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Interview Liesbet Vandebroek & Paul Frey

Flämische Meister ante portas! Doppelturbo für Incoming & Outgoing

Print-Ausgabe 6. Oktober 2017

Die Zusammenarbeit von Flandern-Brüssel und dem Kunsthistorischem Museum (KHM) Wien erfährt in den kommenden drei Jahren eine neue Dimension: unter dem Motto „Rubens & Bruegel – Flemish Masters on Tour“ stehen bis 2020 zwei sensationelle Ausstellungen im KHM sowie eine Fülle an Highlights in Flandern-Brüssel auf dem Programm. Beflügelt werden dabei sowohl der Incoming-Tourismus nach Wien als auch die Outgoing-Reisen nach Flandern. T.A.I. traf kurz vor der Premiere der Rubens-Ausstellung am 17. Oktober Liesbet Vandebroek, Direktorin Tourismuswerbung Flandern-Brüssel, und Paul Frey, Kaufmännischer Geschäftsführer des Kunst-
historischen Museums, zum Interview.

T.A.I.: Die Kooperation von Flandern Tourismus und KHM gibt es seit 2013. Wie kam es dazu?

Vandebroek: „Die Zusammenarbeit läuft schon viel länger. Aber seit Renovierung der Kunstkammer Wien im Jahr 2013 sind wir noch enger verbunden. Die Flämische Regierung hat damals mit dem KHM vereinbart, jeweils für ein Jahr eine Leihgabe aus einer flämischen Sammlung in der Kunstkammer zu präsentieren. 2017/18 ist als fünfte Jahresleihgabe ein wertvolles Tafelgemälde von Dieric Bouts (1415–1475) zu Gast. Es zeigt die ‚Madonna mit Kind‘ und gehört dem ‚M – Museum‘ in Leuven.“

Frey: „Die Flämische Regierung hat uns sehr großzügig unterstützt. Unsere Gemäldegalerie geht ja zu einem Großteil auf flämische Kunst zurück – vor allem unsere Hausgötter Rubens und Bruegel. Auch viele italienische Werke, wie zum Beispiel die Tizians, und auch viele Tapisserien sind über Flandern nach Wien gekommen.“

T.A.I.: In den kommenden Jahren stehen die ‚Hausgötter‘ noch mehr im Rampenlicht …

Frey: „Ja. Mit der Kunstkammer haben wir uns gut aufgewärmt, jetzt freuen wir uns wirklich stark. Am 17. Oktober steht die Eröffnung der Rubens-Ausstellung auf dem Programm, Bruegel kommt im November 2018.“

T.A.I. Welchen Part spielt dabei der Flandern Tourismus?

Vandebroek: „Die Idee besteht darin, kunstsinniges Publikum zu animieren, die Heimat dieser Maler anzusehen. Wir haben in Flandern ständig ein schönes Angebot, inklusive dem Rubens-Haus. Gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum  haben wir die Kooperations-Broschüre ‚Flämische Meister auf Tour‘ erstellt. Kunstwerke sind immer schon gereist, jetzt tun es die Touristen. Wir werden auch gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum die Touristik über diese Themen informieren, auf der ITB in Berlin, bei Präsentationen in Zürich …“

Frey: „Auch in Italien haben wir ‚Flemish Masters on Tour‘ beworben. Wir wollen zeigen, dass es diese Meister nicht nur im Museum in Wien gibt, wir haben uns mit der Region vernetzt. Das wird am Markt sehr gut aufgenommen.“

T.A.I.: Lässt sich messen, ob diese Kooperation zu gesteigertem Reiseaufkommen führt?

Vandebroek: „Natürlich, an Hand kleinerer Projekte, wie Packages, die von Reise- und Studienreiseveranstaltern angeboten werden und auch über gemeinsame Internetauftritte. Wie viele Touristen aufgrund einer bestimmten Ausstellung nach Flandern kommen, können wir aber nicht sagen.“

Frey: „Für uns spielen drei Aspekte mit hinein. Der erste betrifft die Ankurbelung des Tourismus. Wir verzeichnen im Kunsthistorischen Museum ein großes Wachstum aus Benelux, ca. 13 Prozent. Das liegt deutlich über dem Marktwachstum des KHM. Dann gibt es den internen Vermittlungsauftrag: wir wollen den kulturhistorischen Hintergrund darstellen, etwa ‚Wieso malt Bruegel eine Bauernhochzeit?‘ Der dritte für uns sehr wichtige Aspekt hat mit dem Phänomen Museum zu tun: warum befinden sich diese Gemälde in Wien und nicht in Flandern? Es ist ein friedlicher Aspekt, der hier ins Spiel kommt, er ist völkerverbindend und für die Kultur zweier Nationen wichtig.“

T.A.I.: Was sind ihre Erwartungen für die beiden Ausstellungen?

Frey: „Für Bruegel sicher eine viertel Million interessierte BesucherInnen. Die Latte ist bewusst hochgelegt. Die Bruegel-Ausstellung wird eine Weltsensation. Es kann nur in Wien gelingen, Leihgaben für so eine Ausstellung zu gewinnen, weil der Hauptteil, die zwölf Holztafelbilder, nicht aus Wien hinaus darf – das Material reagiert extrem sensibel auf klimatische Veränderungen. Bruegel wird sicher viele Belgier animieren, zu kommen.“

Vandebroek: „Teilweise kommen Kunstwerke von Bruegel auch nach Wien, um untersucht zu werden …“

Frey: „Es ist auch ein spannendes wissenschaftliches Projekt damit verbunden. Diesbezüglich besteht eine enge Kooperation mit Berlin und New York. Es wird erstmals seit langem eine Ausstellung sein, die Treiber für einen touristischen Besuch von Wien ist. Schwerpunktmärkte sind die Schweiz, Ungarn, die Slowakei, Tschechien, wir werden gemeinsame Veranstaltungen machen. “

T.A.I.: Wie sieht es bezüglich Reisen nach Flandern aus?

Vandebroek: „Es ist eine Studienreise mit Ruefa Reisen und Ö1 in Planung, auch extra Reisen zum Thema Bruegel. Im Oktober/November ist ein FAM-Trip mit Austrian Airlines nach Brüssel für Reiseveranstalter geplant. Auch bei der Tourismusgala werden Flandern und das Kunsthistorische Museum dabei sein.“ 

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Erstellt am: 06. Oktober 2017

Liesbet Vandebroek, Direktorin Tourismuswerbung Flandern-Brüssel und Paul Frey, Kaufmännischer GF des KHM

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