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„Global News“ über Ukraine-Krieg: Verunsicherung, aber keine Einbrüche!

Print-Ausgabe 18. März 2022

Laut Lisa Weddig sei aktuell „eine reduzierte, aber nicht dramatische Buchungsdynamik“ feststellbar


 

Mehr als 200 Touristiker*innen nahmen an den „ÖW Global News“ über Russlands Krieg in der Ukraine und dessen mögliche Auswirkungen auf den Tourismus teil

Wären sie nicht bereits im August 2020 erstmals „on air“ gegangen, man hätte sie spätestens jetzt erfinden müssen: Die „ÖW Global News“, mit denen die Österreich Werbung in Form von 30-minütigen Live-Formaten 14-tägig die Branche über das aktuelle Marktgeschehen in den wichtigsten Quellmärkten informiert. Mitte voriger Woche stand Russlands Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf den Tourismus im Fokus. Wie sehr die Sache unter den Fingern brennt, verdeutlichte die Anzahl der mehr als 200 Teilnehmer*innen. Ein Rekord­wert.

Die ÖW ihrerseits hatte ebenso für Top-Gesprächspartner*innen gesorgt. Live bei dem MS Teams-Meeting zugeschaltet waren Geschäftsführerin Lisa Weddig sowie die Head of Market-Manager*innen Michael Strasser (Ungarn und CEE), Sören Kliemann (Deutschland), Herwig Kolzer (Niederlande) Carmen Breuss (Schweiz) und Michael Gigl (USA). Dass Gerald Böhm, Head of Markets für Russland und die Ukraine, „nur“ am Telefon präsent war, hatte laut „Global News“-Moderatorin Claudia Riebler (Leiterin der ÖW Unternehmenskommunikation) mit dem seit wenigen Tagen geltenden Mediengesetz Russlands zu tun (Anm.d.Red.: Es sorgt für eine weitere Einschränkung der freien Meinungsäußerung in Russland; es drohen Strafen bis zu 15 Jahren Haft). Das ÖW-Büro in Moskau ist aber unverändert geöffnet.

Der Krieg in der Ukraine stellt nicht nur eine humanitäre Katastrophe für die Bevölkerung dar (was zu einer enormen Solidarität der europäischen Staaten geführt hat; Hilfsmaßnahmen werden aller Ortens rasch umgesetzt), sondern sorgt auch für steigende Energiepreise und heizt damit die Inflation an. Auch die Sanktionen des Westens gegenüber Russland sind massiv bzw. werden weiter verschärft. All dies hat laut Lisa Weddig auch Auswirkungen auf Österreichs Tourismus. Es sei dadurch „eine reduzierte, aber nicht dramatische Buchungsdynamik“ feststellbar. Besonders stark betroffen sind einmal mehr der Städte- und Convention-Tourismus. In Wien hielten Russland und die Ukraine bei einem Umsatz-Anteil von 4,3 %.

Doch auch andere Quellmärkte spüren die Auswirkungen, allen voran Polen, Ungarn und Finnland. Lisa Weddig: „Wir stehen mit allen über die ETC (European Travel Commission) in Kontakt.“ Erst seit kurzem ist die ÖW nach mehrjähriger Pause wieder ständiges Mitglied der ETC und nahm (vor dem Ukraine-Krieg) am Jahrestreffen im schweizerischen Engelberg Anfang Februar teil.

Von den im März 2022 geplanten Aktivitäten der ÖW in allen Quellmärkten (insgesamt sind es 280) wurden laut Lisa Weddig jene in Russland und der Ukraine gestoppt, jene im B2B-Bereich in Ungarn, Polen und Tschechien „etwas zurückgefahren.“ Um flexibel auf das Geschehen reagieren zu können, finden derzeit zweimal pro Woche Gespräche mit den Marktbetreuer*innen statt.

Einer der wichtigsten Akteure ist dabei Michael Strasser, der in den 1990er Jahre das Büro in der russischen Hauptstadt eröffnete und seit 2017 die Leitung des Marktbüros in Ungarn sowie die Verantwortung für die Region Zentral- und Osteuropa innehat. Ihm zufolge sind die „Auswirkungen im Epizentrum der Kriegsdynamik“ für den Österreich Tourismus stark: Russland sorgte 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, für knapp 1,2 Millionen Übernachtungen (2021 waren es 96.000), die Ukraine für 556.000 (im Vorjahr 119.000). Beide Länder wiesen dabei eine „hohe Wertschöpfung“ für den Österreich Tourismus auf und die allgemeinen Erwartungen gingen von einem Aufwärtstrend aus.

Damit ist es vorerst einmal vorbei, wobei Michael Strasser den „ÖW Global News“-Teilnehmer*innen einen wichtigen Rat mit auf den Weg gab: „Die russischen Gäste und Partner befinden sich in einer absoluten Schockstarre. Sie freuen sich über jeden Anruf, sie brauchen jetzt jede moralische Unterstützung. Ich gebe Ihnen die Garantie: Die werden Ihnen das nie vergessen.“

Michael Strasser ist überzeugt, dass die Gäste aus dem CEE-Raum „auch diese Krise meistern werden. Sie sind wahre Überlebenskünstler.“ Langfristig sei aber auch für die CEE-Märkte keine seriöse Einschätzung möglich, der aktuelle Winter ist hingegen „sehr gut gebucht.“ Im Sommer 2022 werde „die Inflation einiges wegfressen. Da dürfte eher auf Reisen verzichtet werden.“ Ein Vorteil für Österreich sei aber die Nähe zu den CEE-Ländern, ein weiterer die bequeme Anreisemöglichkeit mit dem Zug. Denn „viel hängt vom Benzinpreis ab.“

Auch in den USA wirke sich die Situation laut dem dortigen Market Manager Michael Gigl auf die Reiseabsichten aus. Wobei die US-Gäste Russlands Krieg in der Ukraine „als regionalen Konflikt sehen“ und nicht als europäischen. Im Februar 2022 gab es eine „akute Storno-Phase“, derzeit wären aber „eher weniger Stornos“ feststellbar. Laut einer aktuellen Umfrage stünde „mehr als die Hälfte“ der potenziellen Europa-Reisenden „in der Warteschleife, nur 6% haben heuer fix nicht vor, nach Europa zu reisen.“

Dass sich die Hoffnungen mancher Reiseveranstalter bezüglich Oberammergau nicht erfüllt hätten, läge vor allem an der Omi­kron-Variante: Die diesbezügliche Buchungszurückhaltung „war vor der Ukraine-Krise.“ Anm.d.Red.: die 42. Passionsspiele, die traditio­nell alle zehn Jahre für ein starkes Aufkommen aus Übersee sorgen, finden heuer von 14. Mai bis 2. Oktober statt; die Passionsspiele 2020 mussten aufgrund der Corona-Pandemie um zwei Jahre verschoben werden.

In Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Quellmarkt, sei zwar laut Sören Kliemann eine „Stimmungs-Eintrübung“ feststellbar, aber die „Lust auf Urlaub und Österreich ist durchaus vorhanden.“ Herwig Kolzer sieht die Stimmungslage in den Niederlanden ähnlich, wobei sich die Buchungen den Werten von 2019 nähern und keine Einbrüche feststellbar seien. Entscheidend sei jetzt viel „Fingerspitzengefühl, was die Tonalität (der Werbung) betrifft.“

In der Schweiz habe sich das bis „Ende Februar sehr intensive Buchungsverhalten“ laut Carmen Breuss „etwas verlangsamt.“ Breuss unterstrich die Wichtigkeit der Flexibilität bei Stornos. Österreich sei als Nahmarkt „vertraut und gut erreichbar.“ Wichtig sei zudem „eine starke Präsenz, da die Konkurrenz heuer sehr stark ist.“

Das Fazit brachte dann Herwig Kolzer auf den Punkt: So unerfreulich auch das ganze Geschehen mit Krieg und Leid in der Ukraine ist, und so groß die Verunsicherung auch in anderen Quellmärkten ist, „wir sehen keine massiven Einbrüche und sehen für Österreich dem Sommer optimistisch entgegen. Österreich kann sogar ein Profiteur sein.“

Foto: © John Ross Group

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