ANA
Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol

„Brauchen dringend akkordierte Vorgangsweise in Richtung Öffnung!“

Print-Ausgabe 19. März 2021

Regions-Geschäftsführer Gernot Riedel spricht Dinge aus, vor denen viele zurückschrecken – sein Vorschlag: sanfte Öffnungsschritte in klar definierten Bereichen

Mit rund -76 % Rückgängen in der aktuellen Wintersaison bewegt sich der TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann auf Tirol-Niveau (-77 %). Bessere Werte sind aktuelle eben nicht zu erzielen. Was den TVB-Geschäftsführer Gernot Riedel nicht daran hindert, sich bereits Gedanken über ein Comeback im Tourismus zu machen. „Wo ein Wille, da ein Weg“, betitelte Riedel vor kurzem seinen Beitrag im TP-Blog (TP steht für Tourismuspresse), der eine kleine Lawine an zustimmenden Reaktionen hervorrief, darunter von Ingrid Hochfilzer vom Hotel Hochfilzer in Ellmau („Wir Beherberger sind fast geschlossen Ihrer Meinung“), der frühere ÖHT-Geschäftsführer Franz Hartl („Wir müssen uns wieder in Richtung einer Öffnung aller Geschäftsbereiche der Wirtschaft bewegen“), Peter Haimayer von der Haimayer Projektbegleitung („Diese Darlegung unterstreiche ich dick und fett“) oder Unternehmensberater Martin Zeppezauer („Vielen Dank für diesen super Beitrag“).

„Sorgenfalten gleichen einem zerfurchten Tiefschneehang“

„Seit fast sechs Monaten darf österreichweit kein Gast nächtigen, das Beisl ums Eck ebenso wie der Gourmettempel, die ihre Kunden maximal durchs Fenster mit Essen versorgen dürfen“, schildert Gernot Riedel die „gähnende Leere allerorts.“ Die Sorgenfalten von Liftbetreibern, Hoteliers, Skiverleihern, Skischulen und Hüttenwirten gleichen seiner Wahrnehmung nach „teils einem zerfurchten Tiefschneehang.“

Laut Riedel habe sich keine andere Branche mit der Pandemie (gezwungenermaßen) so früh auseinandergesetzt wie der Tourismus. Trotzdem gleiche derzeit alles einem Trümmerhaufen. Riedel: „Das noch vor einem Jahr so stolze Schlachtschiff und internationales Vorzeigemodell der österreichischen Wirtschaft liegt mit schwerer Schräglage in der Warteschleife.“

„Wir müssen die Wirtschaft öffnen und leben lassen“

An dieser Einschätzung habe sich, wie Gernot Riedel Mitte dieser Woche, gegenüber T.A.I. betonte, bislang nichts geändert. „Wir müssen endlich wieder zurück zur Normalität, auch wenn diese nicht dieselbe sein wird, wie vor der Krise. Wir müssen die Wirtschaft öffnen und wieder leben lassen.“

Der kommende Sommer werde, so Riedels Einschätzung, „nicht so easy sein, wie im Vorjahr.“ Damals wurden keine Masken benötigt und es war auch kein Hygieneabstand nötig. Eine weitere Herausforderung werde sein, wie die Ein- und Ausreisen gemanagt werden: „Wer übernimmt die Kontrolle? Oder wird das am Ende auf die Wirte abgewälzt?“

Der „Grüne Pass“ werde nicht viel daran ändern. Denn Gernot Riedel – ansonsten alles andere als ein Pessimist – bezweifelt, dass dieser Pass bis Sommer europaweit abgestimmt eingeführt wird: „Das wäre fein, aber ich glaube es nicht.“

Dies treffe leider auf auch den Österreich-Tourismus zu. Erst Mitte dieser Woche gab es wieder ein gemeinsames virtuelles Meeting mit Österreich Werbung (ÖW) und GeschäftsführerkollegInnen von TVBs und Destinationen aus allen Bundesländern. Riedel: „Wir treffen uns mittlerweile alle 14 Tage, drei Wochen dazu.“ Eine österreichweit abgestimmte Strategie zeichnete sich dabei nicht ab. Eher das Gegenteil. Gernot Riedel: „Ich sehe derzeit keine Vorbereitung, keine akkordierte Vorgangsweise und keine Ansatzpunkte, wie wir uns auf den Sommer vorbereiten sollen. Es wäre jetzt höchste Zeit dazu.“

„Wieder die Möglichkeit bekommen, zu arbeiten“

Sein Vorschlag, den er bereits im eingangs erwähnten TP-Blog machte: „Warum nicht, in klar definierten Bereichen sanfte Öffnungsschritte ermöglichen und jenen, die sich d‘rübertrauen, für die ersten Monate einen ‚Verlustfallschirm‘ spannen?“ Warum etwa sollten Restaurants und Gastrobetriebe nicht in einem ohnehin klar geregelten Ablauf von 11 bis 21 Uhr öffnen dürfen? Warum sollten Appartements oder Chalets, in denen jeweils nur ohnehin zusammengehörende „Menschenverbünde“ wohnen, nicht schon längst öffnen dürfen? Und wie das letzte Jahr eindeutig bewiesen hat, ist sogar der Betrieb von großen Hotels, „wohlgemerkt immer unter Einhaltung der bekannten Regeln“, absolut möglich. Damit würde, so Gernot Riedel, eine ganze Branche wenigstens die Möglichkeit bekommen, zu arbeiten, und müsste nicht „entmündigt und ohnmächtig darauf harren, endlich wieder aufsperren zu dürfen!“ 

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