Sustainable Tourism in Austria Summit

„Entfernung ist das Problem!“ Nachhaltigkeit als Mega-Aufgabe

Print-Ausgabe 12. Juli 2024

„Wir wollen Plattform und Verstärker für die Branche sein“, erklärt ÖW-Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger (Foto: © Pamela Russmann)

Bei der von der Österreich Werbung organisierten, zweitägigen Nachhaltigkeits­konferenz waren nicht nur die Teilnehmerzahlen stark, sondern auch die Themen

Er kam zur rechten Zeit, der „1. Sustainable Tourism in Austria Summit (STiAS)“, denn die durch den Klimawandel herrschenden Wetterkapriolen sind nicht mehr wegzudiskutieren. Ebenso hat sich Österreich, wie auch internationale Medien anerkennen, im Bereich der Nachhaltigkeit als Tourismusdestination einen Namen gemacht. Organisiert von der Österreich Werbung (ÖW), kamen zu dieser Nachhaltigkeitskonferenz über 300 Teilnehmer:innen aus dem In- und Ausland ins Schloss Grafenegg in Niederösterreich, denen Lösungsansätze für einen noch nachhaltigeren Tourismus präsentiert wurden. „Wir wollen Plattform und Verstärker für die Branche sein“, so ÖW-Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger. Organisiert wurde STiAS von der Nachhaltigkeitsexpertin der ÖW, Katrin Erben.

Präsentation von Wegen hin zum nachhaltigen Tourismus

Die Nachhaltigkeitskonferenz bestand nicht nur aus Keynotes, Vorträgen und Paneldiskussionen, sondern es wurden auch im Rahmen von Workshops gemeinsam Lösungen für den Tourismus erarbeitet. Neben Fachleuten der ÖW präsentierten Nachhaltigkeits­pionierinnen wie Anna Pollock, Vertreterinnen europäischer Institutionen, wie Teodora Marinska von der European Travel Commission (ECT), und Nachhaltigkeitsmanager aus Vorzeige-Destinationen, wie Seefeld mit Raphael Chrysochoidis und Saalfelden Leogang mit Thomas Wurzinger, Wege zur Transformation des ­Tourismus. Sowohl Seefeld als auch Saalfelden Leogang gehören zu den ersten Destinationen Österreichs, die mit dem Umweltzeichen für Tourismusdestinationen ausgezeichnet wurden (ebenso Wagrain-Kleinarl und Nassfeld-Pressegger See | Lesachtal | Weissensee).

Wissenstransfer als Basis für die Weiterentwicklung

So gehörten vor allem auch die Sichtbarmachung von Best-­Practice-­Beispielen sowie die Präsentation von persönlichen Lernprozessen der Regionen und Betriebe – Stichwort Wissenstransfer und persönlicher Erfahrungsaustausch – zu den Programmpunkten. „Sie sind essenziell für die zukunftsfitte Weiterentwicklung des gesamten Tourismuslandes“, so Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Für sie ist es entscheidend, sich „heute mehr denn je sehr konsequent mit den aktuellen ökologischen Veränderungen und den daraus resultierenden Herausforderungen auseinanderzusetzen“.

Susanne Kraus-Winkler informierte zudem über die Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Bundesregierung, die im Wesentlichen auf dem „Plan-T“ basieren. Ziel ist es, Österreich bis 2030 zu einer der nachhaltigsten Tourismusdestinationen weltweit zu machen. Der Masterplan ist auch Grundlage für den Tourismus-Akzeptanz-Index (T.A.I. berichtete darüber). Er misst auf Basis einer repräsentativen Stichprobe von 15.000 Personen die positiven und negativen Auswirkungen des Tourismus auf die österreichische Gesamtbevölkerung. Die ersten Ergebnisse des Indexes werden für Anfang 2025 erwartet.

Rasmus Schjodt Larsen, Geschäftsführer von Sustainia Dänemark, stellte das Handbuch mit den 50 besten Nachhaltigkeits­praktiken Österreichs vor, das im vergangenen Jahr gemeinsam mit ÖW-Expert:innen erstellt wurde. Die Publikation enthält Best Practice Beispiele speziell für den Tourismus, gegliedert nach Bundesländern und Themen, die als Vorbild für Nachhaltigkeits­bemühungen dienen.

Positive Botschaften von Tourismus­fachleuten

Spannend war der Vortrag von Anna Pollock, der bereits erwähnten Gründerin von ConciousTravel in England. Mit wissenschaftlichen Details zeigte sie die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels, wie Tourismus künftig zu praktizieren ist, und zwar sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Anna Pollock: „Es geht um nachhaltigen Tourismus, in dem wir nicht nur den Schaden reduzieren, sondern auch jene Wunden heilen, die durch unsere Aktivitäten entstanden sind.“ Es liege in der Verantwortung von Tourismusfachleuten, durch positive Botschaften Neugierde zu wecken und sinnvolle und erfahrungsbezogene Antworten zu geben, um den erwähnten Paradigmenwechsel zu bewirken.

Auf die Rolle des Verkehrs im Zusammenhang mit Reisen und Nachhaltigkeit ging Prof. Paul Peeters, Universität Breda in den Niederlanden, ein. Anhand wissenschaftlich fundierter Daten zeigte er auf, dass der Luftverkehr derzeit die größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat. Paul Peeters: „Die Entfernung ist das Problem.“ Er geht nicht davon aus, die Schadstoffemissionen im Zusammenhang mit dem Reisen innerhalb der nächsten 20 Jahre deutlich zu reduzieren, denn „die Innovation schreitet nicht schnell genug voran“. Fest steht für ihn auch, dass es „keine Veränderung der Art und Weise geben wird, wie wir reisen, ohne die Entfernung zu verringern“.

Zugriff auf Daten aus 2.100 Gemeinden

Auf den praktischen Nutzen von RESY (Regionale Informations- und Monitoringsysteme in Tourismusregionen) in Österreich ging Tourismusberater Florian Größwang ein. RESY (Pilotre­gionen waren die Stadtregion Wels und die Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern) ist seit kurzem unter www.resy-­dashboard.at zugänglich und kostenlos nutzbar. Es bietet nunmehr mit einem Klick Zugriff auf Daten für fast 2.100 Gemeinden in Österreich aus 600 Regionstypen und 30 Indikatoren. Diese umfassen Themen wie Tourismusleistung und -intensität, Demografie, Umwelt- und Nachhaltigkeitsindikatoren. Auch die Qualität der Basis- und Verkehrs­infrastruktur sowie wirtschaftliche Leistungsindikatoren werden von RESY erfasst.

Nicht weniger interessant war die Präsentation von Stephan Obenaus über die Arbeit des TVB Zell am See-Kaprun, die zur Umwandlung der Tourismusdestination in eine Klima- und Energiemodellregion (KEM) geführt hat. Daniela Kolesa, Partnerschaftsdirektorin von WienTourismus, hielt eine spezielle Präsentation über die Besucherwirtschaftsstrategie der Stadt Wien und ihre bisherigen messbaren Ergebnisse, einschließlich Straßenindikatoren.

Und wie fiel das Resümee der STiAS-Premiere aus? Wirklich großartig, wie sich zeigte. So wie es aussieht, wird es nicht beim „1. Sustain­able Tourism in Austria Summit“ bleiben, sondern eine Fortsetzung geben. T.A.I. wird darüber berichten.

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
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