachstein. Für deren Geschäftsführer Mathias Schattleitner (er ist auch Präsident des BÖTM (Bund Österreichischer Tourismusmanager), war es „wichtig, dass es dieses Format gegeben hat“ und dass die „normalerweise größte Tourismusmesse der Welt in Zeiten der Krise zumindest über digitale Kanäle eine Umsetzung gefunden hat.“ Auf Dauer glaubt Mathias Schattleitner jedoch nicht, „dass ein rein digitales Event im Format einer ITB den gewünschten Output bringen“ kann. Grund: „Oft entstehen konstruktive Gespräche und Ideen erst durch die Situation, die im virtuellen Raum so nicht möglich sind.“ Für ihn stehen „gerade bei der ITB neben dem Kongress der persönliche Austausch und das Netzwerken im Vordergrund.“

Ähnlich sieht man es beim WienTourismus. Dort hatte man im Vorjahr erstmals von einer Teilnahme an der (letztendlich dann abgesagten) führenden Fachmesse der internationalen Tourismus-Wirtschaft abgesehen. Heuer entschloss sich das Team rund um Geschäftsführer Norbert Kettner für einen Auftritt auf der ITB NOW. „Aktuell sieht sich unsere Branche global mit ein- und derselben Problemlage konfrontiert. Es steht in einem Ausnahmejahr wie heuer außer Frage, dass wir alle verfügbaren Kanäle für den Austausch mit internationalen KollegInnen nutzen, an einem Strang ziehen wollen und uns damit auch bewusst für eine virtuelle Teilnahme an der ITB NOW entschieden haben. Wien wollte Seite an Seite mit österreichischen Partnern unter dem Dach der Österreich Werbung Präsenz zeigen“, so Kettner. Sein Eindruck, „den – wie ich glaube – viele meiner KollegInnen teilen: Eine wesentliche Komponente des Austauschs, der persönliche Kontakt, wurde auch hier stark vermisst, so wie das derzeit auch bei fast allen anderen Formaten der Fall ist.“

Der Head of ITB Berlin, David Ruetz, will nun „die Erfahrungen von der ITB Berlin NOW in die Planung für März 2022 einfließen“ lassen. Ruetz: „Wir werden unsere Lehren daraus ziehen und sie mit der jahrzehntelangen Erfahrung mit der analogen Messe verbinden.“ Denn nächstes Jahr wird die ITB Berlin 2022 aller Voraussicht nach (die Corona-Pandemie sollte bis dahin längst Vergangenheit sein) vom 9. bis 13. März 2022 als analoge Veranstaltung live vor Ort über die Bühne gehen.

David Ruetz möchte sich aber „auch alle Optionen offenhalten, um die ITB Berlin mit einer zusätzlichen Online-Veranstaltung inhaltlich und zeitlich“ als hybride Messe zu erweitern: „Alle Zielgruppen erhalten so, auf die für sie optimale Weise, die Chance, am Messe- und Kongresserlebnis teilzuhaben – und zwar komplett unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort.“ T.A.I. wird berichten. 

Fotos: © ITB

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