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TVB Kitzbühel

Glückserlebnis in der Gamsstadt Almen als Alleinstellungsmerkmal

Print-Ausgabe 23. Februar 2018

TVB Kitzbühel startete mit einem Vortrag von MCI-Projektleiterin Theresa Leitner die neue Veranstaltungsreihe „Hoangascht“ – im Fokus stand das Thema Almen.

Kein Bundesland hat mit rund 2.100 Almen so viele wie Tirol, doch das Thema „Almsommer“ hat Salzburg (rund 1.800 bewirtschaftete Almen) erfolgreich besetzt, bei dem rund 170 Almen als Ausflugsziele für Erholungssuchende beworben werden. Tirols Almen werden im Gegensatz dazu bislang eher wenig touristisch genutzt. Das soll sich nun ändern.

Als Vorreiter positionieren will sich die Region Kitzbühel und deshalb widmete TVB-Präsidentin Signe Reisch die Auftaktveranstaltung der neuen Veranstaltungsreihe „Hoangascht“ (siehe auch unten stehenden Info-Kasten) diesem Thema. Reisch: „Nachdem 50 Prozent der Tiroler Kühe im Bezirk Kitzbühel leben, können hier besonders die Almen ein Alleinstellungsmerkmal bilden.“

Als Referentin für den ersten „Hoangascht“ konnte Theresa Leitner, wissenschaftliche Assistentin und Projektleiterin am MCI (Management Center Innsbruck), gewonnen werden. In ihrem Vortrag „Die Relevanz unserer Almen für Tourismus und Gesellschaft“ präsentierte sie zahlreiche Fakten. Für 58 Prozent der Gäste sind Landschaft/Berge ein wichtiges Urlaubsmotiv und Almen mit den Almhütten prägen die „Sehnsuchtsbilder“. Leitner: „In den Bereichen Glückserlebnis, Heimatgefühl und Kindheitserinnerungen sind die Almen in den Top-10 zu finden, ebenso der Wunsch nach Authentizität der bäuerlichen Kultur.“

Doch die Zahl der Almen ist rückläufig: in den letzten 30 Jahren sank sie in Tirol um 20 Prozent. Leitner: „Die Zahl der Nebenerwerbsbauern ist am Steigen und durch den zeitlichen Aufwand ist die Bewirtschaftung der Almen nicht möglich, zudem ist es oft betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.“

Welche Folgen es hat, wenn Almen nicht mehr bewirtschaftet werden, zeigte Theresa Leitner mit Beispielen aus Kanada und Norwegen, wo Urlauber nur mehr durch Wald ohne Aussicht wandern. Einer der sichtbarsten Folgeschäden ist die Verbuschung. Diese hat auch unerfreuliche Konsequenzen bei der Nutzung im Winter als Skipiste: während auf einem Almboden 20 bis 30 cm Schnee für Pistenpräparierung reichen, braucht es bei einer Verbuschung bis zu einem Meter Schnee.

In Norwegen versucht man, die „verlorenen“ Almen wieder zurückzugewinnen. Ziegen weiden auf den verbuschten Hängen und reduzieren so den Staudenwuchs. Die Tiere sind mit „no fence“ Halsbändern ausgestattet, wobei der Bewegungsradius der Ziege am Computer mit GPS festgelegt wird. Die „offene Alm-Landschaft besonders im Bereich der Kitzbüheler Grasberge“ liefert dazu laut Theresa Leitner ein erfreuliches Kontrastbild.

Um bei den Gästen zu punkten, muss die Region aber authentisch sein. „Allein eine Kulisse zu schaffen, reicht nicht“, warnte MCI-Projektleiterin Theresa Leitner. Man müsse glaubwürdig „rüber kommen“ und dürfe dem Gast kein Freilichtmuseum bieten. Eine wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang die Kulinarik: „Hier kann dem Gast ein toller Mehrwert mit regionalen Produkten geboten werden“, meinte Leitner, die als Beispiel dafür die Produktentwicklung des TVB Saalfelden – Leogang anführte.

Bergbahnen Kitzbühel-Vorstand Josef Burger unterstrich bei der anschließenden Diskussion die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den Bauern: „Gerade für uns ist Alm- und Landwirtschaft die Existenzgrundlage. Wir tragen auch etwas bei, pflegen 144 km Almwege und 100 km Zäune als Miterhalter.“ Mit allen Beteiligten, von Gemeinde über Bergbahn bis hin zum Tourismusverband gäbe es eine gute Zusammenarbeit. 

„Tratschen am Bauerngarten“

Der Begriff „Hoangascht‘n“ kommt aus dem Tirolerischen und bedeutet so viel wie Tratschen/Ratschen am Heimgarten, also am Bauerngarten. Mit der in Anlehnung daran genannten Veranstaltungsreihe „Hoangascht“ möchte Kitzbühels TVB-Präsidentin Signe Reisch die TVB-interne Kommunikation verbessern. Das Konzept scheint aufzugehen, denn bereits beim ersten Mal gab es ein volles Haus. Als nächster Termin steht der 4. April fest, mit Gast-Referenten Prof. Mag. Hubert Siller (MCI) zum Thema „Ganzjahrestourismus“.

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