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Kärnten Tourismus

Digitalisierung & Privatisierung. Paarlauf statt ideologischer Breite

Print-Ausgabe 6. April 2018

Bei den Landtagswahlen Anfang März in Kärnten ging es u.a. auch um eine Weichenstellung für den Tourismus. Landeshauptmann Peter Kaiser gilt bekanntlich als Promotor der Industrie und „möchte das Bewusstsein dafür schärfen, dass Kärnten ein Industrieland ist und 54 Prozent der Wertschöpfung aus der Industrie kommen“, wie er zuletzt im Zuge einer Podiumsdiskussion vor den Wahlen betonte. Wobei Tourismus und Industrie für ihn „keine Gegensätze“ darstellen. Die nunmehr erfolgte Einigung zur Koalition SPÖ-ÖVP mit LH-Stellvertreter Christian Benger sorgte deshalb für ein leichtes Aufatmen: Benger war in den zurückliegenden vier Jahren Tourismuslandesrat und wird dies wahrscheinlich auch bleiben.

Das Regieren in Österreichs südlichstem Bundesland sollte für Kaiser und Benger durch das Ausscheiden der Grünen aus Landtag und Landesregierung einfacher werden: Die Dreierkoalition der zurückliegenden Regierungsperiode war laut Kaiser „anstrengend bei dieser ideologischen Breite von SPÖ, ÖVP und Grünen.“

Zurück zum Tourismus: Der befindet sich in Kärnten wieder im Aufwind. Seit dem Jahr 2014 werden ausschließlich Nächtigungszuwächse verzeichnet. Im Vorjahr wurde erstmals seit 2003 die 13 Millionen-Hürde geknackt und in der aktuellen Wintersaison 2017/2018 stellt Kärnten mit plus 8,3 Prozent bei den Nächtigungen (November bis Februar) alle andern Bundesländer in den Schatten (Österreich-Schnitt 5,7 Prozent). Die Ausgangslage ist also durchaus positiv.

Einen Schwerpunkt will Benger auf die Digitalisierung legen, für die im Jänner dieses Jahres – aufbauend auf ein Pilotprojekt in der Region Wörther See – eine flächendeckende Offensive gestartet wurde (geschulte Berater sind in ganz Kärnten unterwegs, um die Internet-Tauglichkeit der Betriebe festzustellen und Verbesserungs-Maßnahmen vorzuschlagen). Für IT-Investitionen stehen (zusätzlich zu der mit dem Bund/ÖHT abgestimmten Förderung) 300.000 Euro zur Verfügung. Christian Benger ergänzt: „Wer nicht im Netz ist, ist nicht am Markt.“

Spannend wird, ob Christian Benger in der neuen Regierungsperiode seinen Plan verwirklichen kann, die Kärnten Werbung zu privatisieren. Es sei dies „nach dem Tourismusgesetz und der Gründung der Tourismusverbände der nächste logische Schritt“, betonte er mehrfach. Ziel ist es, „die Unternehmer in alle Entscheidungsebenen mit einzubinden, mit der entsprechenden Verantwortung auszustatten sowie ein Mitspracherecht mit Gewicht festzulegen“, was nur über die Eigentümerstruktur möglich sei.

Vorerst gilt es jedoch, den Koalitionspakt abzusegnen. Morgen, Samstag, soll dies in der ÖVP Kärnten geschehen, bei der SPÖ ist dies für Montag geplant, am 11. April wollen Kaiser und Benger Details ihres Regierungsprogramms vorstellen, einen Tag später kommt es dann zur Angelobung der neuen Landesregierung inkl. konstituierenden Sitzung des neuen Landtages. Danach geht es an die Arbeit, auch im Tourismus. Benger: „Trotz aller zuletzt erzielten Erfolge gibt es Bereiche, da haben wir Luft nach oben.“ 

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