T.A.I.-Serie „ITB NOW“ – Teil 1

Nicht für alle macht die virtuelle ITB Sinn! „Physischer Kontakt ist nicht zu ersetzen“

T.A.I. 24 TOP News

Vor einem Jahr wirkte die Absage der ITB in Berlin (sie sollte von 4. bis 8. März 2020 stattfinden) wie ein Vorbeben auf das, was danach kam. Heuer erfolgt mit der digitalen Version ITB NOW (9. bis 12. März 2021) der Versuch, die weltgrößte Tourismusmesse trotz anhaltender Corona-Pandemie zum gewohnten Termin durchzuführen. Die Meinungen über die Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens sind geteilt.

40 % weniger Aussteller aus Österreich

Fest steht, dass die „NOW“ nicht an die Spitzenwerte von 2019 (rund 10.000 Aussteller aus 181 Länder, ca. 113.500 FachbesucherInnen) anknüpfen wird. Konkrete Zahlen für 2021 wurden noch nicht genannt, doch anhand der offiziellen ITB-Liste der österreichischen Aussteller lässt sich das kompaktere Format deutlich erkennen: Wurden für 2020 noch 114 rot-weiß-rote Unternehmen angeführt, sind es heuer nur 69, um 40 % weniger. Darunter finden sich 36 „Wiederholer“ (sie waren auch im Vorjahr Aussteller) und 22 „Neue“, von denen einige (nicht alle) bereits bei früheren ITBs präsent waren.

T.A.I. lässt – aufgeteilt in drei Berichte – TouristikerInnen zu Wort kommen, …

  • die der virtuellen ITB fern bleiben,
  • die auch heuer bei der digitalen Version dabei sind und solche,
  • die entweder erstmals oder nach einer Pause wieder teilnehmen.

Den Anfang machen mit Manfred Traunmüller (Donau Touristik) und Vera Kremslehner-Braunegg (Kremslehner Hotels) zwei Unternehmer-Persönlichkeiten, für die eine Teilnahme an der digitalen Version der ITB keinen Sinn macht.

Regelmäßiger „Teams“-Kontakt mit größten Kunden

Manfred Traunmüller, Gründer und Geschäftsführer von Europas größtem Komplettanbieter für Radurlaube, der Donau Touristik, war „seit Hannelore von Evert-Oelhafen’s Zeiten“ auf der ITB (Anm.d.Red: Evert-Oelhafen war in den 1980er Jahren Chefin der ÖFVW - Österreichische Fremdenverkehrswerbung in Berlin). Damals fungierte Traunmüller als stellvertretender Direktor beim Landestourismusverband Oberösterreich und Leiter von dessen Verkaufsförderung. Die Donau Touristik gründete er 1996.

Heuer bleibt Manfred Traunmüller der ITB fern, da für ihn „eine Online-ITB keine Vorteile bringt.“ Dies habe nichts mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu tun, die von der Donau Touristik voll genutzt werden: „Wir kontaktieren unsere größten Kunden über MS Teams und beobachten in zahlreichen Einzeltelefonaten die jeweilige Unternehmens- und Marktentwicklung“, so Traunmüller, der im selben Atemzug klarstellt: „Der physische Kontakt ist aber LEIDER nicht zu ersetzen.“

Persönlicher Erfahrungs-Austausch wichtig

Der Bereich Donaukreuzfahrten (Anm.d.Red.: die Donau Touristik ist hier mit der MS Primadonna und der MS Esmeralda aktiv) sei „noch wesentlich schwieriger als Radurlaube, da die Erhaltungskosten eines Schiffes noch erheblich höher sind als Liegenschaften am Land“, so Traunmüller. „Hier gilt es, einen Erfahrungs-Austausch mit anderen Anbietern zu halten; auch da würde die (virtuelle) ITB nicht helfen.“

Am Comeback der Donaukreuzfahrten ändere dies nichts: „Sobald eine einigermaßen durchgeimpfte Bevölkerung wieder auf Reisen gehen kann, wird die Fluss-Schifffahrt boomen“, ist Manfred Traunmüller überzeugt. Eine Annahme, „welche wir laufend checken.“

Warten auf hybride ITB

Nicht an der virtuellen ITB teilnehmen werden auch die Kremslehner Hotels (vier 4-Sterne Hotels und ebenso viele Restaurants im Zentrum von Wien). General Managerin Vera Kremslehner-Braunegg: „Für uns war die ITB immer ein Austausch mit Partnern, der persönlich erfolgt ist.“ Der Fokus lag dabei auf Partner bzw. Ansprechpersonen, „die nicht regelmäßig nach Wien kommen, um mit ihnen ganz konkrete Probleme zu erörtern.“ Dies sei heuer nicht möglich, „da wir ja behördlich geschlossen sind und sich unsere Partner in den diversen Ländern auch im Lockdown befinden.“

Aufgrund dieser persönlichen Kontakte wird „für unsere Zwecke eine rein digitale Präsenz niemals eine ITB ersetzen können“, so Vera Kremslehner-Braunegg.

Ein weiterer Aspekt: „Wir haben die ITB auch immer dazu genutzt, neue Trends zu evaluieren oder auch um uns neue Programme und Systeme präsentieren zu lassen.“ Da auf der ITB „immer alle Aussteller gleichzeitig da waren, konnten wir uns dort immer einen guten ersten Eindruck machen bzw. einen Überblick erhalten, was für uns in Frage kommt.“ Dies sei nach Ansicht von Vera Kremslehner-Braunegg „rein digital nicht möglich.“ Mit einer hybriden ITB könne sie sich anfreunden (z.B. Vorträge, Seminare etc.), „aber für unsere Bedürfnisse wird es auch in Zukunft eine ‚echte‘ ITB geben müssen.“

In Teil 2 der T.A.I. Serie zur ITB NOW kommt mit dem Geschäftsführer des WienTourismus, Norbert Kettner, einer zu Wort, der – nach einer bereits fixierten Abkehr von der ITB  – heuer bei der digitalen Version dabei sein wird >>>

 

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