Burgenland Tourismus

Corona als große Chance! Didi Tunkel: „Jetzt säen, was wir in Zukunft ernten“

T.A.I. 24 TOP News

Mustang und Nilpferd – diesen Vergleich zieht Didi Tunkel mehrfach in seiner Premieren-Pressekonferenz als Geschäftsführer des Burgenland Tourismus am Dienstag dieser Woche in Wien. Das Tempo, das der „komplette Quereinsteiger“ (Tunkels Wurzeln liegen in der Touristik) seit seinem Amtsantritt am 1. September 2020 vorlegt, gleicht dem eines Mustangs. Als Nilpferd wiederum geht er konsequent seinen Weg. Die Ziele sind jedenfalls hoch gesteckt. „Und wenn wir jetzt im Sommer performen, werden wir säen, was wir in Zukunft ernten können.“

161 Termine in 71 Tagen

Das Mediengespräch im APA-Haus in Wien beginnt, wie es sich in Corona-Zeiten gehört, mit einem Schnelltest (jener, der auch in den Schulen zum Einsatz kommt). Dann geht’s los. Tunkel über seine ersten Wochen: „Ich bin rein und musste mal alle und jeden kennenlernen.“

Freimütig gibt er zu, unterschätzt zu haben, „was es da alles gibt in einem Land.“ Von Regeln & Richtlinien angefangen, über Bürokratie („ja nichts falsch machen“) und „Tonnen Papier“, bis hin zu den neuen Gegenübers bei ÖW (Österreich Werbung) und LTOs (Landestourismus Organisationen). Tunkel: „Ich war überall persönlich dabei“, denn Marketingleiter gab es damals keinen (seit Februar kann er diesbezüglich auf Markus Pfeffer setzen, zuletzt 11 Jahre Marketingleiter in der St. Martins Therme & Lodge). So kam es, dass Didi Tunkel in den ersten 71 Arbeitstagen (abzüglich 10 Tage Corona-Quarantäne, also 61) die stolze Zahl von 161 Terminen absolviert hat. Fazit: „Der Start von 0 auf 100 war wirklich brutal.“

Das neue Tourismusgesetz

Parallel dazu wurde eine Vielzahl an Aktivitäten umgesetzt (von internen Strukturen über das Bonusticket bis hin zur Corona-Kasko), um nur einige aufzuzählen. Ein Meilenstein war das neue Tourismusgesetz: Die Zahl der TVBs (Tourismusverbände) wurde von 15 auf 3 reduziert (Nord-, Mittel- und Südburgenland), plus zwei Kurfonds (Bad Tatzmannsdorf und Bad Sauerbrunn). Seit 19. Februar ist es in Kraft (geplant war der 1. März) und jetzt geht’s an die Umsetzung.

Größter TVB ist jener des Nordburgenlandes (inkl. Neusiedlersee) mit vor der Krise rund 1,6 Mio. Übernachtungen, gefolgt vom Südburgenland (ca. 1 Million) und dem Mittelburgenland (rund 500.000). Von den Budgets her seien die drei Regionen „besser ausgestattet, aber zentral gesteuert.“ So fließen 7 % in die Basisfinanzierung, der Einsatz der restlichen 93 % wird gemeinsam mit dem Burgenland Tourismus abgestimmt. Es gelte „eine Linie“ zu fahren und „die Struktur zu verschlanken.“

Die Ausschreibung der drei Regions-Geschäftsführer startet demnächst. Ergänzt werden die Regions-Gremien durch einen jeweils sechsköpfigen Vorstand (Tunkel hat in jedem seinen Sitz) sowie durch die Vollversammlung. Jede der drei Regionen verfügt auch über eine Reisebüro-Konzession fürs Incoming. Tunkels Ziel: „Kompetenz in den Gremien.“ Er ist überzeugt, dass das neue Tourismusgesetz Effizienz schaffe: „In einem Jahr wird keiner mehr dem alten Gesetz nachweinen.“

Die Ziele für 2021

Als Ziele für 2021 nennt Didi Tunkel das Schaffen neuer interner Strukturen, die Umsetzung des neuen Tourismusgesetzes sowie die Digitalisierung. Dazu gehören die Burgenland-Karte „neu“ (auf Basis der Neusiedlersee Card und als Kombination einer Nächtigungs- und Umlagenkarte; 2022 wird die Bürgerkarte integriert, 2023 wird sie zur Kaufkarte erweitert) und das Meldewesen (derzeit nutzen nur 10 % der 1.225 Beherbergungsbetriebe im Burgenland das digitale Meldewesen).

Auf touristischer Ebene werde es „einen Fight um den österreichischen Gast geben“, das Thema „100 Jahre Burgenland“ groß bespielt, ein Praktikum-Projekt umgesetzt, „um burgenländischen Jugendlichen den Tourismus schmackhaft zu machen“ sowie eine Social Media-Offensive gestartet: „Da sind wir derzeit sehr, sehr weit hinten, da haben wir null Basis.“

Im Eventbereich (diesbezüglich besitzt Tunkel mit seinem früheren Unternehmen, der Splashline Travel und Event GmbH, große Erfahrung) will Didi Tunkel ein „See Opening“ ins Leben rufen („Das Burgenland hat nicht nur den Neusiedlersee, sondern 19 öffentliche Badeseen“), das heuer soft startet („mal sehen“), um 2022 groß herauszukommen. Und für die Privatvermieter (ca. 850 der 1.225 Beherbergungsunternehmen) wurde die Marke „Private Gastfreundschaft“ kreiert.

„Riesen Post-Corona-Chancen“

Der eingangs gezogene Vergleich mit Mustangs gilt somit für Österreichs jüngstes Bundesland insgesamt: klein, zäh & kompakt, aber ausgestattet mit einem hartnäckigen und unabhängigen Charakter. Für sein Bundesland (Tunkel ist gebürtiger Pinkafelder) sieht er deshalb „Riesen Post-Corona-Chancen“, nicht zuletzt auch, da viele „Unternehmer ihr eigenes Geld investieren“ (u.a. das 4-Sterne-superior Wein-Wellness-Resort des Weingutes Scheiblhofer, Umbau des Sporthotels Kurz in Oberpullendorf). Der Fokus bleibe kurzfristig auf dem Inland und Deutschland, „erst dann schauen wir weiter.“ Derzeit fehle es im Tourismus zwar „an allen Ecken und Enden an Einnahmen“, aber „wenn der ganze Virus-Scheiß – verzeihen Sie – vorbei ist, können wir im Burgenland echt punkten.“

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