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Salzburg AG Tourismus

„Die Pandemie ist eine große Chance, Tourismus neu zu denken“

Print-Ausgabe 14. Jänner 2022

„Wir sind überzeugt, dass der Tourismus beim Thema Digitalisierung noch großen Aufholbedarf hat“, so Daniela Kinz


 

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind dabei vorrangige Themen – es geht vor allem um flexibles und agiles Arbeiten in moderner Kultur mit Zukunftsperspektive

Die in den Bereichen Energie, Verkehr und Telekommunikation tätige Salzburg AG (Aktionäre sind Stadt und Land Salzburg sowie die OÖ Energie AG; Umsatz 2020 rund 1,45 Mrd. Euro, 2.187 Mitarbeiter*innen) ist mit neun Betrieben ihrer Tourismus-Tochter einer der größten touristischen Leitbetriebe des Bundeslandes Salzburg. Wie es gelingt, diese durch die anhaltende Pandemie zu führen und welche Neuerungen für 2022 anstehen, darum ging es im T.A.I.-Interview mit Daniela Kinz, die im September 2020 gemeinsam mit Mario Mischelin zur Co-Geschäftsführerin der Salzburg AG Tourismus bestellt wurde.

T.A.I.: Wie ist es im abgelaufenen Jahr der Tourismussparte der Salzburg AG ergangen?

Kinz: „2021 war sicher kein leichtes Jahr für den Tourismus. Unsere Tourismus-Attraktionen in Salzburg und im Salzkammergut waren aufgrund von Lockdowns mehrere Monate geschlossen. In Summe hatten wir rund 150 Schließtage zu verzeichnen. In der Stadt Salzburg merkten wir das Ausbleiben des internationalen Städtetourismus. Gleichzeitig haben wir bei unseren Attraktionen im Salzkammergut, wie Wolfgangssee­Schifffahrt und SchafbergBahn, eine Renaissance der Sommerfrische: Im Vergleich zu 2020 stieg die Zahl der Beförderungen um 32 %.“

T.A.I.: Vor dem Lockdown im Dezember zeigte sich der Individualtourismus recht stabil, während der B2B-Bereich weiterhin unter den weltweiten Einschränkungen leidet. Ist eine Erholung in Sicht?

Kinz: „Der Individualtourismus erlebt einen neuen Boom. Die Menschen sehnen sich nach Erlebnissen in sicherer Umgebung. Gruppenreisen bleiben Mangelware: Bei unseren Attraktionen in der Stadt Salzburg mit FestungsBahn, Museum Wasser­Spiegel und Mönchsberg­Aufzug beobachten wir, dass der Städtetourismus weiterhin klar hinter dem Niveau der Vorjahre bleibt. Das hat mit Einschränkungen bei der Reisetätigkeit der Gäste aus Übersee zu tun. Die Bedeutung des Regionalen und Lokalen nimmt zu. Entsprechend werden wir 2022 unsere Werbung auf Nahmärkte fokussieren. Bereits 2021 haben wir neue Angebote für Einheimische entwickelt, wie spezielle Aktionstage oder unser 5-Schätze-Saisonticket.“

T.A.I.: Vor der Pandemie war das Thema Overtourism ein großes Schlagwort in der Stadt Salzburg. Wie sah es im letzten Jahr mit Reisegruppen in Salzburg aus?

Kinz: „2021 haben wir knapp 35.500 Gruppen-Tickets bei allen fünf Attraktionen in der Stadt und im Salzkammergut verkauft. Bezogen auf die Gesamtzahl der Tickets entspricht das nur einem Anteil von 5 %. Damit sind wir von Overtourism weit entfernt und können das Jahr 2022, in dem wir wirtschaftlich nach wie vor unter der Pandemie leiden, dafür nutzen, um neue und notwendige Ansätze für den Tourismus in der Stadt Salzburg zu entwickeln.“

T.A.I.: Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Pandemie?

Kinz: „Ich bin 2020 mitten in der Pandemie in die Geschäftsführung gewechselt. Unser Unternehmen vereint neun touristische Betriebe in Salzburg und im Salzkammergut unter einem Dach. Damit sind wir für diese Regionen ein wesentlicher Player im Tourismus. Für mich ist klar, dass Tourismus nach Corona anders aussehen muss als zuvor. Wir haben jetzt die Chance Tourismus neu zu denken. Wir als Salzburg AG Tourismus setzen dabei ganz klar auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung – sei es im Neubau der Infrastruktur oder im Kundenerlebnis.“

T.A.I.: Braucht es auch Veränderungen für die gesamte Branche?

Kinz: „Ja, denn ich bin überzeugt, dass tiefgreifende Veränderungen in den Strukturen notwendig sind, um sich für die Zukunft neu aufzustellen. Ich habe mich diesem Thema im vergangenen Jahr intensiv gewidmet und gemeinsam im Team eine komplett neue Organisationsstruktur mit neuen Rollenbildern und Aufgaben entwickelt, die von digitaler Infrastruktur unterstützt wird, so dass auch in der Salzburg AG flexibles und agiles Arbeiten in moderner Kultur mit Zukunftsperspektive möglich wird. Gerade das Thema Personalmangel in der Tourismus-­Branche ist schon lange kein Employer-­Branding-­Problem mehr, sondern ein strukturelles: Jammern alleine ist zu wenig, es braucht neue Ansätze und vor allem eine Annäherung auch an andere Branchen, um das Image der Tourismus-Branche als Arbeitgeber wieder auf attraktive Beine zu stellen.“

T.A.I.: Welche strategischen Neuerungen und Produkte planen Sie für die kommenden Monate?

Kinz: „Wir sind überzeugt, dass der Tourismus beim Thema Digitalisierung noch großen Aufholbedarf hat. Bisher spielte sich Digitalisierung ausschließlich via Buchungs-und Bewertungsplattformen ab. Hier wollen wir ganz klar Vorreiter werden. Gemeinsam mit unserem Mutter­konzern entwickeln wir Lösungen für die gesamte Tourismusbranche. Und in unseren eigenen neun Betrieben setzen wir auf den digitalen Market Place mit virtuellen Erlebniswelten – und die verknüpfen wir mit dem Erlebnis vor Ort.“

T.A.I.: Welche Angebote planen Sie 2022 für Ihre Business-Partner?

Kinz: „Für Reiseveranstalter und -partner schnüren wir Erlebnismodule zu allen fünf Attraktionen, aus denen eine Itinerary individuell zusammengestellt werden kann. Das reicht von Nachmittagsfahrten mit der SchafbergBahn zum vergünstigten Preis bis hin zu unserem beliebten 5-Schätze-Ticket, das alle Attraktionen einschließt. Für Hotelpartner haben wir einen eigenen B2B-Webshop geschaffen, sodass diese für ihre Gäste die Tickets direkt an der Rezeption ausstellen können. Hier haben wir bereits 35 Kooperationen fixiert und wollen diese Zahl 2022 weiter vergrößern. Und schließlich planen wir einen Rollout der Unternehmens-Kooperationen, wo wir schon heute für Partner wie Energie AG, Spar oder DM attraktive Angebote für Mitarbeiter*innen schnüren dürfen.“

Salzburg AG Tourismus in Stichworten

Die Salzburg AG Tourismus vereint die touristischen Angebote SchafbergBahn, WolfgangseeSchifffahrt, FestungsBahn, MönchsbergAufzug und das Museum WasserSpiegel. Mit Ende 2022 entsteht das ErlebnisQuartier bei der Talstation SchafbergBahn, das die Attraktion um einen weiteren Gastronomiebetrieb – neben der Himmelspforte am Schafberg und der Schiffsgastronomie – erweitert. Auch für das verpachtete Hotel auf der Schafbergspitze ist aktuell eine Modernisierung geplant.

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