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Dreirad-Boom im Bergsommer

„Gravity Cart“ statt Mountainbike! Downhill-Spaß pur mit Innovation aus Österreich

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Ein neuer Trend erobert Österreichs Berge: mit dreirädrigen „Carts“ talwärts brausen. Im Corona-Sommer 2020 meldeten praktisch alle Cart-Verleihstationen trotz der zeitlich deutlich kürzeren Saison Rekordbesucherzahlen. 2021 dürfte daran lückenlos anschließen: „Es ist eine Erfolgsstory“, meint Raphael Soukup, Mitgründer von „Gravity Cart“, der mit seinen Dreirädern den bislang von „Mountaincart“ dominierten Markt kräftig aufmischen will.

In Österreich gibt es laut Raphael Soukup derzeit ca. 30 Anbieter, die ihren Gästen „Cart“-Fahrvergnügen bieten. „Alle haben ihre Anschaffungen bereits in der ersten Saison komplett zurückverdient.“ Die Nachfrage sei weiterhin stark steigend: „Alle wollen fahren, vom Kind bis zur Oma.“

Mitte Februar widmete das Magazin „Seilbahn International“ dem Cart-Thema eine Story und zitierte darin u.a. die Geschäftsführerin der Bergbahnen Langes Lermoos/Biberwier, Susanne Schönherr. Seit 2010 habe ihr Betrieb jedes Jahr zwischen acht und 15 Carts aufgestockt, 2020 folgte dann der massive Sprung von 69 auf 100 Fahrzeuge: „Mittlerweile bestreiten wir 60 % unseres Umsatzes mit Mountaincarts.“

Zwei Cart-Hersteller, zwei Philosophien

Der deutsche Hersteller „Mountaincart“ produziert seit bald zwei Jahrzehnten derartige Dreirad-Funcarts. Vor zwei Jahren kam mit dem in Graz beheimateten Fahrzeugentwickler ATOMIKA Project Development & Holding von Markus Rudolf und dem von ihm entwickelten „Gravity Cart“ ein österreichischer Produzent neu auf den Markt. Heuer geht es (Corona-bedingt) in die erste richtige Saison. Beide Produkte unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten.

So wird das „Mountaincart“ nach Körperlänge in unterschiedlichen Größen angeboten (von Small bis X-Large), während das „Gravity Cart“ in einer Einheitsgröße erhältlich ist. Die Anpassung an die unterschiedlichen Körperlängen (ab 120 cm) der FahrerInnen erfolgt dort durch eine Sitzverstellung. Laut Raphael Soukup stellt diese Sologröße einen wichtigen Produktvorteil des „Gravity Cart“ dar, denn Bergbahnen tun sich dadurch beim Transport leichter.

Ein weiterer Unterschied besteht in den Bremssystemen. Das „Mountaincart“ setzt auf hydraulische Scheibenbremsen (Zweikreisbremssystem), die mit je einem Hebel (links und rechts) betätigt werden. Beide Bremshebel sollten nach Tunlichkeit gleichzeitig gezogen werden, da sonst kann das „Mountaincart“ ausbrechen kann.

Beim „Gravity Cart“ gibt es je nach Kundenwunsch drei verschiedene Modelle. „Sport" (Soukop: „Es ist das einzige straßentaugliche Cart, denn es verfügt über eine Straßenzulassung!“) setzt auf ein System mit Vorder- und Hinterradbremse (wie beim Fahrrad), „Light“ auf eine links-rechts-Bremse mit Seilzug sowie Gewichtung 60:40, um irrtümlich einseitiges Bremsen zu verhindern. Raphael Soukup: „Wer welches der beiden Modelle bevorzugt, hängt primär von der Art des Transportes auf den Berg ab – also je nachdem ob dieser mit einer Sesselbahn („Light“), mit einer Gondelbahn (unterschiedliche Türöffnungen; „Light“ oder „Sport“) bzw. mittels Anhänger („Sport“) erfolgt.“

Eine dritte Variante, die wie beim „Mountaincart“ funktioniert („hydraulische Links-Rechts-Bremse"), wendet sich an Vermieter, die sowohl Gravity Cart als auch Mountaincart in der Flotte haben: Dadurch reduziert sich deren Schulungsaufwand.

Anschaffung und Wartung

Auf der Kostenseite und bei der Anschaffung sieht Raphael Soukup ebenfalls das „Gravity Cart“ in einer guten Position („Light“ ca. 2.200 €, „Sport“ ca. 2.500 €): „Wir sind preiswerter.“ Bei Service und Wartung soll das Pendel noch stärker in Richtung „Gravity Cart“ ausschlagen: „Bei uns ist der Käufer ungebunden, da wir – mit Ausnahme vom Rahmen und bestimmten Strukturteilen – nur allgemein am Markt erhältliche Verschleißteile verbauen“, so Raphael Soukup, demzufolge sich dadurch eine um die 40 % günstigere Wartung ergibt. „Wir verwenden z. B. Shimano-Scheibenbremsen, die kann jeder Mountainbike-Mechaniker servicefreundlich reparieren.“

Von Bergbahnen bis Berghotels

Zielgruppen für die Anschaffung des „Gravity Cart“ sind nicht nur Bergbahnen und Tourismusbüros, sondern auch Berghotels: „Für die stellt das ‚Gravity Cart‘ eine relativ einfache Attraktion dar. Man braucht nur einen Minibus mit Anhänger, um Carts und Gäste bergwärts zu transportieren.“ Als Downhill-Strecken eignen sich Straßen ebenso wie Schotter- oder Graspisten, und auch am Schnee (Bild oben) gibt’s kein Problem.

Neue Kunden in Österreich zeichnen sich ab. Gespräche werden mit mehreren Interessenten im Salzburger Land, in Kärnten und in Tirol geführt. Auch aus dem Ausland gibt es Interessenten,  u.a. in Italien, Frankreich und Spanien. 

Optimale Cart-Fuhrpark-Größe

Wie viele Carts sollte ein Anbieter in seiner Flotte haben? „Das hängt vom Einsatz ab“, gibt Raphael Soukup bereitwillig Auskunft. Bei einer Gondelbahn und 5 km langer Strecke kann man mit einer Stunde pro Cart (rauf und runter) rechnen. Je nach Art der Gondeln (6er-, 8er-oder noch größere Kabine, 3S-Bahn etc.) sollten es „zwischen 50 und 100 Stück sein, sonst müssen die Gäste warten. Bei Sesselliften ist es die halbe Anzahl“, schätzt Raphael Soukup.

Für touristische Anbieter, die neu einsteigen, empfiehlt Raphael Soukup „mit 20 bis 25 Carts anzufangen und dann die Zahl kontinuierlich zu erweitern.“ Interessierte Betriebe können jederzeit Testtermine mit dem „Gravity Cart“-Team ausmachen: „Testen geht überall!“ sales@gravitycart.at, www.gravitycart.at

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